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12.01.2018

Ein Architekturentwurf für Singapur, Stadt der Zukunft: mit grüner Energie und vertikalen Gärten.
2 Bilder
Ein Architekturentwurf für Singapur, Stadt der Zukunft: mit grüner Energie und vertikalen Gärten.
Foto: WOHA

In Kino und Literatur haben Schreckensvisionen für die Zukunft Konjunktur. Was das über uns aussagt - und ob nicht doch viel besser kommen kann.

Entscheiden Sie selbst. Denn das ist eben keine Szene aus einem Buch, sondern Wirklichkeit, die aktuelle, echte „Doomsday Clock“, gestellt von einem Gremium aus Atomwissenschaftlern, in dem nicht weniger als 17 Nobelpreisträger sitzen. Wir, jetzt, sind das Publikum, wir sind die Betroffenen. Also: Raunen Sie, raunen wir vor Sorge?

Tatsächlich lässt sich sagen: O ja, das tun wir! Und zwar seit Jahrzehnten. Aber wir tun es lustvoll. Wie sonst ist zu erklären, dass wir seit Generationen gar nicht genug davon bekommen können, uns Geschichten des drohenden Untergangs zu erzählen? Zunehmend. Ein nimmermüd wachsendes und zuletzt in Kino und Literatur allgegenwärtig gewordenes Genre der Unterhaltung in Fantasy und Science-Fiction nämlich fällt unter die Überschrift „Dystopie“. Es ist die dunkle Verwandlung dessen, was vor 500 Jahren als „Utopia“ begonnen hat, mit dem so bezeichneten Traum des britischen Autors Thomas Morus von einer fernen, idealen Gesellschaft, einem menschlichen Paradies. Aber die folgenden Utopien im Irgendwo und Irgendwann, die noch in den 1960ern noch Bilder einer technischen Wunderwelt, vereint in Frieden und Wohlstand malte … – sie sind nach und nach zu Schreckensvisionen der Zukunft geworden. Warum? Liefert uns der Blick nach vorn nur noch Stoff zum Albträumen?

Kürzlich ist ein Buch erschienen, das wie die zentrale Antwort auf diese Frage wirkt, weil es eben keine Fantasie, kein Roman ist. Es heißt „Wir sind dran“ (Gütersloher Verlagshaus, 400 S., 24,99 ¤) und ist der neuste Bericht zum 50. Geburtstag des Club of Rome. Diese internationale Organisation aus Wissenschaftlern aller möglichen Sparten hatte 1972 die Welt mit einer Dystopie geschockt, ihrem ersten Bericht, betitelt: „Die Grenzen des Wachstums.“ Darin wurde angesichts der rasant steigenden Weltbevölkerung, der zunehmenden Verschmutzung der Erde und absehbaren Endlichkeit der Ressourcen nichts weniger als der „ultimative Kollaps des Weltsystems in den nächsten 50 Jahren“ prognostiziert. Und wer nun meint, dass wir dafür heute bei all den gegenwärtigen Problemen aber doch noch ganz gut leben, der lese eben jenen neuesten Bericht.

„Wir sind dran“ nämlich aktualisiert – mit bewusst doppeldeutigem Titel – den damaligen Befund anhand inzwischen deutlich genauerer Prognosemodelle und stellt unverändert fest, dass nichts weniger auf dem Spiel stehe als „das Überleben der Menschheit“. Und zwar jetzt. Es geht natürlich um die Klimaveränderungen, aber auch um zunehmende Unwuchten im Weltwirtschaftssystem, es geht um die unveränderten Gefahren durch Atomwaffen (siehe „Doomsday Clock“) und die neuartigen Gefahren durch aktuelle Technologien: von den Anfälligkeiten und Unberechenbarkeiten der digitalen Revolution bis zu den möglichen Folgen von Gen-Veränderungen. Basierend auf heutigen Fakten, resultierend in allerlei sich daraus entwickelnden Szenarien. Ein gewaltiges Raunen soll damit in der Gegenwart offenkundig provoziert werden. Denn die Autoren hoffen auf nicht weniger als einen Anstoß zu einer „neuen Aufklärung“: dass der Mensch angesichts solcher Aussichten also endlich vernünftig werden soll, ja muss, will er noch weiterleben können.

Wie nie zuvor geben diese Befunde der heutigen Wissenschaftler unmittelbar die Stoffe der düsteren Zukunftsfantasien vor. Dystopie-Klassiker wie „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley 1932 oder George Orwells „1984“ direkt nach dem Zweiten Weltkrieg projizierten die Abgründe ihrer Zeit noch auf technische Möglichkeiten in ferner Zukunft. Aktuelle Autoren schreiben dagegen die Gegenwart einfach fort – in Szenarien, wenn der Mensch eben nicht vernünftig wird.

