Scrabble heißt jetzt "Buchstaben-Yolo" - So reagiert das Netz
Zum 70. Geburtstag schenkt Mattel seinem Spieleklassiker einen neuen Namen: "Buchstaben YOLO" soll bei jungen Leuten gut ankommen. Viele reagieren aber mit Häme.
Die deutsche Jubiläumsausgabe von Scrabble hat der Hersteller Mattel als "Sensation" angekündigt: Der Spieleklassiker wird zum 70. Geburtstag in "Buchstaben-Yolo" umbenannt.
Neuer Name für Scrabble: "Yolo" war Jugendwort im Jahr 2012
Yolo, das für "You Only Live Once" ("Du lebst nur einmal") steht, wurde 2012 zum Jugendwort des Jahres gekürt. Der Hersteller spricht von "Neuanfang" und "Verjüngungskur". Im Netz gibt es dafür zunächst Häme: Schließlich liegt der Ursprung des Wortes Yolo bereits sechs Jahre zurück. Ein User zählt auf Twitter auf, welche anderen Produkte und Ereignisse aus dem Jahr 2012 stammen.
Aus dieser Perspektive betrachtet wirkt die neue Version von Scrabble eher antiquiert. Mattel aber hält dagegen. In einer Ankündigung heißt es: "Die neue Version bietet mehr Spaß als je zuvor - für die gesamte Family Crew und vor allem für die Kids und Fans von lässiger Jugendsprache."
Ein Nutzer auf Twitter sucht derweil nach der tieferen Bedeutung des Namenswandels. Er will den neuen Namen von Scrabble verstehen und übersetzt Yolo dabei wörtlich ins Deutsche. Doch gerade das ergibt nur sehr wenig Sinn.
Mattel-Sprecherin Anne Polsak sagt zur Namensänderung: "Sprache ist wandelbar!" Der Herausgeber wolle zeitgemäß "agieren und vielleicht den ein oder anderen der Generation Y von der Spielekonsole zurück zum Säckchen mit den Buchstaben" holen. Dafür habe das Unternehmen auch Rapper Mc Fitti als Gesicht für die neue Kampagne mit ins Boot geholt.
Der Versuch, dem traditionsreichen Spieleklassiker ein neues Image zu verpassen, kommt vielen Scrabble-Fans aber eher vor wie ein schlechter Scherz. Einer fragt sich auch, ob bei der Werbeagentur alles in Ordnung ist.
Optimistisch kann das Unternehmen Mattel stimmen, dass ein Namenswechsel schon einmal zum Erfolg führte: Denn die Urform hatte der US-amerikanische Architekt Alfred Mosher Butts bereits 1931 unter dem Namen "Lexiko" entwickelt. Jedoch hatte die Variante noch kein Spielbrett - und keinen Erfolg. Das Aufkommen der Kreuzworträtsel brachte den Tüftler 1938 dann auf die Idee, ein Spielfeld zu kreieren und den Namen in "Criss-Crosswords" zu ändern. Auch das verschaffte keinen Durchbruch.
1948 nahm sich Butts Freund James Brunot dem Spiel an. Er war begeisterter Criss-Crossword-Spieler und Anwalt. Brunot patentierte das Spiel erfolgreich, gab ihm seinen heutigen Namen und meldete die Marke Scrabble am 16. Dezember 1948 an. Das Verb "to scrabble" bedeutet im Englischen "suchen" oder "wühlen". Ob damit das Suchen nach Wörtern im Kopf oder das Wühlen nach Buchstabensteinen im Säckchen gemeint war, ist nicht überliefert.
Mit dem neuen Namen allerdings zielt Mattel völlig am Spielgeschehen vorbei. So manch besorgter Scrabble-Fan fragt sich nun auch, wie er seinen Freunden künftig überhaupt mitteilen kann, dass er gern "Buchstaben-Yolo" spielen möchte.
Wie Scrabble weltweit zum Erfolg wurde
Die deutsche Version des Spieleklassikers hat 102 Buchstabensteine. Mit den Jahren wurden in Deutschland und anderen Ländern auch neue Varianten vermarktet: Scrabble zum Verreisen, mit Würfeln, für Kinder oder als Kartenspiel.
Mehr als 120 verschiedene Scrabble-Spiele aus einem Dutzend Ländern hat Frank Ükermann in seinem Haus in Kerkrade angesammelt. Das schönste Stück ist für den gebürtigen Aachener eine Luxusausführung als Holzschatulle mit Schubladen und vergoldeten Steinen. "Früher waren die Schachteln weinrot, erst später hat der Hersteller das heutige gängige grün etabliert", erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Europäischen Spiele Gilde.
Scrabble ist also weltweit verbreitet - und egal, ob der neue Name gut oder schlecht bei den Fans ankommt: In diesen Tagen sprechen in Deutschland wieder viel mehr Menschen über das traditionsreiche Gesellschaftsspiel. Diesen Marketingerfolg honoriert auch eine Twitter-Nutzerin. (kna/zian)
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