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Dschungelcamp
10.01.2011

Rainer Langhans: Demnächst im Paradies

Rainer Langhans wollte nie die Welt verändern. Immer nur sich selbst. Sagt er. Jetzt zieht er in eine neue Kommune, das Dschungelcamp von RTL. Millionen Zuschauern kann er noch mal sagen, was ihm sehr, sehr wichtig ist. Von Antje Hildebrandt

Aber der Rainer, wie das Gesamtkunstwerk aus gelockter Walle-Mähne, Brille und beigefarbenem Baumwoll-Look genannt wird, hat da eine Idee: das "Vegelangelo".

Denn es war so: In der japanischen Teestube nicht weit entfernt vom Münchener Hauptbahnhof, die er als Treff vorgeschlagen hat, ist mittags kein Platz mehr frei. Aber das "Vegelangelo" liegt auf dem Weg zu ihm nach Hause. Ein veganes Restaurant, das mit Sojaschnitzel mit Kartoffelpüree punkten kann. Rainer sagt: "Komm, wir laufen."

Für seine siebzig Jahre legt er ein beachtliches Tempo vor - beim Reden wie beim Laufen. Schon an der vierten Fußgängerampel sind wir bei seinem Kapital, der Kommune I angelangt. Bei der Frage, wie der Fernsehsender RTL auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet ihn, den Mitbegründer von Deutschlands erster WG in eine Show einzuladen, die nicht nur in seinen Kreisen als Ekel-TV verschrien ist: Ins "Dschungelcamp".

Rainer Langhans hat sich diese Frage jetzt schon x-mal angehört. Er sagt, er wisse genau, worauf die Journalisten scharf seien. Auf Indizien, die das Bild des esoterisch verkrachten Spinners zementierten. Doch das nimmt er in Kauf. Und so beantwortet er diese Frage auch diesmal mit einer Verve, wie sie nur Überzeugungstäter besitzen, die keine Sekunde zweifeln an sich und ihrer Mission: "Das Dschungelcamp ist die Urform der Kommune." Das sagt er allen Ernstes. "Man hockt sich Tag und Nacht auf der Pelle und geht sich auf die Nerven."

Wie zermürbend das sein kann, hat er schon 2003 bewiesen. Da ließ er sich für die Reality-Soap eines Münchener Lokalfernsehsenders mit den fünf Frauen seines Harems in einer Wohnung einsperren und rund um die Uhr filmen. Es war ein absurdes Theater: Fünf Frauen und ein Pascha - gefangen im kleinlichen Beziehungsgezänk. "Ach, das ist doch schon sieben Jahre her", sagt er gönnerhaft. Die Zeit sei eben noch nicht reif gewesen für Pioniere wie sie. "Wir waren wie immer zu früh."

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Er meint das tatsächlich ernst. Er sagt, der Erfolg des "Dschungelcamps" zeige doch, dass seine Art zu leben gesellschaftsfähig geworden sei. Ja, die Teilnahme an der Show sei seine Chance, um sein Mantra einem Millionenpublikum zu verkünden - wenn auch mit vierzig Jahren Verspätung: "Wir sind neue Menschen, wir wissen es bloß noch nicht. Geh nach innen, dann siehst Du es." Vor seinem Mund bilden sich Atemwölkchen. Er trägt sie wie Sprechblasen vor sich her. Wir streifen den Viktualienmarkt.

Das ist also der Mann, der 1967 Deutschlands berühmteste WG mitbegründet hat. Der erst die Klotür aus den Angeln gehoben und dann die Monogamie und das Privateigentum abgeschafft hat. So jedenfalls will es die Legende. Die Medien haben sie gestrickt, er hat sich das gerne gefallen gelassen. Dabei, sagt er heute, habe er nie die Welt verändern wollen, nur sich selbst. Zu spät hat er gemerkt, dass er einen hohen Preis für dieses Spiel mit den Medien gezahlt hat. Kaum noch einer nimmt ihn heute ernst - weder die Kritiker der 68er-Bewegung noch die Weggefährten von einst.

"Rainer ging es immer nur um die PR", sagt Michael "Bommi" Baumann, ein Kumpel aus den Tagen der Kommune I - und der Einzige, der heute nicht sofort den Hörer auflegt, wenn man mit ihm über Rainer Langhans sprechen will.

Der ehemalige Rebell ist jetzt 62 Jahre alt und Frührentner. Er lebt beinahe bürgerlich mit seiner Frau in Berlin-Friedrichshain. Bommi Baumann sagt, er erinnere sich mit Schrecken an die Kommune I. Eine "Psychobude" sei das gewesen. "Die saßen da und haben sich gegenseitig analysiert. Stundenlang. Krank war das. Zwei Bewohner sind in der Klapsmühle gelandet. Andere sind schreiend davongerannt."

