Kerkeling-Darsteller Julius Weckauf: "Ich bin ein lustiger Typ"
In der Rolle des jungen Hape Kerkeling in "Der Junge muss an die frische Luft" wurde Julius Weckauf über Nacht zum Star. Nun spricht er über seinen neuen Film.
Julius Weckauf, was ist das für ein Gefühl, sich selbst auf einer riesigen Leinwand zu sehen?
Julius Weckauf: Schon komisch. Ich sehe privat ja anders aus und bin auch ganz anders…
Wie bist du denn?
Weckauf: Ich bin ein ganz normaler Junge, ein offener, lebensfroher und lustiger Typ.
Und Rolf, also der Junge in deinem neuen Film?
Weckauf: Seit seine Mutter weg ist, fühlt er sich allein. Er ist ruhig und in sich gekehrt.
„Der Pfad“ kommt an diesem Donnerstag ins Kino. Worum geht es?
Weckauf: Um Kampfgeist und ums beharrliche Weitermachen. Ich spiele den Jungen Rolf, der mit seinem Vater vor den Nazis flüchtet – begleitet von einem Mädchen namens Núria.
War es schwierig, Rolf zu spielen?
Weckauf: Für mich war es eine große Herausforderung, die Höhen und Tiefen von Rolf bestmöglich darzustellen. Stellenweise war es schon richtig hart.
Wie lange dauerten die Dreharbeiten?
Weckauf: Wir waren zwei Wochen in Deutschland und sieben Wochen in Spanien.
Da verpasst du einiges in der Schule…
Weckauf: Ja, schon, und nach den Dreharbeiten muss ich auch immer ordentlich was nachholen. Ich habe dann quasi Online-Nachhilfe per Skype. So komme ich ganz gut wieder rein.
Grob in fünf Jahren hast du vermutlich dein Abitur in der Tasche. Und dann?
Weckauf: Mein Ziel ist es, mit 19 Jahren eine eigene Wohnung zu haben. Studieren will ich nicht – und ich hoffe, dass ich auch ohne Schauspielschule weiterkomme.
Der Einstieg in die Filmbranche ist dir jedenfalls ohne besondere Vorkenntnisse geglückt...
Weckauf: Ja, und da kann man wirklich von Glück sprechen. Per Zufall haben meine Eltern und ich vor fünf Jahren erfahren, dass es ein Casting für den Film „Der Junge muss an die frische Luft“ gibt. Wir sind aus Spaß einfach hingefahren. Tja, und irgendwie bin ich von Runde zu Runde weitergekommen – und letztlich genommen worden.
Für deine Rolle als junger Hape Kerkeling musstest du im Vorfeld drei Monate lang täglich reiten lernen. Hast du auch Schauspielunterricht bekommen?
Weckauf: Nee, aber ich hatte ein Vocal-Coaching, also ein Stimm-Training. Die Lehrerin war sehr nett. Ich weiß noch, wie wir in der Ecke standen, uns Bälle zuwarfen und dabei „wuw-wuw“ oder andere Töne von uns gaben. Das Ganze war extrem witzig.
„Der Pfad“ ist mittlerweile der fünfte Film, in dem du auf der Leinwand zu sehen bist. Hast du den Anspruch, mit jeder Rolle besser zu werden?
Weckauf: Nicht den Anspruch direkt, aber den Wunsch schon. „Besser“ ist ja auch relativ. Ob die Zuschauer einem Darsteller abnehmen, was er spielt, hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel auch vom Publikumsgeschmack und vom Drehbuch. Mein Anspruch ist es, weiterhin gute Filme zu machen.
Was wäre dein Traum?
Weckauf: Ich würde gerne mal einen Dreh in Amerika machen. Nicht, weil ich denke, das würde ein mega Blockbuster und ich könnte ein Schweinegeld damit verdienen. Mir geht’s um die Erfahrung. Viele Schauspieler schwärmen von Amerika, und ich würde das gerne selbst mal erleben.
Wenn das nicht klappt und das Interesse an dir als Schauspieler nachlassen würde: Würdest du kämpfen, um dabeibleiben zu können?
Weckauf: Ja, ich glaube, ich würde kämpfen. So lange, bis der letzte Funke Begeisterung für den Beruf weg ist. Aber ich hab ja noch ‘ne andere Option: Wenn‘s mit der Schauspielerei nicht klappt, möchte ich Bäcker werden. Das finde ich nämlich auch cool… (lächelt)
Da musst du ziemlich früh aufstehen…
Weckauf: Och, das würde mir nichts ausmachen. Aber schöner wäre es schon, wenn ich das Schauspielern zu meinem Hauptberuf machen könnte.
Warum?
Weckauf: Weil da vieles super passt. Man lernt neue Leute kennen, man probiert Neues aus, schlüpft in unterschiedliche Rollen…
Warum passt nur „vieles“ und nicht „alles“?
Weckauf: Na ja, bei den Dreharbeiten zu „Der Pfad“ musste ich zum Beispiel in einer Szene in einen Bergsee springen. Der hatte ungefähr drei Grad. Das ist schon ordentlich kalt. Da rein zu springen, war echt übel!
Und wie ist das mit dem Auswendiglernen? Empfindest du das auch als eher lästig?
Weckauf: Nee, das geht. Ich geh den Text meist vier bis fünf Mal mit meinen Eltern durch, und dann sitzt er eigentlich meistens. Ein besonderes bildliches Gedächtnis habe ich nicht, aber mir liegt das dann einfach so auf der Zunge.
Wobei du insbesondere bei „Der Pfad“ sehr darauf achten musstest, dass du dich exakt an den Text hältst und nicht zu viel improvisierst…
Weckauf: Ja, das stimmt. Rolf lebt da ja in einer ganz anderen Zeit. Zweiter Weltkrieg, 1940. Da hat man natürlich anders gesprochen als heute. Einmal hab ich statt „gut“, glaub ich, „cool“ oder „nice“ gesagt. Da hab ich voll den Anschiss für bekommen.
Film: „Der Pfad“ startet an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos und ist ab sechs Jahren freigegeben.
Zur Person: Julius Weckauf, 14, aus Jüchen in Nordrhein-Westfalen ist Gymnasiast und geht in die 8. Klasse. Er hat zwei ältere Geschwister und zwei Haustiere: einen Hund und einen Papagei. Nach seinem Erfolg mit dem Film „Der Junge muss an die frische Luft“ erhielt er 2019 zahlreiche Auszeichnungen.
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