Die Rückkehr des Juwels: Andreas Wellinger fliegt wieder
Andreas Wellinger hat seinen schweren Sturz in Kuusamo verarbeitet. Bei der Nordischen Ski-WM in Falun gehört das Ausnahmetalent wieder zur deutschen Mannschaft.
Werner Schuster hat es als Bitte formuliert, doch sein Tonfall verrät, wie ernst es ihm ist. Kein Kontakt zu Andreas Wellinger. „Ein Athlet braucht nach so einem Sturz Ruhe, er kann nicht jeden Sprung, jedes Gefühl kommentieren“, sagt der Cheftrainer. Schutzraum. Schonzeit. Sicherheitszone.
Dem Österreicher ist die Wiedereingliederung des Dritten von Klingenthal wichtig. Andreas Wellinger aus Weißbach ist nicht nur Team-Olympiasieger, sondern ein wertvolles Skisprung-Juwel. Ein Gesicht, das für Erfolg wie Perspektive steht – und daher von einem großen Sponsor als Nachfolger von Martin Schmitt ausgesucht worden ist.
Wellinger gibt sich optimistisch
Mitte der Woche sind die deutschen Flieger nach Mittelschweden gereist, haben ihre Hotelzimmer im streng bewachten „Scandic“ bezogen – mit Blick auf die WM-Schanzen von Falun. Nur wenige Gehminuten bis zum Arbeitsplatz und doch ein großer Schritt für Andreas Wellinger. Heute wird der 19-Jährige trainieren – und wieder sprechen. Im Jetzt zählt das gute Gefühl, dabei zu sein. „Ich bin froh, dass ich schon wieder so gut Skispringen kann“, sagt Wellinger, „mein Formaufbau hat einwandfrei funktioniert.“ Die Ergebnisse bei der Junioren-WM bestätigen das. In Almaty hat er vor knapp zwei Wochen zweimal Silber geholt. (In Falun gehen die Skispringer erstmals am Samstag an den Start. Ab 17 Uhr steht der Wettbewerb von der Normalschanze auf dem Programm. Die ARD überträgt live.)
Erfolgserlebnisse nach seinem schweren Sturz. Ein individueller Fehler mit Folgen. Andreas Wellinger nimmt ihn an, orientiert sich schnell an der Zukunft. Eine Sache des Naturells. Nicht zurückschauen nach Kuusamo. Ende November verliert er im Flug die Kontrolle, knallt mit Wucht in den Schnee, rutscht den Hang hinab. Die Diagnose in Deutschland: Luxation des rechten Schlüsselbeingelenks. Operation. Während die Kollegen Weltcupsiege feiern, besucht Wellinger mit Armschlinge die Biathleten in Ruhpolding und wird zum Eliteschüler des Jahres ausgewählt – der Abiturient des Christophorus-Gymnasiums in Berchtesgaden hat gar Zeit den Preis in Frankfurt abzuholen.
"Der Sturz wirft mich nicht aus der Bahn"
„Der Sturz bremst mich nicht aus, es war nicht mein erster und wirft mich nicht aus der Bahn“, meint Wellinger. Die ersten Sprünge sind vielversprechend, auch das Geheimtraining mit Stefan Horngacher auf der Großschanze in Oberstdorf klappt. Morgen (19 Uhr) steht die Qualifikation für den Wettbewerb von der Normalschanze in Falun an. Erst nach den Trainingseinheiten entscheidet Werner Schuster, ob Andreas Wellinger mitspringt. Die interne Konkurrenz ist groß.
Entschlossen Scheinbar unbeeindruckt vom Sturz geht Andreas Wellinger entschlossen sein Projekt Rückkehr an. „Das zeichnet ihn aus“, sagt der Sportliche Leiter Horst Hüttel, doch: „Man muss mal abwarten.“ Nicht selten setzen Prozesse verzögert ein. Dann kommen Angst oder Bedenken hoch. Wie bei Pascal Bodmer. Aus dem Weltcupspringer ist inzwischen ein Ehemaliger geworden. Bei Wellinger scheint das Geschehene psychisch keine großen Spuren hinterlassen zu haben. Körperlich schafft er gar Bestwerte. Eine gute Basis.
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