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Afrika
26.02.2019

Wie die vertriebenen weißen Farmer von Simbabwe zurückkehren

Ziemlich ungewöhnliche Verbindung auf einer Farm in Afrika (von links nach rechts): Arthur Muparanga, Ian Wakefield, Jennipher Muparanga und Dave Wakefield.
Foto: Christian Putsch

Unter Diktator Mugabe verloren alle weißen Farmer ihr Land. Nun bewirtschaften rund 200 wieder Felder – als Pächter für die schwarzen Besitzer. Geht das gut?

Um acht Uhr morgens, der Tee ist gerade eingeschenkt, knallt es mal wieder. Heftig genug, dass die Wände des Farmhauses vibrieren. Landwirt Ian Wakefield, 30, bleibt ungerührt auf seinem Stuhl sitzen und schaut kaum auf. „Das sind die Goldgräber, die sprengen jeden Tag“, sagt er. Ein Grinsen: „Willkommen in meiner Welt.“

In dem kleinen Hügel hinter der afrikanischen Farm, kaum mehr als 100 Meter entfernt, suchen junge Männer nach dem Edelmetall. Laut Gesetz müssten sie mindestens 450 Meter Abstand halten. Aber ihr Auftraggeber ist hochrangiger Funktionär der simbabwischen Regierungspartei Zanu-PF. Das zählt hier nach wie vor mehr.

Auch ohne die Goldgräber wäre es ein kompliziertes Unterfangen, auf das sich Wakefield, seine schwangere Frau Tash und sein Vater Dave, 69, da eingelassen haben. Sie sind weiß und Farmer. Eine heikle Kombination in Simbabwe im Süden Afrikas, wo in den letzten beiden Jahrzehnten rund 90 Prozent der einst 4500 weißen Farmer enteignet und von ihrem Land vertrieben wurden. Darunter war 2003 auch Dave Wakefield. Er wurde in Polizeigewahrsam genommen, als er sich weigerte, sein Grundstück zu verlassen. Andere haben dem Land mit seiner kollabierten Wirtschaft den Rücken gekehrt oder versuchen sich in anderen Branchen.

Die weißen Bauern wurden vertrieben, jetzt gehört das Land den Schwarzen

Die Wakefields aber wollen es noch einmal wissen. In Simbabwe, ihrer Heimat, nirgendwo sonst. Und nur ein paar Kilometer entfernt von der Farm im Nordosten des Landes, die ihnen damals entrissen wurde. Diesmal als Pächter. Die Besitzerin ist Jennipher Muparanga, Witwe eines ehemaligen Zanu-PF-Mitglieds – und Begünstigte der chaotischen Landreform. Sie bekam die 55 Hektar Land im Jahr 2004 zugesprochen, nachdem der weiße Besitzer, einst ein Nachbar der Wakefields, vertrieben worden war.

Wie eine Profiteurin wirkt Muparanga, 62, nicht. Niemand, den 220.000 Dollar Schulden drücken, wirkt so. Sie sitzt am Küchentisch des zweiten, deutlich kleineren Hauses der Farm. „Eine Zeit lang waren die Dinge gut“, erzählt die gelernte Buchhalterin. Die Regierung zwang die Privatbanken, Kredite zu vergeben an viele der rund 200.000 neuen schwarzen Besitzer des Farmlands, das in kleinere Parzellen aufgeteilt ist. Die Muparangas bekamen 50.000 Dollar, kauften Ausrüstung und Saatgut, erwirtschafteten bei guten Ernten sogar einen kleinen Profit.

Doch dann folgten trockene Jahre, hinzu kam die fehlende Erfahrung in der Landwirtschaft. Die enormen Zinsen von 25 Prozent jährlich ließen die Schulden anwachsen – so wie bei tausenden anderen Farmern. Zwar haben die Banken keine Möglichkeit, das Agrarland zu pfänden. Denn es gehört den Muparangas eigentlich gar nicht. Die Landreform sieht lediglich ein 99 Jahre geltendes, leicht kündbares Nutzungsrecht vor.

