Nach Millionen-Abgängen: Mainz 05 muss die Abwehrkräfte neu stärken
Der FSV muss zwei prominente Abgänge in der Defensive verkraften. Hoffnungen macht vor allem Trainer Svensson, der den Klub aus der Abstiegsregion ins Mittelfeld führte.
In unserer Bundesliga-Serie stellen wir die 18 Erstligisten vor dem Saisonstart vor. Heute: der FSV Mainz 05.
Der FSV Mainz 05 geht in sein 14. Bundesliga-Jahr in Folge – eine außergewöhnliche Leistung für einen im Vergleich eher kleinen Standort. "Jedes Jahr in der Bundesliga ist für uns ein Erfolg", sagt Sportvorstand Christian Heidel. Aber die Rheinhessen kämpfen bei aller sportlichen Stabilität mit einem schleichenden Bedeutungsverlust: Seit Jahren sinken die Zuschauerzahlen – zuletzt auf einen Schnitt von knapp 18.000 Besuchern, wobei man bei dieser Bilanz die Corona-Beschränkungen einrechnen muss.
Wird Mainz 05 zur "grauen Maus" der Bundesliga?
Die großen Zeiten, als die Nullfünfer mit den schillernden Ausnahmetrainern Jürgen Klopp und Thomas Tuchel die Szene aufmischten, sind auf jeden Fall vorbei. Das Mainzer Einzugsgebiet war schon immer eingegrenzt: Rechts vom Rhein fiebern die meisten Fußball-Interessierten mit Eintracht Frankfurt, im Süden wehen vor den Häusern sehr bald die Fahnen des 1. FC Kaiserslautern. Aber die Mainzer bedienen erfolgreich eine Nische: der sympathische Ausbildungsverein, bei dem sich Talente ohne großen Druck entwickeln können. Jüngstes Beispiel ist der in der eigenen Jugend ausgebildete Angreifer Jonathan Burkardt, 21, der es mit elf Saisontoren bereits ins Blickfeld von Bundestrainer Hansi Flick geschafft hat.
Ist irgendwann auch mal wieder mehr drin als Bundesliga-Mittelmaß?
In der vergangenen Saison, die die Mainzer als Achter beendeten, wäre die Möglichkeit dazu da gewesen – man denke nur an den aufsehenerregenden 3:1-Erfolg gegen den FC Bayern Ende April. Trainer Bo Svensson formte eine widerstandsfähige, schwer zu schlagende Einheit. Wenn der FSV diesen Weg konsequent weiter beschreitet und Vereine mit höherem Etat schwächeln, kann es auch einmal weiter nach oben gehen. Ansonsten gilt das Heidel-Mantra: Jede sorgenfreie Saison in der Bundesliga ist für Mainz 05 ein großer Erfolg – zumal die Leistungsdichte im hinteren Tabellendrittel mit den Aufsteigern Schalke und Bremen eher steigen als sinken dürfte.
Hat Bo Svensson das Zeug dazu, perspektivisch in die Fußstapfen von Klopp oder Tuchel zu treten?
Auf jeden Fall haben die Mainzer nach den Fehlbesetzungen Jan-Moritz Lichte und Achim Beierlorzer wieder einen Coach gefunden, der perfekt zur DNA des Vereins passt. Svensson hat eine Vergangenheit als Profi beim FSV, der bei den Fans angesehene Däne vereint Stallgeruch und eine zu Mainz passende Spielidee: leidenschaftlich verteidigen, leidenschaftlich angreifen. Der 42-Jährige hat eine vielversprechende Karriere vor sich – ihn jetzt schon mit den hoch dekorierten Champions-League-Gewinnern Klopp und Tuchel zu vergleichen, ist aber ein bisschen ungerecht.
Das Schicksal eines Ausbildungsvereins lautet: Du musst permanent deine besten Spieler verkaufen. Kann Mainz seine Leistungsträger in diesem Sommer halten?
Für Juwel Burkardt gibt es (noch) keine konkreten Angebote. "Jonny empfehle ich, mindestens noch ein Jahr bei uns zu bleiben und sich bei Bo Svensson weiterzuentwickeln", sagt Vorstand Heidel, der gemeinsam mit Sportchef (und Ex-Trainer) Martin Schmidt das sportliche Kompetenzzentrum bei den Mainzern bildet. Anders sieht es in der Defensive aus: Kapitän Moussa Niakhaté, 26, wechselt für eine kolportierte Ablöse von zehn Millionen Euro zu Premier-League-Aufsteiger Nottingham Forest, Verteidiger-Kollege Jeremiah St. Juste zu Sporting Lissabon. Da die Abwehr in der vergangenen Saison das Fundament des Erfolgs war, besteht Handlungsbedarf.
Gibt es sonst noch etwas, über das sich die Mainzer Fans freuen dürfen?
Den Champions-League-Platz in der Biertabelle. Da liegt der FSV auf dem zweiten Rang der Vereine, die am wenigsten für ihr Stadionbier (4,20 Euro für 0,5 Liter) verlangen. Billiger ist es nur bei Union Berlin (4 Euro für 0,5 Liter).
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