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Fernsehen
19.07.2015

"Doku-Soaps" - Ist alles nur geschwindelt?

Verärgert ist ein Wirt, der sich von den „Küchenchefs“ Martin Baudrexel, Ralf Zacherl und Mario Kotaska (von links) helfen ließ.

Sendungen wie „Bauer sucht Frau“, „Die Küchenchefs“ oder „Frauentausch“ sind beliebt. Und mal mehr, mal weniger inszeniert. Manche Kandidaten bereuen inzwischen ihre Teilnahme.

Was wohl passiert wäre, wenn er die Notbremse gezogen und die drei „Küchenchefs“ einfach vor die Tür gesetzt hätte? Das ist so ein Gedanke, der Martin Seul durch den Kopf spukt, wenn er sich durchs Fernsehprogramm zappt und bei einem dieser Formate hängen bleibt, die ihren Zuschauern suggerieren, sie würden ihnen bei ihren Problemen helfen. Partnersuche? Wohnungssuche? Oder „Raus aus den Schulden“? Alles scheinbar kein Problem.

Seul, 53, ist Gastwirt des Lokals „Reissdorfs em Oellig“. Es ist ein beliebter Treffpunkt für die Fans des 1. FC Köln, auf der Speisekarte steht Sauerbraten. Es lief schon mal besser, daraus macht Seul keinen Hehl. „Nach 30 Jahren im Geschäft sind wir auch ein bisschen betriebsblind geworden.“ Als sich Anfang 2013 noch die Beschwerden über den Koch häuften, der an Alkoholproblemen litt, rief Seul bei RTL an: Ob „Rach, der Restaurant-Retter“, ihm und seiner Frau nicht helfen könne?

Ideen der "Küchenchefs" gehen nach hinten los

Doch Rach wollte nicht, stattdessen schickte die kleine RTL-Schwester Vox die „Küchenchefs“: Martin Baudrexel, Rolf Zacherl und Mario Kotaska. Und sie versuchten das an drei Tagen, was ihr prominenterer Kollege Rach mitunter auch in einer Woche nicht schafft: eine Kehrtwende. Doch sie hatten merkwürdige Ideen. Seul sagt, er habe den Kölner Dom aus Leberkäse ausstechen sollen, Pferdewurst und Sauerbraten vom Pferd anbieten und überhaupt die ganze Speisekarte auf Kölsch schreiben sollen. 400 Euro kostete die neue Version, dazu kamen die Aufnahmegebühren von 1200 Euro für den Kölner Kochverein.

Seul sagt, von der Initiative habe er nie wieder etwas gehört. Dabei sollte sie das leisten, was sich die Seuls von den TV-Köchen versprochen hatten: Sie sollten den Lehrlingen zeigen, wie man gesünder und ausgewogener kocht und das Essen dekorativer zubereitet.

Seul sagt, zwei Wochen lang hätten sie die Tipps der „Küchenchefs“ befolgt, dann seien sie zur Tagesordnung zurückgekehrt und hätten sich von ihrem Koch getrennt. Die Speisekarte hätte Nicht-Kölner verschreckt, den Pferde-Sauerbraten habe kein Mensch bestellt. Die ganze Aktion sei ein Flop gewesen – wohl auch für die „Küchenchefs“.

Er und seine Frau hätten wohl nicht ins Beuteschema des Senders gepasst, meint Seul. Weder habe das Lokal kurz vor der Pleite gestanden noch seine Ehe vor dem Aus. Keine guten Voraussetzungen also für das Fernsehen? „Denn dort gilt ja die Devise: Es lebe das Drehbuch.“ Im Rampenlicht zu stehen, das ist für die Seuls nicht neu. Es sind Kölner Originale, die den Karneval lieben und für die die Kneipe auch ein bisschen so etwas wie eine Bühne ist. Doch in die Sendung „Küchenchefs“ seien sie blauäugig reingestolpert, sagen sie heute.

