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Interview
14.12.2021

Soziologe: "Die akute Krise ist längst in eine chronische Krise übergegangen"

Soziologe Alexander Bogner bezeichnet die Corona-Pandemie als "Sternstunde der Wissenschaft".
Foto: Rogelio V. Solis, AP/dpa

Soziologe Alexander Bogner über den neuen Corona-Rat der Bundesregierung, das Verhältnis von Experten und Intellektuellen in der Pandemie und Parallelen zwischen Wissenschaft und offener Gesellschaft.

Herr Bogner, das Verhältnis von Wissenschaft und Politik wurde in der Pandemie stark hinterfragt. Die neue Ampel-Regierung setzt eben einem Bund-Länder-Krisenstab im Bundeskanzleramt auch einen Corona-Rat um Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein. Dem neuen Gremium gehören neben Virologen auch Psychologen und Gesellschaftswissenschaftler an. Wie bewerten Sie den Ampel-Vorstoß?

Alexander Bogner: Ich halte das Vorgehen für klug. Ein interdisziplinärer Rat ist deshalb sinnvoll, weil die vielfältigen, teils auch konträren Stimmen aus der Wissenschaft nicht mehr unverbunden nebeneinander stehen bleiben. Bisher gab es verschiedenste Stimmen aus unterschiedlichsten Organisationen, von der Ärztekammer über Bildungsverbände bis hin zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopodina. Die haben ihre Vorschläge präsentiert, sind aber nicht einen Dialog mit anderen widerstreitenden Positionen gekommen. So ein Rat kann den Expertendissens transparent und produktiv machen.

Der zweite Pandemie-Winter naht und eine Debatte über eine Impflicht. In Sachsen ziehen Corona-Leugner vor dem Haus der Gesundheitsministerin Petra Köpping auf. In der Debatte stehen Fakten gegen Stimmungen. Sie beobachten eine zunehmende „Epistemisierung des Politischen“. Was genau verstehen Sie darunter?

Bogner: Frei übersetzt bedeutet das: Wissensgläubigkeit, also die Tendenz, politische Streitfragen als Wissensprobleme zu verstehen und als solche zu verhandeln. Das reicht von der Corona-Debatte über den Klimaschutz bis hin zu den Folgen von Nanotechnologie, mögliche Risiken der 5G-Funktechnik oder den gesellschaftlichen Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz. Diese Themen bedürfen wissenschaftlicher Expertise, sonst können wir nicht vernünftig über sie verhandeln. Andererseits hat sich der Glaube breit gemacht, dass Politik nur rational handeln kann, wenn sie sich möglichst eng an den Empfehlungen der Experten orientiert. Die Wissenschaft wird dadurch zu einem Akteur in der politischen Schlacht.

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Politik verhandelt Wertekonflikte, Wissenschaften streben nach Wahrheit. Führt das zunehmende Wissenschaftsvertrauen zu einer Entwertung des Politischen?

Bogner: Deshalb ist es ja so wichtig, dass Politik offen und transparent macht, wer nach Maßgabe welcher Rationalitätsideale überhaupt am Diskurs teilhaben darf. Mit Blick auf das angesprochene Pandemiegremium würde das etwa bedeuten, darzulegen, wer aus welchen Gründen in den Rat berufen wurde. Ein Gremium, das disziplinär und weltanschaulich bunt zusammengesetzt ist, wird selten mit einer Stimme sprechen. Gerade in einer zähen Krise ist es gut, wenn Stellungnahmen mehrere Entscheidungsoptionen aufweisen, um die Politik zu einer aktiven Entscheidung zu zwingen. Sonst besteht die Gefahr einer Instrumentalisierung, sprich: Die Politik zieht sich aus der Expertise das heraus, was ohnehin zu ihrer vorgefestigten Meinung passt.

Corona-Leugner, Fake News oder Post-Truth, wir sehen eine starke Gegenbewegung zur Wissenschaft. Versuch und Irrtum, offene Debatte, Kraft des Arguments - bedingen sich freie Wissenschaft und offene Gesellschaft gegenseitig?

Bogner: Absolut. Es heißt zwar immer, Wissenschaft habe nichts mit Demokratie zu tun, weil über die Wahrheit nicht abgestimmt wird. Wissenschaft ist elitär. Aber viele Dinge haben Wissenschaft und Demokratie gemeinsam.

