Trotz Todes-Drama um Freund: Bergsteigerin will auf den K2
Bei ihrer letzten Expedition stürzte ihr guter Freund Fredrik Ericsson in den Tod. Dennoch nimmt Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner den siebten Anlauf auf den K2.
Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner hat keine Angst vor dem Tod. "Der Tod ist Teil des Lebens, für den einen kommt er früher, für den anderen später", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa wenige Stunden vor dem Start ihrer Expedition zum Berg K2 am Mittwoch. Angesichts ihres erneuten Versuchs, den 14. und damit letzten 8000er zu besteigen, der ihr noch fehlt, spüre sie eine große Ruhe und inneren Frieden. "Angst würde mich blockieren und hemmen." Es ist ihr siebter Anlauf am K2.
Das tragische Ende der letzten Expedition, bei der ihr guter Freund und Bergkamerad Fredrik Ericsson nur wenige Meter von ihr entfernt in den Tod stürzte, habe sie sehr gut verarbeitet. "Ich war schon mit vielen extremen und tragischen Situationen konfrontiert." Wie vor jedem Aufstieg habe sie auch diesmal auf ihr Bauchgefühl gehört. "Jetzt bin ich wieder bereit für einen neuen Versuch", sagte sie und ergänzte: "Ich freue mich unglaublich darauf." Den eigentlichen Aufstieg wird die in Bühl (Kreis Rastatt) lebende Österreicherin wahrscheinlich erst Ende Juli in Angriff nehmen.
Für keinen 8000er brauchte sie so viele Versuche wie für den K2. Dennoch strebe sie nicht stur nach oben, sondern überlege jeden Schritt. "Auf Biegen und Brechen besteige ich keinen Berg." Bei aller Faszination für das Bergsteigen sei für sie das wichtigste, wieder gesund herunterzukommen. Sie trainiere hart, für ihre Seele aber brauche sie keinen "Coach". "Ich spreche viel mit meinem Mann. Und ich bin generell ein sehr zufriedener Mensch."
Ihre Faszination für das Bergsteigen sei langsam gewachsen. Jetzt sei das ihre ganze Leidenschaft und ihr Lebensweg. Nicht zuletzt habe sie auch deswegen auf Kinder verzichtet. "Ich werde bis an mein Lebensende bergsteigen", sagte sie. "Wenn ich auf einem Gipfel bin, dann spüre ich große Freude, totale Stille und tiefe Dankbarkeit." Dass viele Menschen ihre Leidenschaft und die Gefahr, in die sie sich bringt, nicht nachvollziehen können, sei ihr klar. "Das muss auch gar nicht sein."
Doch es gehe ihr nicht nur um den Erfolg auf dem Gipfel. "Das ganze Unternehmen einer Bergbesteigung ist großartig, unbeschreiblich und wunderschön." Bei jeder Tour trägt Gerlinde Kaltenbrunner ein türkisfarbenes Armband aus Tibet als Glücksbringer bei sich. "Der Mensch im Angesicht dieser großartigen Natur ist so klein und so unbedeutend", sagte sie. "Da spüre ich die Schöpfung in besonderer Weise." dpa
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