"Ein Hofnarr der Fernseh-Gesellschaft"
Vor allem seine Leistungen als Schauspieler und Vorleser werden in den Nachrufen zu Dirk Bach herausgestellt.
welt.de: Ein wandelnder Kugelblitz. Ein Komödianten-Urmel. Eine dicke, sagen wir es offen, eine fette Praline, Marke Rumkugel, bloß ohne Rum. Ein Gute-Laune-Koala, dem nichts heilig ist, der alles auf die Schippe nimmt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, besonders wenn es Urwaldbäume sind. Auch der Mann mit dem mit Abstand schlechtesten Kleidergeschmack der Republik sowie dem Mut, das auch noch im Fernsehen zu zeigen. Dirk Bach war das alles, ein boshafter Spötter, ein Erregungsanstoß, ein begnadeter Vorleser, ein schwuler Entertainer voller Selbstironie, ein Schnatterinchen, eine erfolgreiche Unmöglichkeit. Mit einem Wort: Ein Hofnarr der Fernseh-Gesellschaft. Und wie das mit Narren so ist, er hielt der Gesellschaft den Spiegel vor und rief dazu: Seht her, darüber amüsiert ihr euch. Macht nur weiter so...Unterschätzt wurden immer die artistischen Fähigkeiten des Vorlesers Dirk Bach. Wer ihn einmal gehört hatte, vergaß die Stimme nicht. Oder besser: diese Stimmen. Denn er konnte in unfassbar viele unterschiedliche Charaktere schlüpfen.
"Ein Grenzgänger zwischen Unterhaltung und Ernst"
sueddeutsche.de: In seinen großen Momenten beherrschte Dirk Bach die Kunst, auf dem schmalen Grat zwischen gutem Gag und gruseliger Geschmacklosigkeit ein Tänzchen zu wagen und dabei seinen rundlichen Körper als Stilmittel einzusetzen. Seine Korpulenz verheimlichte er ebenso wenig wie sein Schwulsein. Er trug beides vor sich her wie ein kleines Glaubensbekenntnis: Schaut her, ich bin's, der Dicki, lautete das Signal auch, wenn er als Jesus ein Nagelstudio betrieb oder sich als überkandidelter Neon-Nazi präsentierte...Im Januar soll das nächste Dschungelcamp bei RTL laufen. Es wird ohne Dicki auskommen müssen. Erst dann werden die Menschen wirklich merken, was sie an Dirk Bach hatten.
zeit.de: Er fand es wunderbar, am Abend im Kölner Schauspielhaus in einem Stück von Marlene Streeruwitz oder Carl Sternheim auf der Bühne zu stehen und tagsüber beim Privatsender RTL eine alberne Szene zu drehen: Dirk Bach, der am Montag im Alter von 51 Jahren tot in einem Appartement in Berlin aufgefunden wurde, war ein Grenzgänger zwischen U und E, zwischen Unterhaltung und Ernst, ein Spaßmacher und Ernstmacher in einer Person.
focus.de: Der Schauspieler und Moderator, der am Montagnachmittag überaschend in Berlin verstorben ist, war einer der großen Brecher des deutschen Fernsehens. Das darf man, denn er tat es selbst mit Leidenschaft und offensiv, auch auf seine Körperfülle beziehen. Gemeint ist hier jedoch die ironische Brechung, die Bach so meisterlich beherrschte wie wenige – im Fernsehen wohlgemerkt. Die Theaterbühnen erlebten einen ganz anderen Künstler... Aber es war eben nicht so wichtig, was Bach sagte, sondern wie er etwas sagte. Und Bach sprach es in seiner ganzen Rundlichkeit, die er in ein knallig buntes Tropen-Outfit inklusive Helm gepackt hatte. Und er tat es mit diesem wunderbaren Ton, der eine Musik spielte, die keinen Hass, keine Überheblichkeit transportieren konnte. Eine Musik, die von Bachs exzellentem Timing lebte. Und von seinem fantastischen Gehör für Nuancen, für Unter- und Zwischentöne....Doch es gab auch den anderen Dirk Bach. Den Theaterschauspieler. Bach habe, so sagte Martin Woelffer, Intendant am Theater Kurfürstendamm, im ZDF-Morgenmagazin, auf der Bühne „sehr ernsthaft um die Situationen gerungen und auch um die Figuren, die er gespielt hat“. Bach sei dort ein „sehr ernsthafter und sehr ernstzunehmender Schauspieler“ gewesen. „Da war überhaupt nichts von einer Blödelei zu merken.“
Dirk Bach, "ein Pummel im Fummel"
stern.de: Dirk Bach ist tot. Eine Energiekugel. Ein Pummel im Fummel. Ein liebenswürdiger Mensch, nach allem, was man weiß. Ein Spaß-Arbeiter, ein lebenslustiger Possenreißer. Immer noch kaum zu glauben. Ein Witz, ein letzter, tödlicher. Dirk Bach war ein Schelm und liebte das Verschmitzte. Er beherrschte die hohe Kunst, einen geschmacklosen Witz zu machen, ohne dass dieser als platter Kalauer rüberkam.
Spiegel online: Dabei war Dirk Bach durchaus nicht auf die Rolle des adipösen Spaßvogels abonniert. Diese Rolle war für einen großen Schauspieler wie ihn nur eine lukrativ leichte Fingerübung...Dass er vom großen Publikum mit sogenannten "Comedians", die nichts spielen können als eine einzige Rolle, über einen Kamm geschoren wurde, nahm er leicht - und unterließ es sogar, mit ungebrochenen Engagement fürs Theater ("Sein oder Nichtsein") oder in Musicals ("Kein Pardon") hausieren zu gehen. Für Hörbücher las er Franz Kafka so solide wie Walter Moers. Der konnte das, hoch und tief, tragisch und komisch, schrill und leise. Die Memoiren dieses trashtauglichen Künstlers hätte man gern gelesen.
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