"Im Netz der Versuchung": Der Truman-Show-Trick will nicht gelingen
In "Im Netz der Versuchung" leidet Baker Dill an seinem gescheiterten Familienleben. Der Film will den Zuschauer an der Nase herumführen - und scheitert daran.
Baker Dill (Matthew McConaughey) lebt auf der Insel Plymouth vor der Küste Floridas eigentlich mitten im Paradies. Die Sonne scheint ohne Unterlass, das Meer erstrahlt in feinstem Postkartenblau, am beschaulichen Hafen liegt die Jacht, auf der er jeden Tag zum Angeln hinausfährt.
Trotzdem ist Baker Dill kein glücklicher Mann. Er wird nicht nur von seinen Erlebnissen im Irak-Krieg verfolgt, sondern auch von Erinnerungen an das eigene, gescheiterte Familienleben. Vor allem ist Baker besessen von einem riesigen Thunfisch, der ihm mehrmals wieder vom Haken gegangen ist.
Auf Baker Dill warten 10 Millionen Dollar Entlohnung
Dann steht eines Tages seine Ex-Frau Karen (Anne Hathaway) auf dem Steg und schlägt ihm ein Geschäft vor: Baker soll ihren fiesen Ehemann Frank (Jason Clarke) mit auf Angeltour nehmen und an die Haie verfüttern. Dafür winkt nicht nur eine Entlohnung von 10 Millionen Dollar.
Durch den Mord könnte auch das Seelenheil des gemeinsamen Sohnes gerettet werden, der unter dem gewalttätigen Stiefvater leidet und zu dem Baker eine geradezu telepathische Nähe empfindet.
Die Figuren sind zu klischeehaft, die Insel zu idyllisch
Mit paranormalen Tagtraumsequenzen zwischen Vater und Sohn setzt Regisseur Steven Knight in seinem sonnendurchfluteten Noir-Thriller „Im Netz der Versuchung“ die ersten Zweifel an der Tragfähigkeit der filmischen Wirklichkeit, die sich zunehmend vertiefen.
Zu idyllisch wirkt die paradiesische Insel, zu klischeehaft die Figuren vom allwissenden Wirt bis hin zu den Femme-Fatale-Auftritten der Ex-Frau. All diese sich steigernden Überzeichnungen sollen dann mit einer radikalen Plotwendung plötzlich Sinn ergeben.
Aber der Truman-Show-Trick, mit dem Knight im letzten Filmdrittel eine neue Erzählebene einzieht, will seine erhellende Wirkung nicht entfalten. Allzu stolz zeigt der Film, wie er sein Publikum an der Nase herumgeführt hat.
Bewertung: 2 von 5 Sterne
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