Ein Hauch Abschied in Udo Lindenbergs Texten
Udo Lindenberg findet es eine "geile Sache, 70 zu werden". Man darf den Mann mit Hut und Sonnenbrille nicht unterschätzen.
Udo Lindenberg hat offenbar keine Angst vorm Altern. Der Sänger findet es "eine geile Sache, 70 zu werden". Er werde die wilden Siebziger genießen, sagte Lindenberg dem Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers. "Es ist in meinem Gewerbe ja schon vorgekommen, das nicht geschafft zu haben", merkte er an - und beschrieb, wie er selbst die Kurve bekam. "Ich habe die Mengenlehren-Sauferei aufgegeben. Und all die sonstigen Drogenexperimente." Schnell habe er gemerkt, wie er sich dafür zurückbekomme - als "flinke Bühnenmaus, die wieder lecker aussieht". Udo Lindenberg feiert am 17. Mai seinen runden Geburtstag.
Kritiker hatten Udo Lindenberg abgeschrieben
Man darf den Mann, der mit Hut, Sonnenbrille und Trippel-Schritten wie eine Karikatur seiner selbst nachts durch Hamburgs Straßen läuft, nicht unterschätzen. Schon vor acht Jahren, als sein letztes Studiowerk „Stark wie zwei“ erschien, hatten Kritiker Udo Lindenberg abgeschrieben. Zu Unrecht. Das Album landete auf Platz eins der deutschen Charts. Was Udo selbst in der großen Zeit mit dem Erich Honecker herausfordernden Sonderzug-Song nach Pankow nicht gelungen war. Nun ist er wieder da, mit dem Album „Stärker als die Zeit“. Das mag ja sein, aber mit dem Vorgänger kann es nicht ganz konkurrieren. Was musikalische Gründe hat: die Klavier-Begleitung in Balladen wie „Der einsamste Moment“, der Mainstream-Gitarrenrock in „Einer muss den Job ja machen“ und das Orchester aus den Abbey-Road-Studios in London. Das spielt richtig dick den Thema-Song aus dem Film „Der Pate“. Konventionell das.
Zum Mafioso taugt Beatles-Fan Udo, der die Penny Lane schon mal an die Reeperbahn verpflanzt hat, nicht recht. Er sagt: „Manchmal muss man den Paten machen und den Hut aufhaben.“ Der Nuschel-Rocker macht aus dem Stück eine Hymne auf die Familie. Es gebe ein „ewiges Band, das nie zerreißt“. An die Mafia denkt man dabei nicht. In vielen, oft brillanten Udo-Texten klingt ein Hauch Abschied durch, jetzt, wo er in drei Wochen 70 wird, auch wenn er behauptet: „Ich werde mich nie ändern, habe tausend Pläne, aber keinen Plan B.“ Also, keine Panik, Udo! rup/dpa
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