Schüler machen Lehrerin Geschenk: Jetzt muss sie 4000 Euro Strafe zahlen
Eine Lehrerin muss 4000 Euro Strafe zahlen, weil sie ein Schülergeschenk angenommen hat. In einer Internetkampagne wird nun Geld für die Frau gesammelt.
Dr. Klöbner und Herr Müller-Lüdenscheidt stehen sich in der Badewanne gegenüber. Das seltsame Tête-à-Tête ist einer der bekanntesten Sketche Loriots. In Berlin ist dieser zum Stein des Anstoßes für eine skurrile Debatte über die Bestechlichkeit von Lehrern geworden.
An einer Schule hatte die Lehrerin einer zehnten Klasse als Abschiedsgeschenk eine Loriot-ähnliche Skulptur im Wert von 198 Euro erhalten. Nachdem ein Vater daraufhin Anzeige gegen die Pädagogin erstattet hatte, musste sich diese vor Gericht verantworten. Erst gegen eine Zahlung von 4000 Euro wurde das Verfahren eingestellt. „Es ist ein sehr kurioser Fall, aber die Strafe entspricht der Gesetzgebung“, sagt Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). „Geschenke von Schülern oder Eltern sind völlig normal“, sagt Wenzel: „Es ist ein schönes Signal, denn es zeigt die Wertschätzung der Schüler.“ Diese Wertschätzung wurde der Berliner Lehrkraft nun zum Verhängnis.
Beamte dürfen keine Geschenke annehmen
Laut Gesetzgebung dürfen Beamte Geschenke nicht annehmen, wenn diese von materiellem Wert sind – die Regelung greift auch bei Feuerwehrleuten und Polizisten. Berliner Lehrer dürfen Geschenke nur bis zu einem Wert von zehn Euro annehmen. Dabei ist es unerheblich, ob die gesamte Klasse sammelt oder ob sogar eine Zustimmung der Eltern vorliegt. Selbstgebastelte Geschenke, wie Kalender oder gemalte Bilder sind davon freilich unberührt. „Auch wenn Geschenke gut gemeint sind, können Missstimmungen entstehen“, sagt Wenzel: „Weil es zu verzwickten Situationen kommen kann, rate ich allen Kollegen, Geschenke abzulehnen.“
Spendenaktion soll Lehrerin unterstützen
Im Internet hat die Strafe für die Pädagogin eine Solidaritätswelle losgetreten. Initiator ist der Münchner Webdesigner Florian Mayer. Der 33-Jährige startete spontan eine Spendenaktion, um über das Blogger-Forum „Indiegogo“ für die Lehrerin Geld zu sammeln. „Das Ganze ist so ungerecht gelaufen. Wir wollen ihr damit helfen“, sagt Mayer im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Kampagne funktioniert nach dem „Crowdfundig“, einer Methode der Geldbeschaffung, mit der für gewöhnlich Projekte oder Geschäftsideen versorgt werden. Selbst wenn die Lehrerin die inzwischen gesammelte Summe von über 4700 Euro nicht behalten dürfte – Mayer könnte über Nacht zum Internet-Star werden.
Neben unzähligen Interviews mit Online-Portalen besuchte ihn bereits das SAT1-Frühstücksfernsehen. Im Netz hat seine Kampagne nunmehr fast 450 Unterstützer. Bei Facebook hat die von Mayer ins Leben gerufene Gruppe „Zurückzudir“ binnen weniger Stunden mehr als 70 Anhänger gefunden. „Ich habe mir nicht ausgemalt, dass das Ganze solche Ausmaße annimmt“, gesteht der Initiator: „Aber ist für eine gute Sache. Da schadet es nicht, wenn es viele Menschen aufrüttelt.“
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