Nordkoreanische Delegation besucht Südkorea
Seoul (dpa) - Erstmals seit fast zwei Jahren hat Nordkorea wieder hohe Funktionäre ins südliche Nachbarland entsandt. Im Namen von Machthaber Kim Jong Il erwiesen die sechs Funktionäre aus Pjöngjang am Freitag dem vor drei Tagen gestorbenen südkoreanischen Ex-Staatschef Kim Dae Jung die letzte Ehre.
Nach den teils heftigen Spannungen der vergangenen Monate könnte dies ein weiteres Zeichen dafür sein, dass der kommunistische Norden wieder auf Südkorea zugehen will. Der Besuch bietet nach Meinung von Beobachtern die Gelegenheit, den unterbrochenen Dialog zwischen beiden Ländern wieder auf den Weg bringen.
Sie hofften, während ihres Besuchs zahlreiche Personen sprechen zu können, sagte der Sekretär des Zentralkomitees der in Nordkorea herrschenden Arbeiterpartei, Kim Ki Nam, bei einem Treffen mit dem südkoreanischen Parlamentspräsidenten Kim Hyong O. "Wir müssen viele Dinge erledigen, um die Beziehungen zu verbessern", wurde er von der nationalen südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Die Nordkoreaner waren zuvor mit einem Sonderflug nach Seoul gereist. Während ihres Besuchs werden sie von Sicherheitskräften stark abgeschirmt.
Ob es zu Gesprächen zwischen der Delegation und der Regierung in Seoul kommen könnte, war zunächst unklar. Die Besucher wurden am Flughafen unter anderen vom stellvertretenden südkoreanischen Vereinigungsminister Hong Yang Ho empfangen. Die Delegation will an diesem Samstag und damit einen Tag vor dem geplanten Staatsbegräbnis für Kim Dae Jung wieder abreisen. Kim, der während seiner Amtszeit zwischen 1998 und 2003 eine längere Phase der Annäherung an Pjöngjang eingeläutet hatte, war Kim Jong Il zum ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen im Juni 2000 in Pjöngjang begegnet.
Unterdessen lockerte Nordkorea wie angekündigt wieder die Beschränkungen für den Pendelverkehr von Personen und Fahrzeugen über die Grenze zum innerkoreanischen Industriepark in der Grenzstadt Kaesong. Auch will Nordkorea den von ihm ausgesetzten innerkoreanischen Bahnverkehr wieder zulassen. Wann der erste Güterzug wieder von Südkorea aus über die Grenze zum Industriekomplex fahre, sei zunächst nicht klar, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul.
Anfang der Woche hatte Pjöngjang erklärt, die Grenze auch für neue Treffen von getrenntlebenden Familien und südkoreanische Touristen wieder durchlässiger machen zu wollen. Der Industriepark solle wieder stärker belebt werden. Das verarmte, aber hochgerüstete Land hatte Ende 2008 den Durchgangsverkehr für den Gewerbekomplex stark eingeschränkt und den Bahnverkehr komplett gestoppt.
Derweil kehrte der chinesische Unterhändler bei den Atomgesprächen mit Nordkorea, Wu Dawei, am Freitag von einem vertraulich gehaltenen fünftägigen Besuch in Pjöngjang nach Peking zurück. Der chinesische Vizeaußenminister habe in der nordkoreanischen Hauptstadt neben Außenminister Pak Ui Chuna auch seinen Konterpart bei den Atom-Verhandlungen, Kim Kye Gwan, getroffen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Beide Unterhändler leiteten die Delegationen ihrer Länder bei den Sechs-Parteien-Gesprächen über den Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms, die Pjöngjang im April aufgekündigt hatte.
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