Kommentar: Nicht vorschnell verurteilen
Keine Angst: Den Stollen und die Weihnachtsplätzchen dürfen Sie sich ruhig schmecken lassen - trotz der unappetitlichen Nachrichten aus einem Eier verarbeitenden Betrieb in Oberbayern. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Ingolstadt bezieht sich auf Vorgänge im Jahr 2006. So lange haben die Ermittlungen gedauert. Und das zeigt, wie schwierig es ist, hinter die Kulissen eines Produktionsbetriebes zu blicken und Unregelmäßigkeiten nachzuweisen, selbst wenn die Vorwürfe von früheren Mitarbeitern buchstäblich zum Himmel stinken. Trotz relativ häufiger Kontrollen hatten die für die Überwachung zuständigen Behörden keine gravierenden Beanstandungen. Wie bei allen zurückliegenden Lebensmittelskandalen wird nun wieder stereotyp der Vorwurf erhoben, die Aufdeckung des Skandals sei lediglich "Kommissar Zufall" zu verdanken, wie es der SPD-Politiker Ludwig Wörner formulierte. Ein ungerechter Vorwurf, denn erstens waren (Polizei-)Kommissare in diesem Fall monatelang sehr aktiv. Sie haben andere Ermittlungsmöglichkeiten als die Lebensmittelkontrolleure, die in einer Firma Produktionsabläufe überwachen und Papiere auf Plausibilität überprüfen. Um kriminelle Machenschaften aufzudecken, müssen eben auch kriminalistische Methoden angewendet werden. Zweitens sind wir noch nicht im Stadium einer Verurteilung. Noch ist nicht auszuschließen, dass die Geschichte mit den Maden in den Eiern aus Rache von gekündigten Mitarbeitern erfunden wurde. Es wäre nicht der erste Fall.
Dass die Behörden gegenüber der beschuldigten Firma misstrauisch sind, zeigte sich an Auflagen, die sie ihr auferlegte. Es bleibt abzuwarten, ob es sich wie befürchtet um ein "Schwarzes Schaf" handelt. Das Gericht wird darüber urteilen. Warten wir's ab.
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