Vom Bauernsohn zum Zeitungsmacher und Dichter
Andreas Geiß hat seine Familiengeschichte erforscht. Dabei stieß er auch auf einen, der einst im Ries nicht nur eine Zeitung herausgegeben hat.
Bei der Erforschung seiner Familiengeschichte stieß der aus Wörnitzostheim stammende und in Heilsbronn lebende Andreas Geiß auch immer wieder auf die Lebensumstände der acht Geschwister seiner in Rudelstetten geborenen Großmutter Christine, eine geborene Schmidt. Besonders ihr 1884 geborener Bruder Johannes, genannt „Hans“, erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Er gab nämlich seit 1911 zusammen mit seinem Bruder, dem späteren Bundestagsabgeordneten Wilhelm Schmidt, die Heimatzeitung „Der Rieser“ heraus.
Auf der Suche nach originalen Ausgaben der Zeitung wurde Andreas Geiß in Bibliotheken und Archiven fündig. Nahezu alle Ausgaben konnte er inzwischen ausfindig machen und inhaltlich auswerten. „Der Rieser“ bot dem Leser gesellschaftliche, politische und geschichtliche Beiträge und in Rubriken wie „Aus nah und fern“ oder „Dös und sell“ auch regionale Nachrichten. Andreas Geiß rechnete vor, dass ein vierteljährliches Abo zum Preis von etwa zehn Eiern zu haben war. Interessant auch die vielen Werbeanzeigen, die wertvolle Hinweise auf Gewerbe und Konsumverhalten jener Zeit geben.
"Der Rieser" war ein Mitteilungsblatt des Bayerischen Bauernbundes
Immer wieder finden sich Gedichte aus der Feder von Hans Schmidt, teils in Rieser Mundart. Nicht zuletzt war „Der Rieser“ auch das Mitteilungsblatt des Bayerischen Bauernbundes. Auch dieser Thematik hat sich Andreas Geiß bei seinen Recherchen gewidmet und damit einen wertvollen Beitrag zur politischen Geschichte im Ries geleistet.
Die ersten drei Jahrgänge wurden noch in Altensteig im Schwarzwald gedruckt, wo Hans Schmidt seit 1909 verheiratet war; dann zog die Druckerei nach Rudelstetten um. Im Jahr 1919 erschien die letzte Ausgabe in Rudelstetten. Hans Schmidt gründete im selben Jahr mit Johann Georg Wagner in Nördlingen den Verlag „Schmidt & Wagner“ am Brettermarkt. Am 20. Juni 1919 erschien die erste Ausgabe der Nachfolgezeitung „Rieser Tagblatt“. Auch diese Episode, besonders was den späteren Verkauf seiner Anteile an Wagner betrifft, muss durch entdeckte Briefe und Geschäftsunterlagen inzwischen neu interpretiert werden. Hans Schmidt blieb von Altensteig aus weiterhin journalistisch aktiv, gab das Büchlein „Rieser Heimat“ mit eigenen Gedichten heraus und gründete eine weitere Wochenzeitschrift „Der Bundesfreund“.
Bei seinem Vortrag in Rudelstetten konnte Andreas Geiß viele aufmerksame Zuhörer mit der Lebensgeschichte eines außergewöhnlichen Menschen fesseln. Anwesend waren auch einige Verwandte und Mitglieder der Familie, sogar Enkel von Hans Schmidt waren eigens angereist. Für den Verein Rieser Kulturtage durfte Manfred Luff abschließend Andreas Geiß im Namen aller Zuhörer herzlichst danken, dass er sich der Aufgabe angenommen hat, den bislang viel zu wenig beachteten Sohn Rudelstettens zu würdigen.
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