Heute vor 20 Jahren verlor Natascha Kampusch ihre Freiheit
Natascha Kampusch hat in ihren 30 Jahren viel erlebt. Schuld ist ein Arbeitsloser, der sie am 2. März 1998 entführte. Wie es ihr heute geht und was sie vorhat.
Die Bilder gingen am 23. August 2006 um die Welt: Nach 3096 Tagen, also etwas mehr als acht Jahren, gelang es der 18-jährigen Natascha Kampusch, ihrem Entführer zu entkommen. Der arbeitslose Nachrichtentechniker Wolfgang Přiklopil hatte sein Opfer als zehnjähriges Mädchen am 2. März 1998 in Wien entführt.
Auf dem Weg zur Schule zerrte er die Schülerin in einen Kleintransporter und hielt sie in einem Kellerverlies in seinem Haus im niederösterreichischen Strasshof an der Nordbahn gefangen. Acht Jahre musste Natascha ihrem Peiniger als Sklavin dienen - sexueller Missbrauch inklusive - bevor ihr im Sommer 2006 die Flucht gelang.
Dabei waren die Qualen mit ihrem Ausbruch aus dem Verlies keinesfalls zu Ende, wie Natascha Kampusch jetzt im Interview mit Oe24 -Chef Wolfgang Fellner berichtet: "Ich wurde zwar von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Trotzdem habe ich vieles mitbekommen."
Hasspostings und üble Kommentare haben Natascha Kampusch verletzt
Vor allem üble Kommentare von Leuten, Kabarettisten, die sich über sie lustig machten und Journalisten, die über sie schrieben, ohne sie zu kennen, hätten sie in dieser Zeit sehr verletzt, sagt sie. Unzählige Hasspostings in Sozialen Netzwerken taten ihr Übriges, schildert sie: "Die waren wirklich unter der Gürtellinie. Keiner von den Verfassern würde einem das direkt ins Gesicht sagen."
Insgesamt vier Jahre setzte sich der psychische Leidensweg fort. Natascha Kampusch sagt, sie überstand diese Jahre, weil ihr wichtige Unterstützer zur Seite gestanden hätten. Auch der freiwillige Gang zu Therapeuten habe ihr durch die schwere Zeit geholfen. Seit ungefähr acht Jahren genießt die 30-Jährige ihr zweites Leben. "Seitdem bin ich stark genug."
Die Flucht 2006 war wie ein Wunder für die damals 18-Jährige. "Ich hatte mich damit abgefunden, mein Leben im Verließ zu fristen. Die Flucht war ein bisschen wie die Auferstehung an Ostern", erinnert sich Natascha Kampusch im Interview mit Fellner. Aufgeben wollte sie trotzdem nicht: "Ich hatte immer das Gefühl mich zu befreien und hatte die Vision von Freiheit. Ich bin eine starke Kämpferin."
Natascha Kampusch versucht immer positiv zu denken
Die letzten zwölf Jahre in Freiheit boten ihr eine Mischung aus spannenden, erfreulichen, aber auch ungeheuerlichen Situationen. Es sei nicht immer leicht gewesen, sagt Natascha Kampusch. Dafür nehme das Geschehene einen zu großen Raum in ihrem Leben ein. Die Entführung hat tiefe Wunden hinterlassen. Kampusch verrät ihre Glücksformel: "Immer positiv denken und in die Zukunft schauen."
Drei große Pläne möchte die Wienerin noch verwirklichen. Dazu zählt, ihre abgebrochene Lehre als Goldschmiedin fortzusetzen. Vor ein paar Monaten brachte sie ihre erste Schmuckkollektion unter dem Label "Kampusch Fiore" auf den Markt. Ihre Entwürfe setzte bislang noch eine gelernte Goldschmiedin um. In der Zukunft soll es weitere Kollektionen geben - dann von ihr selbst gestaltet.
Auch an ein neues Buch denkt die Frau aus Wien. Offen lässt Natascha Kampusch aber, ob es sich wie in den bereits von ihr mitverfassten Büchern "3096 Tage" und "10 Jahre Freiheit" um ein autobiografisches Werk handelt - oder ob sie sich diesmal an einem Roman versucht.
Nataschas Traum: eine Rolle in Hollywood
Offen wäre die Österreicherin sogar für ein Rollenangebot als Schauspielerin: "Hollywood wäre ein Traum!" Auch Fernsehshows würden sie interessieren "wenn sie nicht zu weit entfernt sind." Ein Besuch auf dem Oktoberfest käme dagegen niemals in Frage. Wichtiger ist der ehemaligen TV-Moderatorin ("Natascha Kampusch trifft"), eine Familie zu gründen. Noch sei sie aber auf der Suche nach dem Mann mit Persönlichkeit, der zu ihr passe, verrät die Wienerin.
Ihren 30. Geburtstag feierte sie ohne Partner am 17. Februar 2018 mit ihrer Familie und Freunden. Vielleicht klappt es mit der Liebe ja beim Sport. Natascha Kampusch könnte sich vorstellen, eine Sportart zu erlernen.
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