Die wahre Sensation in der Bundesliga
Der vergangene Bundesliga-Spieltag bot wieder reichlich Gesprächsstoff. Die eigentliche Sensation ging dabei unter.
Das vergangene Fußball-Wochenende lieferte den Stammtischen wieder überreichlich Diskussionsstoff. Böser Schiedsrichter-Fehler, strittige Entscheidungen, die Siegesserie eines Aushilfstrainers; die Rückkehr eines Feuerwehrmannes, die Bayern, die nicht gewinnen… Aber die größte Sensation, die wahre Überraschung, der wirkliche Knaller, darüber ist hier noch nicht geschrieben worden.
Meine Damen und Herren, halten Sie sich fest, atmen Sie tief durch, Sie werden es nicht glauben: PHILIPP LAHM HAT EIN FOUL BEGANGEN!
Jetzt werden einige von Ihnen irritiert, verwundert, vielleicht gar enttäuscht sein. Ein Fußballer foult. Na und? Passiert doch dauernd.
Stimmt nicht. Besser: Stimmt nicht mehr. Die Zeiten, in denen kantige Kerle wie Otto Rehhagel, die Förster-Buben oder Maik Franz auf dem Rasen ihrem blutigen Fußwerk nachgingen, sind Geschichte. Dass einer wie Heribert Finken einst seinen Gegenspieler (= Opfer) mit dem launigen Satz „Mein Name ist Finken und du wirst gleich hinken“ begrüßte – Bundesliga-Vergangenheit.
Die Treter musten abtreten
Die Treter mussten abtreten. Der moderne Fußballer ist von Kindesbeinen an auf Freistoßvermeidung getrimmt. Gegen Ende vergangener Saison haben die Spieler von Borussia Mönchengladbach in der Partie bei Schalke genau ein Foul begangen. Und 1:0 gewonnen.
Zugegeben. Das ist ein Extrembeispiel. Wie oft wurde am vergangenen Wochenende in der Bundesliga gefoult? Tippen Sie. Neun Spiele à 90 Minuten. 810 Minuten Fußball. Jede Minute ein Pfiff? Oder nur alle fünf Minuten? Wir lösen das Rätsel ganz unten auf.
Zuvor noch zum Fall Philipp Lahm. Der Bayern-Star hat also beim ruhmreichen 0:0 in Frankfurt ein Foul begangen. Kein schlimmes. Als Gegenspieler Stefan Aigner unbotmäßig Richtung Bayern-Tor zusteuerte, hat sich Lahm bei ihm sachte untergehakt, ging zu Boden, zog Aigner mit. Ein sogenanntes taktisches Foul.
Lahm mit 24 Spielen ohne Foul
Das Besondere, das Unglaubliche: Es war das erste Vergehen von Lahm nach 24 Bundesliga-Spielen. 24 Spiele ohne Foul! Und das als Defensiv-Akteur! Über den nächsten Träger des Friedensnobelpreises muss nicht mehr diskutiert werden. Es kann nur einen geben.
Außer, das mit dem Foulspielen wird jetzt zur Gewohnheit. Wir werden ein genaues Auge auf Philipp Lahm werfen.
Die Auflösung unseres Tippspiels: In der Bundesliga wurden am vergangenen Spieltag insgesamt 260 Fouls begangen. Also etwa alle dreieinhalb Minuten eines. Pro Partie etwa 28, pro Mannschaft im Schnitt 14.
Die Diskussion ist geschlossen.
Lahm ist ein würdiger Nachfolger von Beckenbauer und Matthäus. Ihm haben wir den WM Titel 2014 am meisten zu verdanken.
Danke Philipp!