Neuer Asterix-Comic ist überraschend politisch
Die Handlung des neuen Asterix-Comics ist überraschend politisch und greift aktuelle Entwicklungen auf: Eine Wikilix-Affäre erschüttert das gallische Dorf.
Wenn es nach dem Willen des Imperators gegangen wäre, wüssten wir heute noch nicht, dass die Römer anno 50 v. Chr. eben nicht ganz Gallien besetzt hatten – sondern ein Dorf westlich des Römerlagers Kleinbonum nicht aufhörte, dem Eindringling Widerstand zu leisten.
Unnötigerweise wurden Generationen von Schülern mit Cäsars Version vom Gallischen Krieg geplagt. Denn Cäsar hat sich von seinem PR-Berater und Verleger Rufus Syndicus einwickeln lassen. Auf sein Anraten hin entfernt er aus den „Kommentaren zum Gallischen Krieg“ das entlarvende Kapitel „Rückschläge im Kampf gegen die unbeugsamen Gallier“...
Asterix-Abenteuer nah an der Gegenwart
Schon nach wenigen Zeichnungen ist man mittendrin in der überraschend politischen Story von „Der Papyrus des Cäsar“, dem neuen Asterix-Abenteuer, das jetzt bei Egmont erschienen ist. Zum zweiten Mal nach „Asterix bei den Pikten“ haben sich der Zeichner Didier Conrad und der Szenarist Jean-Yves Ferri zusammengetan, um mit dem Segen des Asterix-Ahns Albert Uderzo die Reihe am Leben zu erhalten.
Fazit nach der ersten Lektüre, der aufgrund der Details und Anspielungen noch viele weitere folgen müssen: Lange war ein „Asterix“ nicht mehr so nah an der Gegenwart und so witzig in der Darstellung der Charaktere. Manche Kritiker fühlen sich an den genialen Zeichner René Goscinny erinnert, nach dessen Tod 1977 Uderzo sich allein abmühte.
Whistleblower spielt Reporter verräterisches Manuskript zu
Jedenfalls funktioniert die Whistleblower-Szene auch 50 v. Chr. Ein stummer Schreiber namens Bigdahta spielt dem Reporter Polemix, einem „Kolporteur ohne Grenzen“, das verräterische Manuskript zu.
Dass Polemix aussieht wie Wikileaks-Gründer Julian Assange, ist Absicht. Ganz offensichtlich gehören dem Kolporteur die Sympathien von Conrad und Ferri. Da passt vieles zusammen: Verweise auf die zeitgenössische Medienlandschaft ebenso wie auf die vergangene, für die Titel wie „Tour de France“ oder „Asterix auf Korsika“ stehen. Da jedoch Asterix und sein Freund Obelix ja nicht nur Alt-68er und Lateinfetischisten befriedigen dürfen, kombiniert das Autoren-Duo auf amüsante Art raffinierte Mediennutzung mit den Möglichkeiten, die den Galliern zur Verfügung stehen.
Gutemine auf Emanzipationstrip
Hier kommen Kinder zu ihrem Recht. Kurzmitteilungen werden über Brieftauben verschickt, akustischer Widerstand erfolgt über Röhrophon-Tweets. Aber das wäre alles nutzlos, bedienten sich die Dörfler nicht der heute „Oral History“ genannten Tradition des Weitererzählens. Obelix, das sagt das Horoskop, bekommt weniger Wildfleisch, und Häuptlingsfrau Gutemine sei auf Emanzipationstrip. Sie soll den Chef wecken, „der in ihr schlummert“. Beim Finale mit dem großen Fressen darf der Barde Troubadix sogar mit an der Tafel sitzen. Warum das so ist, steht im Heft.
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