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Nahaufnahmen von Sarkozy und Angi-Sprechchöre
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Romana Schmidt ist "hin und weg". Wenige Minuten nach der Ankunft des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy am Montag in Straubing steht die zierliche Frau aufgelöst in der Türe zu ihrem Café. Soeben ist Sarkozy vom offiziellen Teil abgewichen und zielstrebig auf das Schaufenster neben dem Rathaus zugesteuert.
"Den Kuchen hat er angeschaut und auf Französisch hat er was gesagt", haucht die Frau und lacht: "Aber ich kann nicht Französisch." Dafür hat die Inhaberin des Traditionscafés geistesgegenwärtig zur Kamera gegriffen und "ganz tolle Nahaufnahmen" von Sarkozy gemacht. Besonders beeindruckend findet sie, dass der Präsident "so natürlich" ist.
Der Staatsgast zeigt sich bei der Begegnung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wieder äußerst charmant. Mit strahlendem Lächeln gehen sich der Präsident und die Kanzlerin auf dem roten Teppich entgegen, umarmen sich und lächeln in die Kameras. Sie nehmen sich Zeit, Hände zu schütteln. Dicht drängen sich Schaulustige auf dem Straubinger Ludwigsplatz, überall winkten deutsche und französische Fähnchen. Einige Besucher hatten mehrere Stunden gewartet, um den besten Blick auf die hohen Gäste zu erhaschen. Die Stadt, von Merkel gepriesen als "eine der schönsten und ältesten Residenzstädte Bayerns", unterstreicht mit Trachtenvereinen und Musikkapelle ihr süddeutsches Flair.
Erheitert zeigt sich Merkel, als sie die Plakate einer Straubinger Grundschule erblickt. "Servus Angi und Nicolas" prangt auf einem orangefarbenen Karton, die Kinder stimmen laute "Angi"-Sprechchöre an. Lehrerin Jutta Riedl bereitete die Viertklässler auf das Ereignis vor und stopfte noch einige Wissenslücken: "Zuerst haben sie den Herrn Sarkozy nach Russland gesteckt", räumt sie ein. Manche hielten ihn auch für den Papst.
Von den Kindern schreiten Merkel und Sarkozy hinüber zu einem Festakt zum 20. Jahrestag des deutsch-französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrates. Dabei fallen lobende Worte für die guten Beziehungen der beiden Länder. Merkel lobt die Freundschaft angesichts der ereignisreichen Geschichte als "kleines Wunder". Sarkozy betont mit Blick auf die am 1. Juli beginnende französische EU-Ratspräsidentschaft: "Wir in Frankreich, wir brauchen Deutschland."
Die Donaustadt freut sich ganz einfach über die prominenten Besucher, allerdings mit einem Wermutstropfen: Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy war nicht mitgereist. Der "Genuss-Gipfel", wie ihn örtliche Medien vorausgesagt hatten, blieb dann doch ein Arbeitsgipfel. Mit einer Ausnahme: Für das Abendessen im Gasthof "Zum Geiss" waren vorsorglich TV-Geräte aufgestellt worden - ein Angebot an Frankreichs Staatschef, dessen Mannschaft am Abend bei der Fußball-EM auf dem Rasen stand.
Abseits des Rummels protestieren Grüne und ÖDP gegen Atomkraft. "Carla Oui - Nucléaire Non", steht auf Plakaten. Landwirte mit Traktoren und die Belegschaft des seit Kurzem insolventen Biodieselherstellers Campa demonstrieren gegen die Besteuerung von Biokraftstoffen.
Wieder ein paar Gassen weiter, wo die Trillerpfeifen verhallen, wirkt Straubing beschaulich. Fahnen gibt es dort auch, aber überwiegend Deutschland-Flaggen, wegen der Fußball-EM.
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