
Ex-Russland-Botschafter über Putin: „Dann wird er scharf, zynisch, ausfallend“

Plus Rüdiger von Fritsch hat fünf Jahre als Deutschlands Botschafter in Russland gearbeitet. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen mit dem russischen Präsidenten.
Herr von Fritsch, Sie waren von 2014 bis 2019 Botschafter in Moskau und haben den russischen Präsidenten aus einer Nähe erlebt wie kaum ein anderer Deutscher. Was ist Wladimir Putin für ein Mensch?
Rüdiger von Fritsch: Das Wichtigste hat er einmal über sich selbst gesagt: Einmal KGB, immer KGB. Er ist geprägt von seinem sowjetisch-geheimdienstlichen Hintergrund und von einer spezifischen Art zu denken. Sie kreist um Verschwörungen, die sich gegen einen selbst, gegen die Macht und gegen das eigene Land richten, und sie kann sich nicht erklären, dass es Widerspruch und Widerstand in Ländern gibt gegen eine Führung, ohne dass das vom Ausland angezettelt ist. Wladimir Putin ist geprägt davon, dass er – wie sein ganzes Land – die jüngere Geschichte nie wirklich aufgearbeitet hat, sie nur unter ihren negativen Erfahrungen betrachtet und mit diesem Trauma die ganze Welt behelligt. Er sieht nicht, dass andere viel schwerer unter sowjetischer Herrschaft gelitten haben. Zum Trauma gehört auch, dass mit der Sowjetunion das letzte Kolonialreich der Erde endet und dass viele Teile des alten Reiches davonstreben. Das empfindet man als etwas, das von anderen verursacht wurde, und sieht nicht die selbst verschuldete Implosion des sowjetischen Systems.
Und wie haben Sie ihn persönlich erlebt?
Rüdiger von Fritsch: Wenn man ihn im Gespräch erlebt, trifft man auf einen erfahrenen Politiker, der auch Gesprächspartner durchaus für sich einnehmen kann. Aber man spürt die ganze Zeit, dass unter einer sehr kontrollierten Oberfläche eine angespannte Atmosphäre latenter Aggression liegt. Das bricht gelegentlich durch. Dann wird er scharf, zynisch, auch ausfallend. Damit überrascht und verunsichert er seine Gesprächspartner.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Es gab zwei zusätzliche relevante Ereignisse. Der "gegen die Bedrohung aus dem Iran" komischerweise nahe an Russland erstellte "Raketenschirm". Russland verlangte eine schriftliche Zusage, dass dieser nicht gegen Russland eingesetzt werde. Das lehnte die Nato mit dem Worten ab, Russland müsse den Worten Glauben schenken.
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/europa/432872_Deutschland-ist-bei-Nato-Schild-dabei.amp.html
https://www.zeit.de/politik/ausland/2012-02/nato-russland-raketenabwehr
https://www.nzz.ch/russland_raketen_nato-ld.585303
Der zweite Punkt war der von den USA mit Milliarden Dollar vorbereitete und finanzierte Putsch in der Ukraine, nachdem die raus geputschte Regierung sich einer von der EU aufgezwungenen Entscheidung
EU Asoziierungsabkommen oder Zoll Union
verweigerte und dann mit Russland Verträge zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit vorantrieb.
Die EU stellte auch die späteren Putschisten vor die Wahl, EU Kurs geht nicht mit den Russland Verträgen - kurz EU oder Russland Nähe.
https://www.derstandard.at/story/1361241226412/eu-stellt-ukraine-vor-die-wahl
https://www.dw.com/de/ukraine-l%25C3%25A4sst-abkommen-mit-eu-scheitern/a-17243731
Es gibt kein schwarz weiß. Alle Seiten haben schön eskaliert, bis zur Krim und jetzt der nicht akzeptablen Invasion durch Russland. Die EU ist da auch nicht ganz unschuldig.
Russland hat sich durch den Mord an vielen Zivilisten (aus der Ukraine) aus der Gemeinschaft der zivilisierten Staaten der Weltgemeinschaft ausgeschlossen.