Im Unterhemd vor die Kameras
Ex-Präsident Gbagbo wurde nach monatelangen blutigen Kämpfen verhaftet. Soldaten holten ihn aus seinem Bunker. Er hatte das Wahlergebnis missachtet
Kapstadt Am Ende hat Laurent Gbagbo auch die letzten Quadratmeter seines Landes verloren, die er bis zuletzt verteidigt hatte. Quälend lange Wochen hatte sich der abgewählte Präsident der Elfenbeinküste im Bunker seiner Residenz versteckt gehalten. Verteidigt von den knapp 1000 verbliebenen Soldaten seiner Armee und mit der immer bedrohlicher wirkenden Botschaft, er werde sich als rechtmäßig gewählter Präsident niemals ergeben. Es handele sich um einen „imperialistischen Angriff“.
Bis zum Schluss sprach er von „Rebellen“
Gestern Vormittag setzten französische Elitesoldaten das Wahlergebnis vom vergangenen November schließlich mit Waffen durch. Jener demokratische Akt, der eigentlich ein Jahrzehnt der Gewalt in dem westafrikanischen Land beenden sollte. „Gbagbo ist von französischen Kräften in seiner Residenz verhaftet worden“, sagte Gbagbos Sprecher Toussaint Alain. Man habe ihn in der Wirtschaftsmetropole Abidjan an die Führer der Rebellen übergeben. Das Vokabular offenbart es: Gbagbo hat entgegen aller Friedensrhetorik der vergangenen Jahre Alassane Ouattara nie als legitimen Nachfolger angesehen, obwohl der die Wahl deutlich gewonnen hatte.
Seit Sonntag hatten Hubschrauber der Vereinten Nationen (UN) Angriffe gegen Gbagbos Truppen geflogen, nachdem diese ihrerseits Offensiven gegen das UN-Hauptquartier und das Hotel gestartet hatten, in denen Ouattaras provisorische Verwaltung sitzt. Die UN-Mission hatte auf direkte Anweisung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gehandelt. Die Kämpfenden sollten auf den Einsatz schwerer Waffen zum Schutz der Zivilbevölkerung von Abidjan und der Blauhelmsoldaten verzichten.
Die einstige Kolonialmacht schickte Bodentruppen
Gestern erfolgten die Angriffe dann in einer zwischen Frankreich, den Vereinten Nationen und Ouattaras Heer koordinierten Offensive. Die einstige Kolonialmacht schickte erstmals Bodentruppen vor. Panzer wurden an strategisch wichtigen Straßenkreuzungen platziert, andere fuhren weiter zur Residenz. Wenig später wurde der Despot, einst als Freiheitskämpfer gefeiert, zu Ouattara gebracht. Der ließ seinen Widersacher im Unterhemd dem Fernsehpublikum vorführen.
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