Ehemann von Fiona Swarovski unter Druck
Karl Heinz Grasser, einst Wiens schillerndster Minister, steht unter Verdacht des Amtsmissbrauchs bei einem Milliardengeschäft. Von Mariele Schulze Berndt
Unbestreitbar - Karl Heinz Grasser hat Glamour: In Society-Magazinen dürfen sich Experten aus der Friseurbranche auf mehreren Seiten über die Frisur des früheren österreichischen Finanzministers auslassen.
Besucht der fesche Kärntner an der Seite seiner Frau Fiona Swarovski aus dem gleichnamigen Kristall-Clan den Ball des russischen Botschafters in Berlin, werden die Wiener ebenfalls auf dem Laufenden gehalten.
Grasser dringt als Politiker und Geschäftsmann mühelos in die Sphären der Unterhaltung vor. Das mag einer der Gründe dafür sein, weshalb der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ihn 2007 nach seiner Abwahl unbedingt zum Vizekanzler unter seinem Nachfolger, dem SPÖ-Kanzler Gusenbauer, machen wollte.
Doch die ÖVP-Basis verhinderte, dass der Zögling Jörg Haiders zum Spitzenpolitiker der Volkspartei wurde, und Grasser ging in die Privatwirtschaft. Doch seit damals, so scheint es, geht es mit ihm bergab.
Im April trat er als Vorsitzender der Energie Investmentgesellschaft "Meinl International Power" zurück, nachdem die österreichische Finanzmarktaufsicht die Muttergesellschaft wegen Kursmanipulationen prüfte.
Und jetzt ermittelt die Staatsanwalt in einem anderen Fall aus Grassers Vergangenheit. Gegen den 40-Jährigen steht nach einem Bericht des österreichischen Bundesrechnungshof der Verdacht des Amtsmissbrauchs aus seiner Amtszeit als Finanzminister im Raum.
Es geht um den Verkauf der österreichischen Bundeswohnungsgesellschaft Buwog - eines der großen Privatisierungsgeschäfte, die Grasser als Finanzminister zu verantworten hatte: 2004 wurden über 60 000 Wohnungen für 2,45 Milliarden Euro an ein Konsortium um die Immofinanz AG verkauft. In bar flossen damals 961 Millionen.
Pikant ist, dass ein Prozent dieser Summe, nämlich 9,61 Millionen, Grassers Trauzeuge Walter M. und einen weiteren Minister-Freund namens Peter H. als Provision flossen - vermutlich für die Vermittlung des Deals. Ein weiterer enger Grasser-Freund verantwortete den Buwog-Verkauf als Aufsichtsratschef. Zudem kritisiert der österreichische Rechnungshof, dass ein um 200 Millionen höherer Verkaufspreis zu erzielen gewesen wäre.
Grasser bestreitet heftig, von den fragwürdigen Geschäften gewusst zu haben. Sein Trauzeuge und ein Freund hätten die Millionenprovisionen "hinter seinem Rücken" ausgemacht: "Ich bin das Opfer dieser schiefen Optik. Ich habe davon nichts gewusst", beteuerte er in Interviews. (Mariele Schulze Berndt)
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