Entenhausen „Wir sind die Panzerknacker und tun was uns gefällt, heute gehört uns die Kohldampfinsel und morgen die ganze Welt!“
Dieser Gesang von Entenhausens berühmtester Gang beschäftigt noch heute die Analysten auf den Spuren der Texterin Dr. Erika Fuchs. Weil zumindest für ältere Generationen die Zitatnähe zu einem Nazi-Lied („heute [ge]hört uns Deutschland...“) offensichtlich war. Die Panzerknacker ein Trupp von Faschisten? Die Comics-Forschung hat da noch einiges aufzuarbeiten.
Immer wieder geht es um den Geldspeicher
Fakt ist, dass der legendäre Entenzeichner Carl Barks im November 1951 den Panzerknackern ihren ersten Auftritt verschaffte. Es war das Heft 134 der US-Reihe „Walt Disney’s Comics and Stories“. Womit das Lebensziel der unrasierten Bande in den roten Rollkragenpullovern bereits fixiert war: der Sturm auf Dagobert Ducks Geldspeicher und seine Fantastilliarden.
Hätte der Nachfahre des geizigen Scrooge aus Charles Dickens’ Weihnachtserzählung seine Reichtümer bargeldlos angelegt, wäre die Menschheit um viele wunderbare Comic-Geschichten ärmer. Der Geldspeicher und die unermüdlich mit Kanonen, Dynamit und allerlei Tricks anstürmenden Knackis boten vor allem der Studentengeneration der 1968er eine großartige Plattform für soziologische Studien.
Ob der Krieg der Panzerknacker AG gegen Dagobert, einen Repräsentanten des kapitalistischen Systems, als Klassenkampf gesehen werden kann, ist allerdings strittig. Da sei Grobian Gans zitiert mit seinem wegweisenden Werk „Die Ducks – Psychogramm einer Sippe“. Da ist von „Operettenrevolutionären“ die Rede. „Sie brechen in eine Bank ein, rauben einen kleinen Sack mit Geld und brüsten sich dann einer ,erstklassigen Organisation und militärisch genauer Ausführung‘.“
Der politische Impetus ist eher mau. „Statt in letzter Konsequenz Dagoberts Kaufhaus in Brand zu stecken, steigen sie dort ein und nehmen Freizeitjacketts und Schlipse mit.“ Vielleicht ist es gerade die Biederkeit dieser völlig unzeitgemäßen Gangster, die sie uns sympathisch macht. Mit ihren schwarzen Stoffbrillen und den Rollis wirken die „Beagle Boys“, so der Originaltitel, wie eine Parodie auf Kinogangster der 1920er Jahre.
Bekannte Schwäche für Pflaumenmus
Sie tragen Sträflingskleidung und unterscheiden sich im Prinzip nur durch ihre Häftlingsnummern, die üblicherweise mit der berühmten Nummer 176 sowie einer per Binde- oder Schrägstrich angefügten weiteren Kombination der Ziffern 1, 6 und 7 beginnen. Der Witz dabei: Die Kameraden sprechen sich oft auch mit den Nummern an. Bekannt ist die Schwäche eines Gang-Mitglieds für Pflaumenmus, was den Aktionen der Panzerknacker mitunter die Schärfe nimmt.
Waren in den Barks-Comics die oft überforderten Gangster noch wohlgenährt, magerten sie in den von italienischen Zeichnern betreuten Taschenbüchern ab – auch ein Zeichen der Erfolglosigkeit.
Die schönsten Geschichten stammen von Carl Barks, der die Panzerknacker auch in die Expeditions-Geschichten des Duck-Clans einband. So verfolgen die Beagle Boys in „Die Sieben Städte von Cibola“ Dagobert und seine Familie bei einer abenteuerlichen Schatzsuche – zum Leidwesen der Knacker aber vergeblich.
In „Die Kohldampfinsel“ allerdings eilen die Ducks den Panzerknackern zu Hilfe, ohne es zu wissen. Aber letztlich bildet die eher kleinbürgerliche Mini-Mafia keine Gefahr für Dagobert Duck, den die Gang zwar hasst, aber noch mehr bewundert.
Grobian Gans hat durchaus recht, wenn er feststellt: „Nichts beweist den systemimmanenten Charakter des Panzerknacker-Verbandes besser als die Zukunftsvision seiner Mitglieder nach einem gelungenen Coup: ,Da können wir das Knacken aufgeben und ehrliche Geschäftsleute werden.‘“
Bitte nicht, Dagobert Duck braucht euch. AZ