Schwarzenbeck: Ein Weltmeister als Bleistiftverkäufer
Als Schwarzenbeck nach einem Achillessehnen-Abriss mit 32 seine Karriere beendete, wechselte er vom Olympiastadion in die Ohlmüllerstraße. Ein Weltmeister als Bleistiftverkäufer?
"Der Übergang", räumt Schwarzenbeck ein, "war nicht einfach. Aber Trainer wollte ich nicht werden, das war mir zu stressig, und Manager war nicht meins." Warum nicht sein Geld arbeiten lassen? "Weil es damals noch nicht so viel gab. Ich habe zwar gut verdient. Aber wir hatten gerade ein Haus gebaut. Ich wusste, dass ich weiterarbeiten musste."
Wir - das sind seine Frau Hannelore, die er vor 42 Jahren, "als ich ein Niemand war", kennenlernte, und seine beiden Kinder. So steht der Welt- und Europameister, 44-fache Nationalspieler, dreifache Europacupsieger, fünfmalige Meister nun seit 28 Jahren in jenem Laden, der nicht einmal seinen Namen trägt.
Warum hat er ihn später nicht umbenannt "Bürobedarf Schwarzenbeck" oder so. "Der Laden ist so eingeführt. Der lebt von Stammkundschaft", sagt Schwarzenbeck trocken. Aber es läuft nicht mehr wie früher. Gut, dass Schwarzenbeck seit etlichen Jahren die Geschäftsstelle des FC Bayern in der Säbener Straße beliefert. Bei der Gelegenheit trifft "Katsche" gelegentlich den Uli, den Franz, den Sepp oder den Gerd. Dicke Freundschaften sind nicht geblieben. "Wir waren eine Interessengemeinschaft. Der eine war einem sympathischer, der andere weniger", sagt Schwarzenbeck, "aber wenn es um den Erfolg ging, sind wir zusammengewachsen." Die Jungen dagegen kennen ihn schon lange nicht mehr. Schwarzenbeck: "Ich komm' da mit meinem Wägelchen. Für die bin ich der Bürolieferant."
Zurzeit ist auch in der Ohlmüllerstraße etwas mehr Betrieb. Vor allem Journalisten schauen vorbei. Hans-Georg Schwarzenbeck wird morgen 60. Als Beckenbauer 60 wurde, haben ihn die Medien eine Woche lang gefeiert. Schwarzenbeck wäre es am liebsten, die Öffentlichkeit würde an diesem Tag keine Notiz von ihm nehmen. "Ich bin zufrieden, so wie in meinem Leben alles gelaufen ist. Aber solche Tage hab' ich dick." Deshalb wird er morgen so tun, als wäre es ein Tag wie jeder andere und einfach nur in seinem Laden stehen.
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