„Was war, das war“, sagen sie in Simbabwe

Zuletzt drohte die Regierung auch schwarzen Landwirten, die ihre Kredite nicht zurückzahlen können, mit dem Verlust des Landes. Seit drei Jahren dürfen sie deshalb „Joint Ventures“ mit Weißen eingehen. Das ist, auch wenn Muparangas Stiefsohn Arthur, 42, in die Produktion eingebunden ist, vom Prinzip her ein Pachtvertrag: Die Wakefields zahlen sieben Prozent des Umsatzes direkt an die Bank, dazu rund 500 Dollar Unterhalt und Hilfe bei der Bewirtschaftung eines kleinen eigenen Soja-Feldes. Rund 200 weiße Farmer, schätzt die Gewerkschaft Commercial Farmers Union (CFU), haben entsprechende Vereinbarungen geschlossen.

Für Muparanga ist es die letzte Chance, die Farm zu behalten. Und für Dave Wakefield die letzte Chance, sein Wissen an Sohn Ian weiterzugeben. „Du hast die Erfahrung, ich habe die Energie“, sagte der Sohn zum Vater. Der sagte: „Was war, das war. Wir müssen nach vorne schauen.“ Vor zwei Jahren machten sie es dann. Es geht darum, wieder einen Fuß in die Landwirtschaft zu bekommen. Und zu überleben.

„Wir kamen hier mit einem Dollar Startkapital an“, sagt Dave Wakefield. Die Schlachterei, mit der er einige Jahre seinen Lebensunterhalt verdient hat, war mit der anhaltenden Wirtschaftskrise zugrunde gegangen, noch immer beträgt die Arbeitslosenquote unfassbare 90 Prozent. Für das nötige Startkapital musste er sein Privathaus in Harare bei der Bank als Sicherheit angeben. Volles Risiko. „Wir dürfen nicht scheitern“, sagt der Mann.

Die Farm war verfallen, der Weg so gut wie nicht befahrbar, das Gras wuchs meterhoch bis zur Veranda, die Felder lagen brach. Doch die Familie ist es gewöhnt, gegen Widerstände anzugehen. Irgendwie reparierten sie die Strom- und Wasserleitungen und zogen ein, begleitet von zartem Optimismus.

Als im November 2017 Emmerson Mnangagwa die Macht von Diktator Robert Mugabe übernahm, glaubten viele weiße Simbabwer an einen Aufschwung. Der neue, deutlich gemäßigtere Präsident lässt mehr Meinungsfreiheit zu, auch immerhin fünf korrupte Minister und die über 3000 staatlich finanzierten „Jugend-Offiziere“ wurden entlassen – letztere waren jahrelang als Schlägertrupps für die Zanu-PF zum Einsatz gekommen.

Über Tage wurde das Internet in Simbabwe abgestellt

Und auch Interesse von Investoren, nicht zuletzt aus Deutschland, gibt es. Doch die dafür nötigen Wirtschaftsreformen blieben bislang weitgehend aus – trotz des enormen Schuldendrucks. Zu viele Politiker und Militärführer würden ihre illegalen Einnahmequellen verlieren. Simbabwe hat Ausstände in Höhe von 17 Milliarden Dollar und ist dringend auf ein Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) angewiesen. Aller Voraussicht nach wird das Land zustimmen, seinen nächsten Haushalt unter IWF-Aufsicht zu konzipieren.

Streitpunkte sind unter anderem absurd hohe Agrar- und Benzinsubventionen, von denen die Regierung aus Angst vor Unruhen nicht ablassen will. Als die Regierung Anfang Januar die Benzinsubventionen einstellen musste, verdoppelte sich der Preis schlagartig – es gab landesweite Proteste, die von der Regierung blutig niedergeschlagen wurden. Über Tage hinweg wurde das Internet im Land abgestellt.

Der Alltag ist in diesen Tagen so chaotisch wie seit der Hyperinflation im Jahr 2008 nicht mehr, als die Zentralbank – kurz nach dem Druck von 10-Trillionen-Simbabwe-Dollar-Noten – die eigene Währung zugunsten des US-Dollar abschaffte. Der aber wird immer knapper, was zur Einführung der offiziellen Parallelwährung „Bond Notes“ führte.