Zum Beispiel?

Bogner: Respekt vor Gegenstimmen. Ein hohes Maß an Selbstrelativierungsfähigkeit. Wissenschaft lebt von ständiger Kritik und Selbstkritik. Nur so entwickelt sie sich weiter. Auch die Demokratie funktioniert nur, wenn ich den politischen Gegner nicht zum Feind erkläre.

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Mit Blick auf Omikron und den zweiten Winter der Pandemie: Was lässt sich aus den Debatten über Experten und Politik mitnehmen?

Bogner: In akuten Krisensituationen, wie zu Beginn der Pandemie, kann die Expertokratie legitim sein. Eine akute Krisensituation erfordert akutes Krisenmanagement. Dann wollen wir nicht lange rumdiskutieren, sondern von Experten hören, was zu tun ist.

Die Pandemie erweist sich als äußerst zäh...

Bogner: Die akute Krise ist längst in eine chronische Krise übergegangen. Das bedeutet, dass es Konflikte über die richtige Krisenbewältigungspolitik gibt. Es geht um das richtige Krisenmanagement. Mit Blick auf Expertise ist daher normative Ausgewogenheit und disziplinäre Vielstimmigkeit gefragt. Insofern zielt der Corona-Rat in die richtige Richtung, indem er dieser Vielstimmigkeit ein institutionelles Forum bietet.

Die Öffentlichkeit reagiert erstaunt über den Prozesscharakter des wissenschaftlichen Vorgehens und die Tatsache, dass Ergebnisse über neue Forschungsgegenstände wie das Corona-Virus falsifiziert werden. Hat Sie das geringe Verständnis der Gesellschaft über das Vorgehen der Wissenschaften überrascht?

Bogner: Die Krise hat uns auch einen lehrreichen Einblick in den Maschinenraum der Wissenschaft gewährt, also in die Logik ihrer Wissensproduktion: Dass Forschung mit Versuch und Irrtum arbeitet und sich vom schlechter zum besser begründeten Irrtum robbt; dass es auf diesem Weg Unsicherheiten und Fehler gibt. Man muss nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse verstehen oder alle Statistiken kennen. Viel wichtiger ist es, die Logik der Forschung zu verstehen. Nur das schafft wirklich Vertrauen in die Wissenschaft.

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Insofern war die Pandemie auch für die Forschung lehrreich?

Bogner: Die Pandemie war eine Sternstunde für die Wissenschaft. Ohne die Wissenschaft wäre das Coronavirus für uns gar kein Virus, sondern dunkle Heimsuchung des Schicksals. In kürzester Zeit wurden Impfstoffe entwickelt. Insofern trägt Wissenschaft zu einer Entzauberung des Virus bei. Der neue Wissensbarometer zeigt übrigens, dass das Vertrauen der Menschen in die Wissenschaft gestiegen ist. Gesellschaft und Wissenschaft sind in der Krise näher zusammengerückt.

Täuscht der Eindruck oder verdrängt der Experte in der Pandemie den Intellektuellen von der Bühne der politischen Debatte?

Bogner: Das täuscht nicht. Der öffentliche Intellektuelle ist historisch gesehen eine recht junge Figur, er kommt erst im 19. Jahrhundert auf. Prominentestes Beispiel ist der Schriftsteller Emile Zola in der französischen Dreyfus-Affäre mit seiner berühmten Aufsatz: „J’accuse“ – Ich klage an. Der Intellektuelle lebt nicht von spezieller Expertise, sondern vom Einklagen universeller Werte. Er klagt Missstände an, weil sie mit dem gesellschaftlichen Werteverständnis nicht zusammenpassen. Durch die Pandemie gerät der Intellektuelle in eine prekäre Situation, weil er gezwungen ist, seine Position mithilfe von Spezialwissen zu begründen.

Zur Person: Alexander Bogner, geboren 1969 in München, ist Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie. Er befasst sich mit den gesellschaftlichen Folgen neuer technischer Entwicklungen. Zuletzt erschien sein Buch „Epistemisierung des Politischen“ (Reclam, 6 Euro).

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