„Das ist Wahnsinn“
Hamburger SV nach Sieglos-Serie im Panikmodus. Inzwischen droht ein weiteres Jahr im Fußball-Unterhaus
Der einstige Bundesliga-Dino macht sich selbst in der Zweitklassigkeit noch zum Gespött und schaltet in den Verzweiflungsmodus. Durch den Sturz aus der Aufstiegszone taumelt der Hamburger SV in der 2. Fußball-Liga nicht nur durch die sportlich größte Krise unter seinem angeschlagenen Trainer Hannes Wolf, sondern muss sich angesichts der Suspendierung von Lewis Holtby auch noch die Willensfrage im Saisonfinale stellen.
„Das ist Wahnsinn“, fasste HSV-Sportvorstand Ralf Becker nach der 0:2-Pleite am Sonntag bei Union Berlin die Posse um die Verweigerungshaltung des Ex-Nationalspielers zusammen. Nach dem Ausschluss von Holtby vom Profiteam will der Manager nun auch vor weiterem Durchgreifen nicht zurückschrecken. „Es geht darum, zu schauen, auf wen wir uns verlassen können. Wer ist dabei, wer hat seine Zukunft hier, wer zerreißt sich?“ So wird spannend, mit welchen Mitteln die Verantwortlichen das völlig verunsicherte Team wieder auf Kurs bringen wollen.
Einen Trainerwechsel schloss Becker direkt nach Schlusspfiff in Berlin zwar aus, doch auch Wolf selbst sieht sich in der Verantwortung. „Ich bin ein Teil der Rückrunde“, gestand der Coach, der nach zehn Spielen auf Christian Titz gefolgt war. „Deswegen würde ich es normal finden, wenn darüber gesprochen wird und dann muss der Verein entscheiden, wie man damit umgeht.“ Wolfs Taktik, ohne echten Stürmer bei Union anzutreten, schlug fehl, seine Bilanz ist sogar noch schlechter als bei seinem Vorgänger. Mit Titz holte der HSV 1,8 Punkte im Schnitt pro Spiel, unter Wolf sind es nur noch 1,67. In der Rückrunden-Tabelle steht der Verein lediglich auf Platz 14. Nach sechs Spielen ohne Sieg ist der HSV erstmals unter Wolf von den direkten Aufstiegsplätzen auf Rang vier abgerutscht und hat nur noch das Erreichen des Relegationsplatzes in eigener Hand. Zum Schlüsselspiel dürfte dabei das Duell beim Tabellenzweiten SC Paderborn in knapp zwei Wochen werden.
Ein weiteres Jahr 2. Liga würde die Hanseaten auch finanziell treffen, der Personaletat müsste weiter gekürzt werden. Ein Verbleib von Leistungsträgern stünde im Zweifel. Zumindest Holtby soll nie wieder Teil des Profiteams sein. Zwar gestand der 28-Jährige am Sonntagabend mit einem reumütigen Statement über die sozialen Netzwerke Fehler und eine „Kurzschlussreaktion“ ein, als er Wolf darum bat, nicht mit nach Berlin zu müssen. Doch stehen diese selbst gemachten Probleme sinnbildlich für die prekäre Lage. Wenn es gut lief, klopfte sich Holtby in der Vergangenheit stets als einer der Ersten auf die Raute, nun ließ der Streik-Profi seine Mitspieler im Stich. (dpa)
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