"Wolle" Petry mit neuem Album - und äußerlich stark verändert
Der Schlagersänger Wolfgang Petry kehrt mit einem Album erfolgreich aus dem Ruhestand zurück. Zumindest äußerlich hat er sich stark verändert.
Um Wolfgang Petry auch nur einigermaßen gerecht zu werden, darf man weder einen Mode-Designer noch einen Akkordkünstler und erst recht keinen Freund gehobener Rock-Lyrik befragen. Schwarz-weiß kariertes Holzfällerhemd, Freundschaftsbänder, die an einen bunten Gipsarm erinnern, Lockenmatte, Schnauzer. Dazu simple Refrains und verbogene Texte wie „Du bist ein Wunder, so wie ein Wunder, ein wunder Punkt in meinem Leben“.
Wolfgang Petry: Nach "Karriereende" 2006 folgt das Comeback 2015
Weil ihm alles zu viel wurde, hatte der gebürtige Kölner Petry im September 2006 nach 30 Jahren auf der Bühne im Fernsehen das Ende seiner Karriere bekannt gegeben. Wer diese Szene gesehen hat, wusste nicht, wer gerührter war: Der „Wolle“, wie er von den Fans genannt wird, oder Moderator Dieter Thomas Heck.
Aber was für ein „Wahnsinn“, um seinen wohl größten Hit zu bemühen: Petry ist 2015 wieder da. Optisch völlig runderneuert und mit dem Album „Brandneu“, das direkt von null auf Platz eins der deutschen Charts schoss. Ganz offenbar haben sie auf ihn gewartet, die Veranstalter von Betriebsfesten, Kurkonzerten und alle, die im Stammlokal gerne „Hölle, Hölle, Hölle“ an der richtigen Stelle lautstark einbringen.
Einige Aha-Erlebnisse auf Petrys "Brandneu"-Album
Trotzdem ist viel echter Petry auf „Brandneu“ zu hören. Dass es seine Hauptaufgabe ist, authentisch rüberzukommen, weiß er. Obwohl er sich die meisten Songs schreiben lässt, passen sie zu ihm wie ein gut gezapftes Pils auf dem Tresen. „Spielerfrau“ ist so eine Art Aha-Lied, in dem es heißt: „Dann geh ich teuer shoppen in Paris und ansonsten mach’ ich nix“.
Immer wieder kratzt er hart die Stammtischkante, kehrt den Unbeugsamen heraus, der in „Altes Eisen“ mit dem alten Käfer zum Eiffelturm fährt. Denn der lässt sich nicht verbiegen. Soll heißen, auch der „Wolle“ nicht.
Mit 63 ist für Petry lang noch nicht Schluss
Es spricht für den Schlagerstar, dass er sich zu Beginn des Albums für sein Comeback entschuldigt: „Warum sollte ich den Fehler machen, immer weiter, bis die Leute lachen?“ Mit 63 aber ist noch lange nicht Schluss. Howard Carpendale kam wieder, auch Roland Kaiser – mit neuer Lunge.
Bei Petry hat Sohn Achim eine wichtige Rolle gespielt. Der Vater hat den musikalisch begabten Sohn bei dessen neuem Album unterstützt. So kam eins zum anderen. Das Fieber war wieder da.
Was ist denn nun das Faszinierende an Wolfgang Petry? Als der gelernte Feinmechaniker und eher biedere Schlagersänger der 70er Jahre seinem Mainstream-Pop einen rockigen Grobschliff verpasste, machte er die Straße, die vielen Kneipen-Nächte, das Ruhrgebiet und Frauen, die man schwer versteht, zu seinem Thema.
„Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ hieß einer seiner größten Erfolge. Wer hat das nicht schon erlebt?
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