Stress am Arbeitsplatz: Krankenkassen nehmen Unternehmen in die Pflicht
Große Unternehmen haben auf die Zunahme an Burnout-Erkrankungen reagiert - und den E-Mail-Verkehr von Mitarbeitern in der Freizeit eingeschränkt.
Die Chefs mehrerer großer Krankenkassen geben den Unternehmen eine Mitschuld an der Zunahme von Burnout-Erkrankungen und Depressionsfällen. Sie wollen nun die Firmen bei der Vorbeugung in die Pflicht nehmen. Die Vorstandschefs der Barmer GEK, der Techniker Krankenkasse und der Kaufmännischen Krankenkasse KKH fordern die Unternehmensführungen zu einer besseren Gesundheitsvorsorge auf. Barmer-Chef Christoph Straub sagt, auch ein Gesetz könne „durchaus hilfreich sein, wenn es Arbeitgeber zwingt, Arbeitnehmern das Recht auf Ruhepausen zuzugestehen“. Das Bundesarbeitsministerium ist bislang zurückhaltend und will noch aktuelle Forschungen abwarten.
Laut AOK summierten sich die Fehltage von Arbeitnehmern wegen des Burnout-Syndroms im Jahr 2011 auf 2,7 Millionen. Die Zahl psychischer Erkrankungen sei seit 1994 um 120 Prozent gestiegen.
Christoph Straub (Barmer): "Niemand sollte immer erreichbar sein"
Große Unternehmen wie Autohersteller und die Telekom reagierten darauf unter anderem mit Einschränkungen des E-Mail-Verkehrs in der Freizeit. Das Bundesarbeitsministerium empfiehlt, dass Anrufe und E-Mails nach Feierabend für die meisten Mitarbeiter eine Ausnahme bleiben sollen. „Niemand sollte immer erreichbar sein müssen – hier kann ein Gesetz durch klare Maßstäbe gegen Dauerstress die Gesundheit schützen.“ sagt Barmer-Chef Straub.
Sein KKH-Kollege Ingo Kailuweit wirft den Firmen vor, ihre Verantwortung für die Beschäftigten zu vernachlässigen. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. „Kein Arbeitnehmer muss ständig erreichbar sein“, sagt Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. (epd)
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