Die Abrechnung der gefallenen "Popstars"
Sie hatten ihre 15 Minuten Ruhm - mehr nicht: Star Search-Gewinner Martin Kesici und Nu Pagadi-Sänger Markus Grimm. In einem neuen Buch rechnen sie erbarmunglos mit den Castingshows im TV ab.
"Sex, Drugs und Castingshows": So heißt das Buch von Martin Kesici und Markus Grimm. Die kennen Sie nicht? Kesici und Grimm waren mal berühmt. Ein bisschen, zumindest.
Kesici gewann eine Talentshow im Fernsehen. Grimm ist zwar wirklich mit den berühmten Märchenschreibern verwandt, doch seine 15 Minuten Ruhm beschränkten sich - im übertragenen Sinne - auf die Mitgliedschaft in der Popformation Nu Pagadi, einer Band, die auf einem anderen Sender, von einer anderen Jury und dem Publikum zusammengestellt wurde.
Nu Pagadi gibt es nicht mehr. Grimm schon, genauso wie Kesici. Jetzt rechnen beide mit den Formaten ab, die sie hervorbrachten. Das seit Montag erhältliche Buch soll die "bittere Realität" (Verlag) von DSDS, Popstars und Co. enthüllen.
"Ich glaube nicht, dass den Zuschauern klar ist, wie sie manipuliert werden", sagte Grimm dem Online-Portal jetzt.de. Die Produkionsfirmen lenkten die Leute in die gewünschte Richtung: "Die Leute, die dem Sender gefallen, werden ins rechte Licht gerückt, bekommen Homestorys."
Er gefiel ProSieben und gewann Popstars. Vom Erfolg ist ihm genauso wenig geblieben wie Kesici. Dessen Traum vom Rockstar platzte schnell. Kesici zu jetzt.de: "Nach dem Sieg wird man schnell fallengelassen. Das Produkt ist dem Sender egal, weil drei Monate später schon die nächste Staffel startet."
Zum ersten Mal sind in dem Buch Originalverträge veröffentlicht. "Das gab es noch nie", sagt Grimm. Auf 80 Seiten soll der Leser Einblick in die Rahmenbedingungen der Kurzzeitkarrieren bekommen.
Haben sie wirklich an den großen Durchbruch geglaubt? Kesici: "Man denkt ja immer: "Bei mir ist alles anders." Und weiter: "Ich mag Angel of Berlin, aber ansonsten stehe ich überhaupt nicht zu meinem ersten Album. Da waren Songs dabei, da dachte ich, ich werd' von meinen Kumpels erschossen."
Beim Heavy-Metal-Festival Wacken wurde er ausgebuht: "Das war ganz übel. Ich hab' mir das mein Leben lang gewünscht, und dann hast du 20.000 ausgestreckte Mittelfinger vor dir. Da gehst du durch die Hölle", sagte Kesici jetzt.de.
Beide, Kesici und Grimm, würden heute eine Casting-Show nicht mal mehr einschalten. Kesici arbeitet weiter als Musiker, Grimm schreibt Songtexte und Gedichte. (cpa)
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