Er sagt, er kenne das "Dschungelcamp" zwar nicht. Und nein, er werde seinen Fernseher auch nicht wegen dem Rainer einschalten. Doch nach allem, was er über die Sendung gehört habe, sei das keine Hölle, sondern das Paradies für den Rainer. Reden könne der immer noch gut - notfalls auch mit Apfelstückchen als Gegenüber, wie Fritz Teufel einmal süffisant bemerkt hat. Eine Anspielung auf die wundersame Verwandlung vom Vorzeige-Hippie zum Esoteriker, die Langhans 1972 nach der Begegnung mit einem indischen Meister vollzog.

Andere Weggefährten von früher mögen ihm die Teilnahme an der Fernsehshow nicht verzeihen. Rainer Langhans sagt, er bekomme "Hass-Mails", seit der Sender verkündet hat, dass er der Einladung ins "Dschungelcamp" folgen werde - wenn auch nur unter der Bedingung, dass er keine Maden quälen müsse.

Er stochert misstrauisch in einer Spinatkreation in einem indischen Restaurant - das "Vegelangelo" hatte leider geschlossen - und zitiert aus seiner "Fanpost" nicht Druckbares. Die Skorpione im Dschungel sollen jedenfalls die fiesen Sachen mit ihm machen. Denn: "Jetzt verkaufst Du Dich auch noch für Geld."

Es ist kein abwegiger Gedanke. 50 000 Euro zahlt ihm der Sender. Und Rainer Langhans macht keinen Hehl daraus, dass er unter der Armutsgrenze lebt. Seit er sein Psychologiestudium abgebrochen hat, ist er nie einer geregelten Tätigkeit nachgegangen. Er lebt heute von einer Rente von 202 Euro aus seiner Zeit als Reserve-Fähnrich bei der Bundeswehr. Dazu kommen Honorare für Bücher, Vorträge oder die Mitarbeit an Filmen.

Wer ihn zu Hause in seiner Bude in Schwabing besucht hat, glaubt ihm allerdings, wenn er beteuert, er ziehe nicht wegen der Kohle ins Camp. Es ist eine beinahe leere Ein-Zimmer-Wohnung in der dritten Etage eines Mehrfamilienhauses - ohne Kühlschrank ("das ist mein Balkon"). Sie sieht genauso aus, wie man sich die Zelle eines Mannes vorstellt, der seine Zeit damit verbringt, sich selber und seine Neurosen zu spiegeln.

Eine Matratze, ein Laptop, eine alte Stereoanlage und ein Fernseher, mehr braucht er offenbar nicht als Begleiter auf dem Weg nach innen. Nicht zu vergessen seine geliebte Kopfstandbank. Es kostet nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, welche Rolle für ihn in der Show reserviert ist. Blindlings tippt er auf den Pascha oder den Guru. Schließlich, räumt er ein, habe ihn der Sender schon gefragt, ob er sich vorstellen könne, sich auszuziehen oder gar Geschlechtsverkehr zu haben. Würde er das tun?

Er schließt die Augen und horcht tief in sich hinein, bevor er sein Mantra herunterleiert - dass er eben mehr für einen liebevolleren Umgang miteinander werben wolle und weniger für den Austausch von Körperflüssigkeiten.

Keine Frage: Es ist nicht das Geld, sondern dieses Gefühl, das ihn jetzt in den Dschungel treibt. Vielleicht ist es seine letzte Chance, sich von seinem Image als Witzfigur zu befreien. Seine Frauen waren da anfangs skeptischer. Ihre erste Sorge galt den armen Tieren, die der Rainer dann ja töten müsse. Vielleicht konnten sie sich aber auch bloß nicht vorstellen, wie es die anderen Insassen des Camps mit ihm aushalten sollen.

Einem Mann, von dem die Brigitte sagt, sie würde sich schon deshalb keine Wohnung mit ihm teilen, weil er so "penibel" und "sparsam" sei und nie Staub wische. Sie verrät nicht, dass er gelegentlich auch das Bad blockiert, um sich die Zähne zu bleachen.

Der Rainer hat seine Mädels eben fest im Griff. Brigitte Streubel ist eine aparte Sechzigerin. Wie die anderen Frauen wohnt sie bei Langhans um die Ecke. Bis sie ihn traf, hat sie als Fotomodel und Regisseurin gearbeitet. Seither, räumt sie freimütig ein, lebe sie von Sozialhilfe. Dabei hat sie einen Fulltime-Job. Er heißt Rainer.

Sie sagt, nach einigen gescheiterten Beziehungen habe er ihr geholfen, sich selber so zu akzeptieren, wie sie sei, beziehungsunfähig und ungeschminkt. Rainer Langhans will, dass ihn die Brigitte nach Australien begleitet. Zwei Wochen im Fünf-Sterne-Hotel, alles inklusive. So steht es in ihrem Vertrag mit RTL. Vielleicht hat sie die Aussicht auf diesen Urlaub mit der Show versöhnt. Jedenfalls drückt sie ihm jetzt beide Daumen. Sie sagt, wenn es Ingrid van Bergen in der letzten Staffel geschafft habe, den Dschungel als Königin zu verlassen, dann schaffe der Rainer das erst recht.

Es sieht aus, als bliebe ihm gar nichts anderes übrig. Von Antje Hildebrandt

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