"Extra" hat Geburtstag: Mogelpackungen und viel nackte Haut

Sie ist die ungekrönte Königin des TV-Boulevards und hat dieser Tage gleich doppelten Grund zur Freude: Pünktlich zum 15. Geburtstag ist Birgit Schrowanges Boulevardsendung "Extra - Das RTL-Magazin" im Quotenhöhenflug. Doch bald wird sich die 51-Jährige warm anziehen müssen, denn von 2. November an will Johannes B. Kerner ihr die Zuschauer am Montagabend abspenstig machen.

Dann startet beim Konkurrenzsender Sat.1 das neue Magazin "Kerner", das auf einen ähnlichen Mix aus Boulevard- und Servicethemen setzt wie Schrowanges 1994 gestartetes Magazin "Extra". Dessen Jahrestag feiert RTL heute mit einer Jubiläumsausgabe.

Mit Reportagen über Betrug im Urlaub, Mogelpackungen bei Lebensmitteln, Schnäppchenjagd im Internet und nicht zuletzt viel nackter Haut, gerne in pseudojournalistische Beiträge wie einen Ratgeber zum Büstenhalter-Kauf gehüllt, holte das Magazin von Januar bis August 2009 durchschnittlich 19,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Das war ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahr - freilich war das Programm des Erzrivalen Sat.1, der am Montagabend unter anderem mit dem Quotengau "Die Promi-Singles" scheiterte, zuletzt keine ernsthafte Konkurrenz für Schrowange.

Werbeplattform in eigener Sache

Für den Sender sind die guten Zuschauerzahlen nicht zuletzt deshalb erfreulich, weil "Extra" auch eine Werbeplattform in eigener Sache ist und viele Beiträge gezielt andere Formate des Senders wie "Rach, der Restauranttester" oder "Bauer sucht Frau" flankieren. Das wöchentliche Boulevardmagazin "Extra" startete am 13. Oktober 1994 auf RTL und dauerte anfangs nur 45 Minuten, wurde wegen des Erfolgs aber bald auf 75 Minuten verlängert.

Von Anfang an dabei: Birgit Schrowange, die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin aus Brilon im Sauerland, bekannt geworden als Programmansagerin beim ZDF. Für "Extra" wechselte sie zum Privatfernsehen, weil sie endlich eine eigene Sendung moderieren wollte.

Seitdem präsentieren Schrowange und ihre Vertretungen Janine Steeger und Nazan Eckes jeden Montag mal empörte, mal launige Storys über Abzocke im Urlaub, betrügerische Schlüsseldienste, Internetflirts oder die von Hamburg nach Texas ausgewanderte Familie Reimann, ein Markenzeichen der Sendung.

Kritiker werfen dem TV-Magazin bisweilen vor, es gleiche einem mittelalterlichen Kuriositätenkabinett. Besonders nach einer Spezialausgabe im Mai 2008, in der Schrowange das österreichische Entführungsopfer Natascha Kampusch interviewte und damit bis zu neun Millionen Zuschauer holte, hagelte es Kritik, war von Quote mit Tränen und falscher Betroffenheit die Rede.

Verbrauchertests machen auf Missstände aufmerksam

Die Redaktion selber geriert sich indes gerne als Speerspitze des investigativen Verbraucher-Journalismus im TV. Besonders stolz sei sie darauf, dass die Verbrauchertests in "Extra" mehrfach auf echte Missstände aufmerksam gemacht hätten, sagt Schrowange, etwa auf den Schwindel mit umetikettiertem Hackfleisch in Supermärkten oder auf laxe Sicherheitskontrollen an Flughäfen. (ski)