Widersprüchliche Aussagen: Was geschah genau in Tugces Todesnacht?
Neue Details zur Mordnacht: Tugce soll ihren Mörder beschimpft haben. Freundinnen der getöteten Studentin bestreiten das. Der Anwalt von Tugce fordert nun Konsequenzen aus der Tat.
Was passierte in der Tatnacht, als Tugce die tödlichen Verletzungen erlitt? Nun sprachen Freundinnen der totgeschlagenen Studentin Tugce mit der "Bild"-Zeitung. Es stellt sich die Frage: Rastete der Totschläger Sanel M. aus, weil ihn Tugce beleidigt hatte? Dieses Gerücht hatte ein Freund des Tatverdächtigen Sanel M. befeuert. Er soll laut Spiegel behauptet haben, Tugce habe seinen Kumpel Sanel als "Hurensohn" bezeichnet.
Freundinnen: Tugce verwendete nicht den Begriff "Hurensohn"
Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung wiesen das die in der Mordnacht anwesenden Freundinnen von Tugce zurück: Dem späteren Mordopfer sei nach nicht enden wollenden Beschimpfungen der Kragen geplatzt, sodass Tugce zurück gepöbelt habe, sagten die Freundinnen. An ihre genaue Wortwahl können sich ihre Freundinnen nicht mehr erinnern. Der Begriff "Hurensohn" sei jedoch auf keinen Fall gefallen, sagten sie der Bild.
Der Anwalt von Tugces Familie rechnet damit, dass sich der mutmaßliche Täter vor einem Jugendrichter verantworten muss. "Da er gerade erst 18 geworden war, gehe ich davon aus, dass das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommt", sagte Macit Karaahmetoglu den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag). Damit sei eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren möglich.
Tugce-Anwalt: Justiz muss auf steigende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen reagieren
"Es bleibt zu hoffen, dass die Bevölkerung trotz oder gerade aufgrund des schrecklichen Todes von Tugce weiterhin bereit ist, Zivilcourage zu zeigen und anderen Menschen in Not zu helfen", sagte der aus Ditzingen bei Stuttgart kommende Karaahmetoglu der Nachrichtenagentur dpa. "Erschreckend und schockierend ist die enorme Aggressivität und Gewaltbereitschaft des Täters im Fall Tugce, welcher sich augenscheinlich durch nichts und niemanden von der Tat abhalten ließ." Die Justiz müsse auf die steigende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen und Heranwachsenden reagieren.
Die 22-jährige Tugce war am 15. November auf dem Parkplatz vor einem Schnellrestaurant in Offenbach niedergeschlagen worden. Ihren lebensgefährlichen Verletzungen erlag sie knapp zwei Wochen später. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. Er soll laut Spiegel-Informationen zum Tatzeitpunkt betrunken gewesen sein. Das Magazin berichtet, ein alkoholtest nach der Tat habe einen Wert von 1,4 Promille ergeben. Tugce soll zwei Mädchen zu Hilfe gekommen sein, die von dem 18-Jährigen und anderen bedrängt worden waren.
Deutsch-Rapper Haftbefehl: "Offenbach ist eine schlimme Stadt"
Der Deutsch-Rapper Aykut Anhan (Haftbefehl) stellt auch wegen des Tugce-Vorfalls seinem Geburtsort Offenbach kein gutes Zeugnis aus: "Offenbach ist eine schlimme Stadt. Am Wochenende herrscht dort abends eine aggressive Atmosphäre", sagte der 28-Jährige dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Der mutmaßliche Täter soll ein Fan von Haftbefehl sein. Offenbach sei so schlimm geworden, weil das angrenzende Frankfurt zu teuer geworden sei, so Anhan. Dann habe es "die ganzen Asozialen nach Offenbach geschwemmt. Drogendealer, Kriminelle, Junkies". Alkohol und Drogen seien in Diskotheken und Clubs immer mit im Spiel.
Haftbefehl, Sohn eines Kurden und einer Türkin, kennt einen Cousin Tugces aus Offenbach. Der 18-jährige mutmaßliche Täter, der die 22-jährige türkischstämmige Studentin Tugce am 15. November vor einem Schnellrestaurant in Offenbach niederschlug, soll ein Fan von Haftbefehl sein.
Offenbach: Kosmos aus Drogen- und Rotlichtmilieu
Er sei nach der Tat über seine Musik und die Texte "ins Grübeln gekommen", räumte Haftbefehl ein. Er vermittle jedoch keine Ideologie. "Ich berichte doch nur Sachen, die ich sehe. Wie ein Reporter", sagte der hessische Rapper. AZ/dpa/afp
Die Diskussion ist geschlossen.