Ehefrau macht mit ihrer Geschichte Kasse - Söhne unversöhnlich
Wenn sie in ihre Heimat zurückkehrt, wird sie die Polizei am Flughafen erwarten. Doch die Ehefrau des totgeglaubten britischen "Kanu-Manns" kehrt dennoch zurück - sobald sie in den USA teuer verkaufte Interviews gegeben hat.
London (dpa) - Wenn sie in ihre Heimat zurückkehrt, wird sie die Polizei am Flughafenerwarten. Doch die Ehefrau des totgeglaubten britischen "Kanu-Manns"kehrt dennoch zurück - sobald sie in den USA teuer verkaufte Interviewsgegeben hat.
Sie habe ihre Lebensbeichte an zwei britische Zeitungen verkauft und sich inzwischen von ihrem selbstgewählten Exil in Panama aus nach Florida in den USA begeben, berichtete der Sender BBC am Freitag. Dort stehe Anne Darwin in einem Hotel in Miami unter Obhut einer Agentur und lasse sich von den Vertragspartnern interviewen.
Erst nach Abschluss der umfangreichen Interviews sei "vermutlich in den nächsten Tagen" mit ihrer Rückkehr nach Großbritannien zu rechnen, berichtete ein BBC-Korrespondent aus den USA. Am Morgen hatte die britische Polizei deutlich gemacht, dass sie die 55-Jährige unbedingt vernehmen möchte und sie voraussichtlich festnehmen würde, sobald sie nach Großbritannien kommt.
Am Freitag hatte ein Großaufgebot von Reportern etlicher Sender und Zeitungen vergeblich am Londoner Flughafen Heathrow auf ihre Ankunft gewartet. Vor Reportern in Panama gab sich die Frau des 57- jährigen John Darwin, der scheinbar im Frühjahr 2002 einen Bootsunfall auf der Nordsee und sein Ertrinken vorgetäuscht hatte, vor ihrer Abreise noch reumütig: "Ich habe meine eigenen Söhne belogen. Was bin ich bloß für eine Mutter!", wurde sie im "Daily Mirror" zitiert.
Sie wolle sich der Polizei stellen, ließ sie wissen. Und vor allem wolle sie ihre beiden erwachsenen Söhne Anthony und Mark um Vergebung bitten. Beide hatten erklärt, sie würden alle Beziehungen zu ihr abbrechen, wenn sich bestätigen sollte, dass sie bewusst selbst den eigenen Söhnen den Tod des Vaters vorgegaukelt hat. Anne Darwin scheint nun die Schuld ihrem Mann geben zu wollen: "Ich mache John verantwortlich", sagte sie. "Ich hätte niemals auf ihn hören sollen."
John Darwin wurde am Freitag weiter wegen Betrugsverdachts von der Polizei vernommen. Er war einige Zeit nach seinem Verschwinden für tot erklärt worden, woraufhin seine Frau die Lebensversicherung kassierte. Am vergangenen Wochenende tauchte der Mann überraschend bei einer Polizeistation auf und erklärte, er könne sich an nichts mehr erinnern, was sich in den letzten Jahren in seinem Leben ereignete. Dann stellte sich heraus, dass er und seine Frau in Panama eine Wohnung gekauft hatten.
Inzwischen würde Darwin trotz seiner angeblichen Gedächtnislosigkeit "einige Darstellungen" zu den Fragen der Ermittler geben, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Ein Richter hatte zuvor die Verlängerung der Untersuchungshaft um 36 Stunden genehmigt. Wenn es keine weitere Verlängerung gibt, muss der "Kanu- Mann" bis Samstagabend angeklagt oder auf freien Fuß gesetzt werden.
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