Mandelas letzte Jahre
Seine Familie stoppt ein Buch über das Lebensende der Ikone. Darin geht es auch darum, wer bei seinem Tod an seiner Seite war
Nelson Mandela – ein Name, der noch immer weltweit elektrisiert. Doch wenn es in Südafrika um brisante Details aus dem Leben der Ikone des Kampfes gegen die Apartheid geht, liegen die Nerven oft sofort blank. So auch jetzt wieder: Ein Buch über die letzten Jahre im Leben des ehemaligen Präsidenten wurde Anfang der Woche kurzerhand vom Markt genommen. Man respektiere damit den Wunsch der Familie, teilte der herausgebende Verlag mit. Worum geht es in dem Werk?
Mandelas langjähriger Arzt Vejay Ramlakan schreibt in „Mandela’s Last Years“ ausführlich über medizinische Dossiers und Familieninterna. Und an diesem Punkt wird die Sache besonders heikel. Das Buch bringt Licht in Mandelas Leidensgeschichte in der letzten Phase seines Lebens. Glaubt man Ramlakan, war es ein Ende unter unwürdigen Umständen. 95 Jahre alt war Mandela geworden, monatelang hatte er nicht mehr sprechen können, zuletzt war er auf ein Atemgerät und andere lebenserhaltende Maschinen angewiesen gewesen. Der Arzt berichtet auch von Überwachungskameras, die in Mandelas Schlafzimmer und nach dessen Tod am 5. Dezember 2013 sogar im Leichenschauhaus angebracht worden seien.
Der Mediziner hat bislang nicht verraten, welches Familienmitglied ihm die Genehmigung für das Buch erteilt hatte. Offenbar entstand es aber gegen den Willen von Mandelas Enkel Mandla Mandela, dem amtierenden Familienoberhaupt. Dieser hält das Buch für einen „Missbrauch des Mandela-Namens“ und sprach von einem Versuch, „den Profit über die Würde triumphieren zu lassen“. Die Fakten werden von der Familie aber nicht bestritten.
Insbesondere die Informationen über Mandelas Umfeld haben es in sich. Schon im Jahr 2010 habe es Konflikte mit Mandelas Privatsekretärin Zelda La Grange gegeben, die angeblich gegen seinen Rat Besuche politischer Prominenz durchsetzte. Witwe Graca Machel dürfte vor allem die Darstellung der letzten Momente im Leben Mandelas stören. Jahrelang hatte sie sich aufopfernd um ihn gekümmert – im Buch aber wird beschrieben, dass es ausgerechnet Mandelas Ex-Ehefrau Winnie Madikizela-Mandela war, die am Ende die Hand der südafrikanischen Ikone hielt. Auch als im Juni 2013, sechs Monate vor seinem Tod, für einige Sekunden der Atem Mandelas aussetzte, sei Machel nicht im Raum gewesen.
Madikizela-Mandela hatte Mandela in den neunziger Jahren mit einer Affäre öffentlich gedemütigt. 1996 wurde ihre Ehe nach 38 Jahren geschieden, Mandela strich sie daraufhin aus seinem Testament. Nach seinem Tod versuchte seine Ex-Frau erfolglos, ein riesiges Grundstück in Mandelas Heimatdorf Qunu aus der Erbmasse einzuklagen – dort liegt der Friedensnobelpreisträger auch begraben.
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