Wal-Rettung in Australien endgültig gescheitert
Sydney (dpa) - Die dramatische Rettungsaktion für die gestrandeten Wale in Australien ist gescheitert: neun der zehn Tiere, die am Dienstag mit menschlicher Hilfe den Weg zurück ins Meer gefunden hatten, landeten keine 24 Stunden später wieder auf dem Trockenen.
Sechs Grindwale waren am Mittwochabend tot, drei hatten kaum noch Überlebenschancen. Die ersten sechs wurden am Morgen in einer unzugänglichen Bucht am Strand entdeckt. Drei Tiere verendeten dort. Der Küstenabschnitt ist fast unzugänglich und eine neue Rettungsaktion damit aussichtslos. Wildhüter erschossen die drei anderen sichtbar gestressten Tiere am Abend. Drei weitere Wale wurden an einem anderen Küstenstück zwischen Felsbrocken und ohne Chance auf eine Rückkehr ins Meer entdeckt.
"Es ist frustrierend, die Freiwilligen und Mitarbeiter haben sich so angestrengt", sagte ein Sprecher der Umweltbehörde, John Carter. Allerdings bestehe immer die Gefahr, dass gerettete Wale zurück an den Strand schwimmen. Wissenschaftler versuchen seit Jahren vergeblich, dem Phänomen auf den Grund zu kommen. Eine Theorie ist, dass die Tiere Futter nachjagen und aus Versehen ins seichte Wasser geraten oder selbst gejagt werden. Andere Biologen argwöhnen, dass das hochsensible Sonarsystem, mit dem sich Wale im Meer orientieren, durch Lärm von U-Booten oder Ölbohrungen gestört wird. Wale haben zudem ein ausgeprägtes Sozialgefüge. Wenn ein Tier in Schwierigkeiten gerät, bleiben die anderen der Gruppe in der Regel in der Nähe.
Die britische Tierschutzorganisation RSPCA sprach sich gerade nach einer langen wissenschaftlichen Untersuchung gegen Rettungsversuche zumindest bei Schnabel- und Pottwalen aus. Die Tiere hätten kaum Überlebenschancen. Auf dem Strand trockneten die Wale schnell aus und erlitten Muskelverletzungen und Nierenversagen. Nur in Ausnahmefällen, wenn die Tiere innerhalb von einer Stunde wieder ins tiefe Wasser zurückgeschoben werden können, sollten solche Rettungsversuche unternommen werden.
Mehr als 150 Freiwillige hatten am Dienstag rund 280 Kilometer südlich von Perth an der australischen Westküste geholfen, elf gestrandete Wale zu retten. Sie waren die einzigen Überlebenden einer Gruppe von mehr als 80, die am Montag gestrandet war. Wildhüter transportieren die Tiere mit Lastwagen in die nahe gelegene Flinders-Bucht, die einen besseren Ausgang zum Meer hat. Ein Tier musste noch am selben Abend erschossen werden, weil es zu schwach war. Die anderen schwammen zunächst aufs Meer hinaus, kehrten bis auf einen aber über Nacht in seichte Gewässer zurück.
In den vergangenen Monaten sind mehrere hundert Wale an Stränden Australiens entdeckt worden. 54 wurden vor wenigen Wochen in Tasmanien erfolgreich ins Meer zurück gelenkt.
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