Urteil gegen RTL II: Ausstrahlung von "Frauentausch"-Folge verboten

Dabei dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass derartige Sendungen inszeniert werden. Offiziell wird das zwar von den Sendern dementiert, aber Erfahrungsberichte der Beteiligten beweisen das Gegenteil: Wo „Doku-Soap“ draufsteht, ist eben nicht unbedingt „Doku“ drin. Zu diesem Schluss kam auch das Berliner Landgericht, das 2008 die erneute Ausstrahlung einer Folge der beliebten Sendung „Frauentausch“ verbot. Es war das erste Mal, dass Richter urteilten, dass das Fernsehen die Menschenwürde von Kandidaten verletzt.

Auf der Anklagebank: RTL II. Eine Mutter aus Berlin hatte geklagt, der Sender habe sie als überfordert und geistig verwirrt dargestellt. Ihre Kinder seien vom Team aufgefordert worden, in einer Videobotschaft zu sagen, sie solle nicht wiederkommen. Nach der Ausstrahlung sei die Familie regelrecht beschimpft worden. Das Fazit der Mutter: RTL II habe sie und ihre Kinder „als Show-Elemente missbraucht“.

Der „Fake“ sei offensichtlich, sagt die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher, die regelmäßig Reality-TV-Formate wie „Schwiegertochter gesucht“ oder „Frauentausch“ untersucht. „Man hat schon fast die Regie-Anweisung im Ohr, wenn man die Menschen dort weinen oder schreien sieht. Das ist kein normales Verhalten. Die Kandidaten blicken oft in die Kamera dabei.“

Doch warum gibt es trotzdem immer noch genügend Statisten, die sich bewerben? Bleicher sagt, viele versprächen sich davon eine „soziale Aufwertung“. Der Hunger nach den sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm sei eben größer als die Angst davor, am Pranger zu landen.

Welche Konsequenzen das haben kann, zeigt der Fall Heinrich Gersmeier. Viele kennen ihn aus der RTL-Dokusoap „Bauer sucht Frau“. Gersmeier ist „Schäfer Heinrich“, ein liebenswert-verschrobener Typ mit Seppelhut, der gerne singt. Eine Frau fand Heinrich nicht. Dafür nutzte er seine plötzliche Bekanntheit, um sich ein zweites berufliches Standbein als Sänger und Alleinunterhalter zu schaffen.

„Einsatz in vier Wänden“ bringt Landwirt 20.000 Euro Schaden

Sein gutes Verhältnis zu Deutschlands größtem Privatsender bekam jedoch einen Knacks, als er seinen Bauernhof für eine Spezialfolge der Einrichtungsshow „Einsatz in vier Wänden“ zur Verfügung stellte. Die Produzenten köderten ihn mit dem Versprechen, seine Wohnung zu verschönern. „Auf den ersten Blick“, sagt Gersmeiers Manager Alexander Frömelt, „sieht die Wohnung jetzt auch top aus.“ Die Quittung für den Einsatz habe Gersmeier jedoch später bekommen: Wände im Bad und in der Küche waren so feucht geworden, dass er sie aufstemmen lassen musste. Eine Folge falsch montierter Armaturen, sagt Frömelt. „Es musste eben schnell, schnell, schnell gehen.“

Es waren nicht die einzigen Fehler, die den Handwerkern unterliefen. Heizkörper im Bad strahlten keine Wärme mehr ab, weil davor eine Sitzbank anmontiert wurde. Eine Spüle wurde so eingebaut, dass sich das Fenster nicht öffnen ließ. 20000 Euro Schaden, das ist die Bilanz dieses „Einsatzes in vier Wänden“ aus Sicht Gersmeiers. Weitere 15000 Euro soll er ans Finanzamt zahlen, als Versteuerung eines „geldwerten Vorteils“. Diese Forderung versucht er, mit Gutachtern abzuwenden.

Er ist offenbar kein Einzelfall. Sein Manager sagt, ein ehemaliger Mitarbeiter der Produktionsfirma MME habe ihm anvertraut, dass es mindestens 30 weitere Beschwerden über Pfusch am Bau gebe. Bei MME heißt es dagegen, es seien nur vereinzelt Mängel aufgetreten, und die habe man alle nachweislich beheben lassen. Das Format „Einsatz in vier Wänden“ wurde 2013 eingestellt.

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