Höhlendrama: Elon Musk beschimpft Höhlentaucher auf Twitter
Das Höhlen-Drama endete glücklich, doch jetzt liefert sich US-Milliardär Elon Musk einen üblen Streit mit dem Rettungsteam. Gibt es eine Fortsetzung vor Gericht?
Den zwölf jungen Fußballern aus der thailändischen Höhle und ihrem Trainer geht es immer besser. Wahrscheinlich dürfen sie noch diese Woche aus dem Krankenhaus nach Hause - so weit das Wichtigste. Nach der glücklichen Rettung hat jetzt jedoch ein böser - und ziemlich überflüssiger - Streit eingesetzt, ob bei der Hilfsaktion nicht besser auch noch ein kleines U-Boot hätte eingesetzt werden sollen. Im Mittelpunkt: der Milliardär Elon Musk, bekannt durch seine Elektroautos der Marke Tesla.
In dem Drama, das nach 17 Tagen so gut zu Ende ging, war das alles bislang nur eine Episode am Rande. Der PR-Profi Musk wollte mit dem Mini-U-Boot die Bergung der Jugendlichen aus der Höhle unterstützen. Er hatte das Bötchen, das von einer seiner vielen Firmen entwickelt wurde, auf eigene Kosten nach Thailand bringen lassen und kam auch selber mit. Dann taufte er es auch noch auf den Namen "Wildschwein" - so heißt der Verein, aus dem die Fußballer kommen. Das Team aus thailändischen und internationalen Rettungsprofis bedankte sich, verzichtete aber.
Rettungstaucher befreite Jungen aus der Höhle und lehnte Musks Angebot ab
Bei den Rettungskräften kam das alles nicht gut an. "Er kann sich sein U-Boot dahin schieben, wo es weh tut", sagte Vern Unsworth, einer der Rettungstaucher, dem Nachrichtensender CNN am Samstagabend. Nicht mehr als ein "PR-Gag" sei das Angebot gewesen, sagte der Brite. "Es bestand absolut keine Chance, dass es funktioniert", sagte Unsworth, "er hatte keine Vorstellung davon, wie es in der Höhle aussieht." Die steife Außenhülle des bereitgestellten U-Boots sei mit rund 1,70 Metern zu lang gewesen, um Kurven und Hindernisse zu umfahren. "Es wäre nicht einmal 50 Meter weit in die Höhle reingekommen."
Wer die Gegend kennt, glaubt das sofort. Aber ganz unabhängig davon: Auf jeden Fall konnten die Kinder und der Trainer gerettet werden, ohne dass es Musks Hilfe bedurfte. Und irgendwie fühlte sich der Tech-Milliardär mit seinen hochfliegenden Plänen - darunter die Besiedlung des Mars - wohl schlecht behandelt.
Elon Musk beschimpft Rettungstaucher der Fußballmannschaft nach Höhlendrama auf Twitter
Der Mann aus Silicon Valley flog dann wieder nach Hause. Nicht ohne seinen mehr als 22 Millionen Followern auf Twitter noch mitzuteilen: "Thailand ist so schön." Das war es dann aber auch mit Freundlichkeiten. Schnell wurde die Stimmung mies. Der Tesla-Chef reagierte mit Beschimpfungen. Auf Twitter schrieb er, er habe "diesen britischen Auswanderertypen, der in Thailand lebt" nie bei der Höhle gesehen. Außerdem bezeichnete er den Rettungstaucher als Pädophilen: "Sorry pedo guy, you really did ask for it." Schnell wurde in den Netzwerken Kritik an Musk laut. Zunächst versuchte der noch zu kontern, indem er einen signierten Dollar wettete, dass die Unterstellungen wahr seien. Kurze Zeit später wurden die Tweets dann gelöscht. Jedoch hatte ein Mitarbeiter der Redaktion von The Daily Beast Screenshots der Nachrichten gespeichert und auf Twitter verbreitet:
Musk, der mit dem Bezahlsystem PayPal reich wurde, sieht sich als eine Art Missionar für den "Wandel der Welt zu nachhaltiger, sauberer Energie". Als Fahnenträger der Elektromobilität hat er viele Anhänger. Allerdings hat Tesla in fast 15 Jahren bislang kein einziges Mal einen Jahresgewinn gemacht. Unterm Strich stand 2017 ein Minus von fast zwei Milliarden Dollar. Viele Aktionäre sind unzufrieden. Jetzt gibt es Kündigungen. Musk wirkt seit einer Weile arg dünnhäutig.
Unsworth behält sich nun vor, den Tech-Milliardär wegen Beleidigung zu verklagen. Man kann das nachvollziehen. Niemand lässt sich gern als "pädophiler Kerl" beschimpfen - und schon gar nicht jemand, der vermutlich mehrmals sein Leben auf Spiel setzte, um Kinder aus einer Höhle zu retten. Übrigens, nach allem, was man weiß: Das U-Boot namens "Wildschwein" steht noch immer ungenutzt in Thailand.
In der vergangenen Woche konnten die letzten Jungen aus der Höhle befreit werden. Am 23. Juni wurden sie in der Tham-Luang-Höhle von rasch steigenden Wassermassen überrascht. Neun Tage später fand man die Jungen, sie wurden mit Lebensmitteln versorgt und medizinisch betreut. Nach starken Monsunregenfällen mussten sie dort über zwei Wochen ausharren. Das Gesundheitsministerium Thailands teilte mit, den Jungen gehe es gut, sie seien "wohlauf" und "frohgemut".(AZ/dpa)
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