Startklar für die Saison 2013
Motorradfahrer Stefan Bradl ist nach seiner Arm-Operation wieder völlig gesund und peilt Podestplätze an. Trainingslager mit Motocross-Weltmeister
Sie mussten sich nach der vergangenen MotoGP-Saison am Unterarm operieren lassen. Wie geht es Ihnen?
Bradl: Sehr gut, ich kann den Unterarm inzwischen voll belasten und stecke mitten im Trockentraining für die neue Saison.
Warum mussten Sie sich operieren lassen?
Bradl: Ich hatte ein sogenanntes Kompartment-Syndrom, über das viele Motorradfahrer klagen. Durch das gefühlvolle Aufdrehen des Gashebels und beim abrupten Abbremsen wird der rechte Unterarm besonders beansprucht. Durch die ständige Belastung wird der Muskel größer, was ja normal ist. Das Problem ist aber, dass jeder Muskel von einem Schutzmantel umgeben wird, der verhindert, dass der Muskel immer noch größer wird. Durch weitere Belastung hat sich der Muskel in andere Bereiche ausgedehnt und auf die Nerven gedrückt oder die Durchblutung gestört. Dadurch hatte ich teilweise bei den Rennen große Schmerzen in der rechten Hand und habe meine Finger nicht mehr gespürt. Der Schutzmantel wurde aufgeschnitten, damit der Muskel mehr Platz zum Arbeiten hat.
Kann das Problem nicht anders gelöst werden?
Bradl: Man kann Unterarme freilich trainieren. Aber wir Rennfahrer bewegen uns in Extrembereichen, da hilft auch ein entsprechendes Training nicht weiter.
Wer hat den Eingriff vorgenommen?
Bradl: Das hat Doktor Xavier Mir gemacht, der als Rennarzt für die MotoGP zuständig ist und zudem Leiter der Abteilung Hände und Oberkörpergliedmaßen der Uni-Klinik in Barcelona ist. Am Anfang war ich schon misstrauisch, aber meine Motorrad-Kollegen wie Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Marco Melandri oder Tom Lüthi haben das auch schon machen lassen. Für uns Rennfahrer ist das, wie wenn andere Menschen sich die Mandeln entfernen lassen.
Mit einigem Abstand: Wie beurteilen Sie nach Ihrer Premieren-Saison in der MotoGP Ihren achten Platz im Gesamt-Klassement?
Bradl: Das passt schon. Es ist von Anfang an besser gelaufen, als alle erwartet haben. Dadurch sind aber auch die Erwartungen gestiegen. Jeder hat mit einem Podestplatz geliebäugelt, ich auch. In Valencia oder in Aragon war ich dicht dran, unter die ersten Drei zu fahren, und habe es teilweise selbst vermasselt. Unter dem Strich war es eine gute Saison.
Was haben Sie in der Königsklasse des Motorradsports gelernt?
Bradl: Sehr viel, denn die Anforderungen an einen Fahrer in der MotoGP sind deutlich höher als in den kleineren Klassen. Ich muss meinen Crewmitgliedern ständig Informationen über das Motorrad liefern und mich auch sonst im Umfeld professionell verhalten. Es geht um sehr viel Geld, den Druck spürt man. Es war das anstrengendste, auch lehrreichste Jahr für mich im Motorradsport. Ich fühle mich gut gerüstet und will 2013 richtig angreifen.
Wie lauten Ihre Ziele für 2013?
Bradl: Ich möchte das eine oder andere Mal aufs Podest fahren. Es kann viel passieren, aber wenn ich am Saisonende unter den besten Fünf lande, wäre es super. Dafür trainiere ich mit meinem Fitnesstrainer Egon Gulich noch intensiver als in den vergangenen Wintern.
Wie sieht der Zeitplan bis zum Saisonauftakt der MotoGP am 7. April in Katar aus?
Bradl: Vom 5. bis 7. und vom 26. bis 28. Februar stehen Testfahrten für alle Teams in Malaysia auf dem Programm. Da werden die neuen Maschinen ausgepackt, getestet und abgestimmt. Zwischen den Malaysia-Terminen reise ich für ein dreitägiges Trainingslager nach Marseille zum ehemaligen Motocross-Weltmeister Yves Demaria, um noch mehr Gefühl fürs Fahren zu entwickeln. Der letzte Test folgt vom 23. bis 25. März im spanischen Jerez.
Interview: Milan Sako
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