
Der Heile-Welt-Laden muss Horrorgeschichten verkaufen

Olympische Spiele können ihren Zauber haben, aber für Rio de Janeiro kommen sie zur Unzeit. Das IOC hat nicht nur ein russisches Dopingproblem.
Als das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Herbst 2009 die olympischen Sommerspiele für 2016 an Rio de Janeiro vergab, war der Jubel groß. Am weltberühmten Strand von Copacabana jubelten hunderttausende, Präsident Lula sah Brasilien dank kräftiger Öleinnahmen bereits als erwachenden grünen Riesen. Doch die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 endete für seine begeisterungsfähigen Landsleute mit der 1:7-Schmach gegen Deutschland und das erste Olympia-Gastspiel in Südamerika kommt zur Unzeit.
Das Zika-Virus ist nur eines von vielen Problemenbei Olympia
Brasilien steckt in einer tiefen Krise. Die Wirtschaft ist nicht mehr im Aufschwung, sondern hat schon mit den einfachsten Klimmzügen Probleme. Die politische Elite hat nach einer Vielzahl von Korruptionsskandalen das letzte Vertrauen der Bevölkerung verspielt und zu allem Überfluss treibt auch noch der Zika-Virus sowie eine hohe Kriminalrate den Angstschweiß auf die Stirn der Tourismusmanager.
Rio de Janeiro wird aber bis zum 21. August auch die andere Seite seiner (Olympia-) Medaille zeigen. Das Gesicht einer wunderschönen Stadt (Cidade maravilhosa) mit freundlichen Menschen in schwieriger Zeit.
Olympia kann möglicherweise sogar mehr Charme entwickeln, wenn nicht alles so perfekt läuft wie bei den chinesischen Staatsaufführungen 2008 in Peking. Die Spiele haben noch fast immer ihren besonderen Zauber entwickelt, wenn erst einmal die Auftritte der Sportler aus der ganzen Welt die Schreckensszenarien der Vorbereitung abgelöst haben.

Für Rio de Janeiro wird das bittere Erwachen erst nach dem Ende des Spektakels im Zeichen der fünf Ringe kommen, wenn endgültig abgerechnet wird und die finanzielle Notlage an allen Ecken und Enden noch deutlicher sichtbar sein wird.
Der Dopingskandal in Russland hat Spuren hinterlassen
Auch die Olympier mit ihrem deutschen Präsidenten Thomas Bach sind längst nur noch Krisenmanager in einem Laden, der gerne Heile-Welt-Literatur verkaufen würde, aber stattdessen fast nur Horrorgeschichten zu bieten hat. Der Dopingskandal in Russland mit all seinen juristischen Begleiterscheinungen hat deutliche Spuren hinterlassen.
Viele Sportler sind sehr frustriert, weil sie bei den Entscheidern konsequente Entscheidungen vermissen. Das Schwarze-Peter-Spiel von IOC und Welt-Anti-Doping-Agentor Wada, wer denn nun wo in der Affäre versagt hat, wird die Sympathiewerte noch mehr sinken lassen.

Gerade in den westlichen Demokratien denken viele, dass die Spiele zum viel zu teuren faulen Zauber samt Naturzerstörung verkommen sind. Wenn die Menschen gefragt werden, sage die Mehrheit „Nein Danke“.
Die deutschen Bewerber in München und Hamburg können ein Lied davon singen, aber auch international bröckelt die Zustimmung immer mehr. Das IOC muss aufpassen, dass es weiterhin genügend Kandidaten findet, denen es sein Produkt verkaufen kann.
Olympische Spiele können nachhaltig sein
Dabei haben es die Spiele in 1972 in München oder 1992 in Barcelona gezeigt, dass eine Stadt durch Olympia mehr gewinnen kann als Rampenlicht für 16 Tage – nämlich einen Schub in der Stadtentwicklung. Auch die neue Metrolinie in Rio de Janeiro wird das Leben von Millionen nach den Spielen erleichtern.
Das IOC bekommt viel Geld – vor allem von den Fernsehsendern in der Welt. Es wäre ein erster wichtiger Schritt die Zuschüsse für die Gastgeber deutlich zu erhöhen. Damit sich wieder mehr Städte Olympia leisten wollen und die Menschen das Gefühl bekommen, die Spiele sind eine schöne Sache – für alle Beteiligten.
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