Nelson Mandela: Geburtstag von Krankheit und Familien-Streit überschattet
Nelson Mandela wird seinen 95. Geburtstag im Krankenhaus verbringen. Neben seinem Zustand wird der Ehrentag des Ex-Präsidenten auch vom Streit in seiner Familie überschattet.
Millionen Schulkinder singen "Happy Birthday", Freiwillige spenden Zeit für soziale Projekte, ein Gratulationsbanner grüßt vom Eiffelturm: Die Welt feiert am Donnerstag den 95. Geburtstag von Nelson Mandela - doch die Freude ist getrübt. Der frühere Präsident Südafrikas wird seinen Ehrentag wohl im Krankenhaus verbringen müssen, wo er seit eineinhalb Monaten wegen einer hartnäckigen Lungenentzündung behandelt wird. Zudem ist kein Ende des Familienstreits über Mandelas letzte Ruhestätte und sein Erbe in Sicht.
Nelson Mandela wird künstlich beatmet
Der Zustand Mandelas wird als "kritisch, aber stabil" beschrieben, er ist beim Atmen auf maschinelle Unterstützung angewiesen. Es gebe "keine Veränderung", teilte das Büro des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP mit. Allerdings reagiere Mandela "gut" auf die medizinische Behandlung.
Dass der einstige Anti-Apartheid-Kämpfer überhaupt ein Alter jenseits der 90 erreichen würde, hatte kaum jemand erwartet. Mandelas Gesundheit ist seit Langem angeschlagen, auch infolge seiner 27 Jahre im Gefängnis unter dem rassistischen Apartheid-Regime.
"Mandela-Tag" für den Volksheld von Südafrika
2010 wurde der Geburtstag des Ex-Präsidenten von der UNO zum "Mandela-Tag" erklärt. Die Vereinten Nationen regten an, 67 Minuten für wohltätige Projekte einzusetzen - eine Erinnerung an Mandelas 67 Jahre währenden Kampf für die politische Neugestaltung seines Landes. Zahlreiche Freiwillige weltweit planen bereits ihre diesjährigen Aktionen.
Unter den prominenten Teilnehmern ist der britische Milliardär Richard Branson, Eigentümer der Fluglinie Virgin, der eine gute Stunde lang junge Unternehmer mit Tipps versorgen will. In den USA sind für Donnerstag in 17 Städten Aktionen zu Ehren Mandelas geplant, in der australischen Metropole Melbourne gibt es ein großes Musikkonzert.
In Südafrika gibt es zum Geburtstag von Nelson Mandela ein großes Fest
In Mandelas Heimat wird am Morgen des Geburtstag ein besonders bewegender Moment erwartet: In sämtlichen Schulen Südafrikas stimmen die Kinder um 8.00 Uhr Ortszeit "Happy Birthday" an. Viele prominente Südafrikaner haben zudem angekündigt, in ihrer freien Zeit zum Beispiel Schulgebäude zu streichen oder Kleidung an bedürftige Kinder zu verteilen. Die südafrikanische Staatsführung begeht den Geburtstag mit zahlreichen offiziellen Veranstaltungen.
Ab Donnerstag soll eine Brücke in Mvezo, Mandelas Geburtsort, nach ihm benannt werden. Dies lenkt den Blick erneut auf den anhaltenden internen Zwist in Mandelas Familie. Sein Enkel Mandla Mandela hatte, wie kürzlich bekannt wurde, die sterblichen Überreste von drei verstorbenen Kindern des Patriarchen nach Mvezo bringen lassen. Offenbar hoffte er darauf, dass später auch Nelson Mandela dort beigesetzt würde. Mandla Mandela ist Ortsvorsteher des Dorfes und könnte somit von möglichen Touristenströmen profitieren.
Nelson Mandela: Geburtstag von Familien-Streit überlagert
Nelson Mandela fühlt sich allerdings weniger mit Mvezo verbunden, dafür umso stärker mit dem 30 Kilometer entfernten Dorf Qunu, wo er einen Großteil seiner Kindheit verbrachte. Die von Mandla nach Mvezo gebrachten Gebeine seiner Kinder sind inzwischen nach einem Gerichtsbeschluss dorthin zurück gebracht worden. Mandla Mandela reagierte mit einem Rundumschlag gegen mehrere Verwandte auf die Entscheidung. Im Fernsehen warf er seiner Tante Makaziwe vor, Zwist in der Familie zu säen, und schmähte auch seinen Halbbruder Ndaba und seinen Bruder Mbuzo.
Für Irritationen sorgen in Südafrika auch die Aktivitäten mehrerer Töchter und Enkel Mandelas, die unter dem Namen der Freiheitsikone unter anderem Wein und Kleidung vermarkten. Friedensnobelpreisträger Desmon Tutu flehte die Familie in einem offenen Brief an, den Namen Mandela nicht zu beschmutzen. Gerade zum Geburtstag ihres Helden mögen sich wohl viele Südafrikaner diesem Wunsch anschließen. (AZ/afp)
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