Xinjiang zum Jahrestag der Ausschreitungen ruhig
Peking (dpa) - Ein Jahr nach Ausbruch blutiger Unruhen in der nordwestchinesischen Region Xinjiang herrschte in der Provinzhauptstadt Ürümqi am Montag gespannte Ruhe.
Nach Augenzeugenberichten hatten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt, um mögliche Ausschreitungen im Keim zu ersticken. Die staatlichen Medien betonten die Bemühungen der Regierung, in Folge der Unruhen die Sicherheit zu verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Bei den am 5. Juli 2009 ausgebrochenen Protesten der muslimischen Uiguren und den nachfolgenden Zusammenstößen mit ethnischen Chinesen sowie Racheakten waren nach amtlichen Angaben 197 Menschen ums Leben gekommen und über 1700 verletzt worden. Nach Angaben von Exil-Uiguren wurden sogar bis zu 800 Menschen getötet.
Ein Sprecher des in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren, Dilxat Raxit, warf China jedoch vor, die 8 Millionen Uiguren in der Region weiterhin zu unterdrücken. In einer Erklärung forderte er eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle vor einem Jahr. "China hat jede öffentliche Trauer um die Opfer untersagt und verschweigt weiterhin die gewaltsame Unterdrückung friedlicher Proteste", hieß es.
Amnesty International warf China am Samstag unnötige oder ausufernde Gewaltanwendung, Massenverhaftungen und Folter von Gefangenen vor. Menschen seien verschwunden. Die offizielle Darstellung der Ereignisse lasse viele Fragen offen, erklärte Catherine Baber von der Menschenrechtsorganisation.
Vor dem Jahrestag waren tausende Überwachungskameras installiert worden. Berichten zufolge wurden 5000 zusätzliche Polizeikräfte zusammengezogen, um die Straßen zu sichern.
Zwischen Uiguren und Chinesen herrschen schon länger Spannungen. Das vornehmlich im Nordwesten Chinas lebende Turkvolk fühlt sich von den Chinesen unterdrückt. Nach der Gründung der Volksrepublik 1949 hatten sich die Kommunisten die Region einverleibt, die vorher als Ostturkestanische Republik kurze Zeit unabhängig war. Chinas Führung fürchtet heute weiter separatistische Tendenzen in der Region.
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