Hose runter!
Famoser Wolfgang Krebs ist „Allein in der Sauna“
„Du bist eben ein typischer Mann!“ Keine Frau, sondern Kumpel Thorsten wirft ihm am Telefon diese Floskel hin. Für „Kalle“ ist es dennoch Anlass genug, als einziger Besucher eines Dampfbades die Gedanken einmal ausgiebig schweifen zu lassen. Dies bildet den Rahmen für die unterhaltsame Komödie „Allein in der Sauna“, welche derzeit in der Schauspielmanufaktur im Rotochsenkeller gespielt wird.
Wolfgang Krebs spielt in dem Ein-Personen-Stück den Mittvierziger Karl-Heinz König, einen Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht, der es sozusagen geschafft hat: erfolgreich im Beruf, glücklich verheiratet, zwei süße Kinder. Entspannung gibt es dann in der Sauna, wo man in Anspielung auf die Körperformen von Ehefrau „Sanni“ auch mal „Kokosnüsse und Papayas statt Mandarinen“ zu sehen bekommt. Überhaupt, das Eheleben! Mit den Shopping-Macken seiner Angetrauten wie dem zeitraubenden Erwerb von Bodys oder nutzlosen Kochlöffelhaltern käme Kalle ja noch klar. Aber wieso müssen die Frauen ihre Männer ständig erziehen? Die Ordnung im Messerblock und den Verzicht auf den köstlichen Grillteller einfordern? Auch beim Liebesleben liegt einiges im Argen. Vorbei die Zeit mit spontanem Sex, nun mutiert der Gatte zum Verbal-Erotiker („Man macht’s weniger, redet aber mehr davon“). Und wenn sich bei der ehelichen Balz doch mal Erfolg abzeichnet, dann läuft vorab das „Ich-mach-meinen-Mann-rollig-Programm“, währenddessen der Erwartungsfrohe „eineinhalb Stunden im Zustand einer gespannten Schleuder“ verbringen muss. Zum Glück gibt es da noch die blutjunge Geliebte Maren, die den Hormonhaushalt einigermaßen im Gleichgewicht hält. „Allein in der Sauna“ ist eine witzige Persiflage über die Midlife-Crisis, wobei der Protagonist schlaglichtartig sein scheinbar perfekt eingerichtetes Leben reflektiert. Vordergründig muss er sich mit Alltagsproblemen wie Bauchansatz, vergessenen Einkaufszetteln und dem „Nutella-Gefühl“ herumschlagen. Doch je mehr er nachdenkt, desto ehrlicher wird er zu sich selbst: Nicht nur in der Sauna – Wolfgang Krebs spielt das gesamte Stück nur im Bademantel oder im umgewickelten Handtuch – sondern auch im übertragenen Sinn lässt Kalle die Hosen runter. Und wenn es dann um eheliche Treue, Vaterschaftstests und Potenzprobleme geht, zeigt sich schnell, wie löchrig die schöne Fassade und wie fragil der gesamte Lebensentwurf ist. Dabei sind dies noch die kleineren Katastrophen, die auf Kalle warten …
„Allein in der Sauna“ darf als gelungene Mischung aus Komödie und Solokabarett betrachtet werden. Zwar werden reichlich Mann-Frau-Klischees bedient und einzelne Szenen wie die „Produktion“ einer Spermaprobe wirken etwas überdreht. Doch sind es vor allem der feine Humor und die hintersinnigen Andeutungen, die dem Stück Witz und Charme verleihen. Hinzu kommt die super schauspielerische Leistung des famosen Wolfgang Krebs, der in seiner Rolle nicht nur authentisch wirkt, sondern - ganz auf sich allein gestellt – über die gesamte Spieldauer den Spannungsbogen aufrecht erhält.
Auch der ausgiebige Schlussapplaus des Publikums bekräftigt das Urteil: Ein sehenswerter Theater-Spaß.
Freitag, 16. Mai, Samstag, 24. Mai., Sonntag, 25. Mai, Mittwoch, 28. Mai und Donnerstag, 29. Mai.
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