Dem Ingeniör ist nichts zu schwör!
Der skurrile Erfinder Daniel Düsentrieb experimentiert seit 60 Jahren.
Zugegeben, unsere Überschrift hat eine gewisse Patina. Aber gibt es einen anderen Satz, bei dem ganze Generationen von Comiclesern sofort an Daniel Düsentrieb denken? Eben. Der Spruch „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ ist der legendären Übersetzerin Erika Fuchs (1906–2005) zu verdanken, die großen Spaß daran hatte, die Düsentrieb-Geschichten von Carl Barks zu übersetzen, zumal in den besten Geschichten der Phantastilliardär Dagobert Duck der Widerpart des sonderlichen Tüftlers ist: Da prallen zwei Sprachwelten aufeinander. Die des fordernden autoritären Kapitalisten und die des Spintisierers, der so viel unnötiges Zeug erfindet, dass er es vor seiner Haustür anpreisen muss wie auf dem Flohmarkt.
Daniel Düsentrieb - liebenswerter Spinner
Jetzt feiert Düsentrieb seinen 60. Comics-Geburtstag. Im Mai 1952 erschien der „große, schlaksige Hühnervogel“, wie ihn sein Erfinder Barks (1901–2000) beschrieb, zum ersten Mal im Disney-Universum. Er hüpft in der Episode „Eine peinliche Enthüllung“ auf einer Stelze, um Sahne, die er sich in einem Fass umgeschnallt hat, zu Butter zu schlagen. Wie man sieht, stand „Gyro Gearloose“, wie er im Original heißt – ein Typ, der nicht in die Gänge kommt – noch am Anfang seiner Karriere.
Man muss ihn mögen. Auch wenn er sich stets devot den Launen Dagoberts unterwirft und von dem Geizhals auch noch finanziell ausgetrickst wird. Zuneigung erfährt der Sonderling immerhin von Donalds Neffen, die ihrem Onkel kontern, als der Düsentrieb als „Spinner“ bezeichnet. „Das hat man von dem Grafen Zeppelin auch behauptet“, entgegnen die Knaben.
Fehlkonstruktionen zu Wegwerfpreisen
Was hat Daniel nicht alles erfunden: Luftroller, Wünschelbrunnen, heißen Eistee, sich selbst leerende Mülltonnen, behaarte Türklinken für den Winter und Kaugummibäume. Aber nie erfährt man, ob sich ein Kunde für seine gebrauchten Kugelblitze interessiert hat oder für „Fehlkonstruktionen zu Wegwerfpreisen“. Wenn ihm gar nichts einfällt, haut er sich mit dem Hammer auf den Kopf oder setzt seine berühmte Denkkappe auf, in der drei Vögel kreischen. Ein Vogel allein tut es bei dem Diplom-Ingenieur eben nicht. Seine schönste Erfindung ist sein Homunkulus „Helferlein“, eine kleine intelligente Drahtfigur mit Glühbirnenkopf. Dem aktuellen Micky-Maus-Magazin ist als Gimmick ein Plastik-Helferlein beigelegt („Kopf leuchtet“).
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