Wie aus Alexander Gerst "Astro-Alex" wurde
Alexander Gerst hat die Deutschen wie kein anderer für den Weltraum begeistert. Eine Biografie geht jetzt der Frage nach: Wie wurde Astro-Alex Astronaut?
Vulkanologe, Reisender, Raumfahrer: Der deutsche Alexander Gerst hat viele Professionen. Doch erst als Astronaut auf der Internationalen Raumstation ISS wird er weltweit bekannt und in Deutschland zu einer absoluten Berühmtheit. In seiner Heimat ist schon so etwas wie ein Gerst-Hype ausgebrochen. Nun beleuchtet eine Biografie von Felix Westermühl sein Leben.
Der Mann aus dem beschaulichen Ort Künzelsau in Baden-Württemberg ist in den Schlagzeilen allgegenwärtig. Denn: Wie kein anderer zuvor hat der 42 Jahre alte Forscher in Deutschland die Faszination für den Weltraum geweckt. Obwohl der Astronaut der Europäischen Raumfahrtagentur Esa fast täglich Botschaften zur Erde schickt, ist über sein Privatleben kaum etwas bekannt.
Für Vulkan-Studien lebte Alexander Gerst in der Antarktis
Akribisch folgt der Autor deshalb Gersts Schul- und Studienjahre in Baden-Württemberg, zitiert Lehrer und Weggefährten. Sein Entdecker-Gen habe er schon in jungen Jahren bewiesen, sagt ein Lehrer: Ständiges Hinterfragen, Nachbohren, wo andere sich längst mit Antworten zufrieden geben. Das seien schon früh seine Charaktereigenschaften gewesen. Von der Universität Karlsruhe ausgehend folgt der Leser seinen Spuren über Neuseeland bis zu Vulkan-Studien in der Antarktis, wo Gerst erstmals unter drastischen Wetterverhältnissen leben muss.
Westermühl stützt sich vor allem auf die wenigen öffentlichen Details, die über Gerst aus früheren Interviews und Texten bekannt sind. Doch viel mehr als bisher bekannt erfährt man über den charismatischen Künzelsauer nicht. Mit viel Hintergrund zum Weltall, der Geschichte der Raumfahrt und über den jahrelangen Bau der ISS ergibt Westermühls Biografie dennoch ein rundes Bild über den Werdegang Gersts.
Auf Twitter veröffentlicht "Astro-Alex" fast täglich Fotos aus der ISS
Dabei geht der Autor vor allem der Frage nach, warum so viele Menschen plötzlich an Gersts Lippen hängen. Gerst selbst befeuert den Hype um seine Person mit viel Engagement: Per Schalte erklärt der Geophysiker Schulkindern die Schwerelosigkeit, bei einem Konzert der Band Kraftwerk meldet er sich live aus dem All, gleichzeitig veröffentlicht er unter dem Namen Astro_Alex im Kurznachrichtendienst Twitter fast täglich Fotos aus der ISS.
"Er hat verstanden, dass sich eine Faszination am besten dann vermitteln lässt, wenn ein Mensch zeigt, wie sehr er selbst fasziniert ist", resümiert Westermühl. Jahrelang trainiert Gerst für seine Reise ins All. Nach einem mühsamen Auswahlverfahren mit mehr als 8000 Bewerbern fliegt er 2014 zum ersten Mal zur ISS, 2018 folgt der bislang größte Schritt seiner Karriere.
Alexander Gerst hat das ISS-Kommando als erster Deutscher übernommen
Im Oktober wird er als erster Deutscher ISS-Kommandant und übernimmt so die Gesamtverantwortung für die Crew. Wann er zurückkehren wird, ist noch ungewiss. Gerst hat zu einem turbulenten Zeitpunkt das ISS-Kommando übernommen. Ein mysteriöses Leck in der Raumkapsel ist noch immer nicht geklärt, ein Fehlstart von zwei Crew-Mitgliedern brachte neben nervenaufreibender Momente auch den ganzen Zeitplan für Gersts Mission durcheinander.
Doch der Geophysiker sieht in seiner Mission mehr als nur eine riskante Forschungsreise. Für ihn ist sie ein Abenteuer und ein Bildungsauftrag. Und genau das macht vielleicht seinen Erfolg aus. (dpa)
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