Mehr Spender dank Westerwelle, doch Homosexuelle dürfen nicht
Seit bekannt ist, dass Guido Westerwelle Leukämie hat, ist die Spendebereitschaft gestiegen. Doch die Spender-Regularien sind umstritten.
Die Nachricht hat schockiert: Guido Westerwelle hat Leukämie. Als die Öffentlichkeit am vergangenen Freitag erfährt, dass der ehemalige Außenminister und FDP-Parteivorsitzende an einer Form des Blutkrebses erkrankt ist, ist die Betroffenheit groß.
So traurig und erschütternd die Nachricht von Westerwelles Erkrankung ist, ein positiver Aspekt ist zu verzeichnen. Denn laut der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gab es seitdem mehr Neuregistrierungen als in einem anderen vergleichbaren Zeitraum.
Mehr Menschen haben sich bei der DKMS registriert
Aber für Julia Runge, DKMS-Sprecherin, ist wahrscheinlich nicht nur Westerwelles Erkrankung Ursache für die gestiegene Spendebereitschaft. Wahrscheinlich hat auch die kleine Neele aus Berlin dazu beigetragen. Denn am Freitag veröffentlichte die DKMS auf ihrer Facebookseite, dass das kleine Mädchen einen Spender gefunden hat. Der Post wurde über 2000 Mal geteilt, über 17.000 Menschen haben ihn gelikt.
Und so gaben auch die meisten der neuregistrierten Spender an, dass sie über "Freunde" oder "Soziale Netzwerke" auf die Datei aufmerksam geworden waren. Runge ist überzeugt, dass auch Westerwelle dazu beiträgt, dass sich die Menschen mit der tödlichen Krankheit auseinandersetzen. "So traurig das für Guido Westerwelle ist, freut es uns natürlich, wenn sich mehr Menschen registrieren", sagt Runge.
Denn die Suche nach einem passenden Spender gleiche der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. "Der Erkrankte braucht einen genetischen Zwilling", erklärt die DKMS-Sprecherin. So kann die Wahrscheinlichkeit, einen Menschen zu finden, von eins zu 20.000 bis zu eins zu mehreren Millionen variieren. Von den 3,4 Millionen gemeldeten potenziellen Spendern konnten bisher lediglich 39.000 helfen.
Entscheidend sei dabei nicht die Blutgruppe, betont Runge. Es braucht ganz besondere Gewebemerkmale. Über 10.000 Menschen erkrankten laut Robert-Koch-Institut 2010 neu an Leukämie in Deutschland. Und: Die Krankheit kann jeden treffen - auch Neugeborene und Kleinkinder. "Deshalb können wir gar nicht genug Menschen mobilisieren", sagt die Sprecherin.
Homosexuelle kommen als Knochenmarkspender nicht in Frage
Vor allem, wenn man bedenkt, dass es zahlreiche Einschränkungen bei der Auswahl der Spender gibt. Gerade dass homosexuelle Männer nicht spenden dürfen, steht immer wieder in der Kritik. Doch bei der DKMS weist man die Vorwürfe zurück. "Die Richtlinien machen nicht wir, sondern die Bundesärztekammer. Wir müssen uns daran halten", verteidigt sich Runge.
Hintergrund ist, dass homosexuellen Männern häufiger wechselnde Sexbeziehungen nachgesagt werden. Damit steigt auch das Risiko für schwere Infektionskrankheiten. Zwar wird jeder Spender, der zu einem Erkrankten passen könnte, eingehend untersucht, doch eine Infektion ist oft erst nach einiger Zeit nachweisbar. Aus diesem Grund sind auch Prostituierte sowie Menschen, die oft ihre Sexualpartner wechseln, von einer Spende ausgeschlossen.
Bei der DKMS weiß man um die Problematik dieser Einschränkungen. "Wir verstehen, dass diese Menschen sich ausgegrenzt fühlen", sagt Runge. Ausgesetzt ist die Regelung bei Familienangehörigen. Denn dort steigt die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender zu finden. Wenn Verwandte Leukämie haben, dürfen zudem auch Menschen unter 18 oder über 55 Jahren helfen.
Ob auch Guido Westerwelle einen Spender benötigt, wird der Verlauf seiner Erkrankung zeigen. Wichtig ist natürlich, dass die Chemotherapie anschlägt. Dass es ein Happy End geben kann, zeigt die kleine Neele aus Berlin. Sie hat einen Spender gefunden.
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