Da ist etwa der Amerikaner Daniel Suarez, von Deutschlands führendem Debatten-Journalisten Frank Schirrmacher († 2014) schon zum „Jules Verne des digitalen Zeitalters“ geadelt. Statt der utopischen Reisen „zum Mond“ oder „zum Mittelpunkt der Erde“ des Franzosen im 19. Jahrhundert erzählt Suarez aber ausschließlich Dystopisches. In seinem bereits an Netflix zur Verfilmung verkauften neuen Buch „Bios“ etwa: Was aus den aktuellen Errungenschaften durch die Crispr/Cas-Methode werden kann, die Gene zielgenau bearbeitbar macht. Zwar auch, dass gefährliche Krankheiten damit besiegt und Ernährungsprobleme durch Synthetische Biologie gelöst werden könnten – aber wer setzt Grenzen? Im Thriller, der nicht von ungefähr im geldseligen Zukunftsland, der Wohlfühldiktatur Singapur, spielt, heißt es: „Sie glauben wirklich, den Fortschritt durch Moral aufhalten zu können?“ Und auf den Schwarzmärkten Thailands erst! Da werden Menschen optimiert und gezüchtet, und die dazugehörige Mafia kann sogar noch ihre genetischen Fingerabdrücke jederzeit verwischen …

Es lässt sich auch hintergründig realistisch gruseln mit neuen Science-Fiction-Stars aus Russland und China. Dmitry Glukhovsky verwandelt Moskau in seiner „Metro“-Trilogie in eine unterirdische Diktatur, Cixin Liu die Menschheit zum potenziellen Opfer einer technisch überlegenen Spezies, die sie – unbedarft wie Goethes Zauberlehrling seine Geister – selbst rief. Und wer mag, kann mit dem deutschen Känguru-Bestsellerautor Marc-Uwe Kling über die Zukunftssatire „QualityLand“ und das darin automatisierte Leben lacheln. Aber das, was der Amerikaner Dave Eggers in „The Circle“ 2013 noch als digitalen Totalitarismus für die nahe Zukunft an die Wand malte, haben die Chinesen inzwischen in viel größerem Umfang zu verwirklichen begonnen: ein digitalisiertes Punkte-System, das alle Bürger mit ihren sozialen, wirtschaftlichen und politischen Tätigkeiten erfasst und bewertet – und nach den Ergebnissen Rechte zuteilt, das Leben ordnet. Harmonisierung der Gesellschaft heißt das, System-Abschluss geplant für 2020. Müssen wir all die Dystopien dann also nicht eigentlich und mehr denn je warnend verstehen als: realistisch? Statt uns im Kino bei „Blade Runner 2049“ aus Hollywood oder „Jugend ohne Gott“ aus Deutschland wohlig zu gruseln?

Im Club-of-Rome-Bericht haben zum Schluss auch hoffnungspendende Ideen Platz, Projekte in aller Welt, in denen ein Umdenken bereits stattfindet: das Ausrichten am Glücksindikator statt am Bruttoinlandsprodukt in Bhutan, das Aufkommen der „Gemeinwohlwirtschaft“, die Einberechnung eines „Naturkapitals“. Und auch die regelmäßige Shell-Studie unter Jugendlichen sagt ja, dass diese mehrheitlich erstmals für sich selbst und für die Gesellschaft optimistisch in die Zukunft blicken (in den 80ern war es nur die gesellschaftliche, 2010 nur die eigene). Aber an eine positive Utopie glauben?

Die Uno hat in ihrer „Agenda 2030“ eine solche Vision mit 17 untereinander abhängigen Zielen für nachhaltige Entwicklung entworfen. Nun, so ist aus Kreisen der EU zu erfahren, gibt es Überlegungen, dazu eine Art Literaturwettbewerb zu veranstalten. Wer, so würde die Preisfrage lauten, schafft es, aus Punkten wie Bildungsförderung, Klimaschutz und innovativer Industrie einen packenden Roman zu formen, der die Leser überzeugt? Der realistisch auf die Menschen wirkt, um dadurch einen Schub in eine bessere Zukunft zu fördern? Der Club of Rome hätte da bereits einen Lieblingshelden. Der sprach in seiner uralten, mächtigen Institution völlig neue Töne, als er „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ sprach, vor gut zwei Jahren. Keine Romanfigur, sondern Franziskus, der Papst, und seine Enzyklika „Laudato si“. Ob man’s glauben mag oder nicht: Daraus könnte ein Weltenretter-Thriller werden. Raunen?

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