Harare in Simbabwe: Die Regale im Supermarkt sind leer. Das Land stürzt in die größte Währungskrise seit 10 Jahren, da seit dem Jahr 2008 das Land keine eigene Währung mehr hat.
Foto: Tsvangirayi Mukwazhi, dpa

Die Regierung verpflichtet Bürger und Unternehmer, beide zum gleichen Kurs zu akzeptieren. Schon bei Transaktionen im Land sorgt das für Chaos. Informell wird zum Beispiel in vielen Supermärkten ein 70-prozentiger „Rabatt“ gegeben, wenn mit US-Dollar bezahlt wird. Auf dem Schwarzmarkt sind die Bond-Notes sogar nicht einmal mehr ein Drittel wert. Jeder hat hier eine Telefonnummer für einen illegalen Devisenhändler im Handy, verstohlen verabredet man sich an einer Straßenecke und verhandelt bei heruntergekurbelter Autoscheibe den Wechselkurs.

Die eingewanderten Chinesen sind besser gestellt

Für Farmer wie die Wakefields sind die mit US-Dollar zu zahlenden Importe entsprechend dreimal so teuer geworden, denn für das, was sie erzeugen, bekommen sie Bond Notes. „Die Lage ist sehr schwierig, gut möglich, dass wir wieder ins Minus rutschen“, sagt der Senior. Der Pachtvertrag ist auf lediglich fünf Jahre beschränkt – ein Irrsinn, schließlich dauert es mindestens drei Jahre, bis ein neuer Farmbetrieb ein Plus macht. Anders als die erst vor wenigen Jahren eingewanderten Chinesen, die eine der Nachbarfarmen für zehn Jahre pachten durften, gilt die seit knapp 100 Jahren in Simbabwe lebende Familie offiziell als nicht „einheimisch“; deshalb die Begrenzung auf fünf Jahre. Eine enorme Hürde.

Wieder erinnert der Sohn den Vater an den nötigen Optimismus: „Das sind Herausforderungen“, sagt er, „die geht man an.“

Auch Jennipher Muparanga hat sich die Sache einfacher vorgestellt, auch wenn sie im vergangenen Jahr mehr als 15.000 Dollar ihrer Schulden zurückzahlen konnte. „Sie sind ehrliche Leute und versuchen wirklich alles, damit es funktioniert“, sagt sie über ihre Geschäftspartner. „Ich habe gedacht, das sind Weiße, und Weiße haben Geld.“ So langsam versteht sie, dass es nicht so einfach ist. Anders als es Mugabe immer wieder behauptete, sei Rassismus in der Gegend kein Problem, sagt Muparanga. „Wir sind gleich, da gibt es keine Unterschiede.“

Muparangas Stiefsohn Arthur, 42, erzählt, dass er „sehr, sehr viel“ gelernt habe, über die richtige Dosierung der Düngemittel etwa oder die Regeneration der Felder nach der Ernte. Heute schraubt er den ganzen Tag mit Senior und Junior Wakefield an einem kaputten Traktor. „Ich glaube, dass wir sehr lange zusammenarbeiten werden.“

Demonstrationen in Harare: Die Menschen gehen gegen den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes auf die Straße. 
Foto: Shaun Jusa, dpa

Am Nachmittag macht Ian Wakefield auf der notdürftig zusammengeflickten Veranda eine Pause. Das Ehepaar spielt mit den drei jungen Katzen, die sie vor einigen Wochen von der Straße gerettet haben. Es ist ein friedliches Bild.

Das Verhältnis zwischen den beiden Familien scheint trotz der Ungerechtigkeiten der Vergangenheit gut zu sein, wohl nicht zuletzt, weil die Wakefields die Sprache der Shona sprechen. Auch die umliegenden Kleinfarmer haben die neuen Pächter akzeptiert. Doch selbstverständlich ist das nicht. Ein anderer weißer Farmer im Bezirk wurde vor kurzem von den schwarzen Besitzern nach einem Jahr verjagt, als er die außerplanmäßige Übernahme eines Kredits verweigerte.

Wakefield sagt, das könne ihm nicht passieren, man habe sich anders als der betroffene Landwirt gegen einen solchen Fall mit einer Registrierung bei den Behörden geschützt. „Eigentlich“, sagt seine Frau Tash, „sind wir rechtlich auf der sicheren Seite.“ Dann murmelt sie: „Aber ich weiß es nicht.“

Vertrauen ist die letzte Chance, die beide Seiten haben.

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