Macher von Rebellen-Video: In aufgelöstem Zustand verhaftet
Der Macher des umstrittenen US-Internetvideos zum ugandischen Rebellenführer Joseph Kony ist festgenommen worden. Der Mann rannte verwirrt auf der Straße herum und schrie.
Der Macher des zum ugandischen Rebellenführer Joseph Kony ist in aufgelöstem Zustand festgenommen und in eine Klinik eingewiesen worden. Eine Polizeisprecherin im kalifornischen San Diego sagte am Freitag, ein 33-Jähriger sei auf der Straße umhergerannt, habe den Verkehr beeinträchtigt und geschrien. Ugandas Ministerpräsident startete als Reaktion auf das Video eine Online-Kampagne.
Augenzeuge: Video-Macher masturbierte
Die Sprecherin machte keine Angaben zur Identität des Festgenommenen. Es handle sich um einen 33-jährigen weißen Mann. Die Beamten hätten auf einen Funkruf reagiert, nachdem ein Augenzeuge berichtet habe, der Mann habe nackt auf der Straße masturbiert. Andere Passanten hätten berichtet, er habe den Verkehr aufgehalten.
Die Nichtregierungsorganisation Invisible Children erklärte, ihr Mitbegründer Jason Russel sei "wegen Erschöpfung, Dehydrierung und Unterernährung" ins Krankenhaus gebracht worden. Die vergangenen zwei Wochen seien für alle an dem Internetvideo beteiligten, besonders aber für Russel sehr anstrengend gewesen, sagte ein Vertreter der Organisation der Website TMZ. Dies habe zu dem "bedauerlichen Vorfall" vom Donnerstag geführt.
"Kony 2012" produziert
Invisible Children kämpft gegen den Einsatz von Kindersoldaten und hat das umstrittene Video "Kony 2012" produziert und finanziert, in dem es um den seit Jahren vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Anführer der Lord's Resistance Army (LRA), Joseph Kony, geht. Der Film, in dem Russel die zentrale Rolle spielt, wurde im Internet millionenfach angeklickt. In dem Video ruft er die Zuschauer auf, Druck auf US-Politiker zur Entsendung von Truppen nach Afrika auszuüben, um Kony festzunehmen.
Russel trat in den vergangenen Tagen wiederholt in den US-Medien auf, um sein Video gegen Kritik zu verteidigen. Dem 33-jährigen Vater zweier Kinder wird vorgeworfen, in dem Video eine vereinfachende, veraltete und undifferenzierte Sicht auf die LRA und den Konflikt in Uganda zu vertreten.
LRA: Ende der 80er Jahre gegründet
Die LRA war Ende der 80er Jahre gegründet worden, um für die Interessen der nordugandischen Volksgruppe der Acholi zu kämpfen. Heute gilt sie als eine der brutalsten Rebellengruppen der Welt und ist vor allem im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo, in Zentralafrika und im Südsudan aktiv.
Als Reaktion auf das umstrittene Video startete Ugandas Ministerpräsident Amama Mbabazi am Samstag eine Online-Kampagne bei Twitter und Youtube, mit der er die Unterstützer des Films - darunter viele Hollywoodstars - in sein Land einlud. "Ich schätze Euer Interesse und lade Euch zu einem Besuch ein", erklärte Mbabazi. "Wir haben Frieden, Stabilität und ein großartiges Volk." Er wolle die "gut gemeinte" Absicht des Videos korrigieren. Kony sei nicht in Uganda, zudem befinde sich das Land nicht in einem Konflikt. (afp, AZ)
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