Schneider und Sinkiewicz schuften mit Leverkusen
Belek (dpa) - Thomas Zdebel kam in der Winterpause vom VfL Bochum, doch Bayer Leverkusens Trainer Bruno Labbadia freut sich auch noch über zwei weitere prominente "Neuzugänge": Bernd Schneider und Lukas Sinkiewicz.
Die beiden Rekonvaleszenten sind nach monatelangen Verletzungspausen beim Trainingsauftakt des Fußball-Bundesligisten wieder zur Mannschaft gestoßen und schuften nun im Trainingslager in Belek für ihr Comeback in der Rückrunde. "Für mich sind die beiden wie Neuzugänge", sagt Bayer-Coach Labbadia, der seit seinem Amtsantritt im vorigen Sommer erstmals in den Genuss kommt, mit den beiden Profis intensiv zu arbeiten.
Sinkiewicz hatte im Mai 2008 im Spiel gegen Hansa Rostock seinen zweiten Kreuzbandriss im Knie erlitten und ist bei seinen Bemühungen, Anschluss zu finden, bereits sehr weit. In beiden Testspielen gegen türkische Teams beim Radyospor Cups, den Bayer am Dienstagabend in Belek mit einem 3:1-Finalsieg gegen Bursaspor gewann, kam der Innenverteidiger zum Einsatz. "Er ist voll im Soll. Wie er sich hier präsentiert, gefällt mir. Er ist ein Kämpfer", lobt Labbadia seinen Schützling, der bereits wieder "ohne Angst" in die Zweikämpfe geht und nach eigener Aussage "bis auf kleine Wehwehchen beschwerdefrei" ist. Sinkiewicz weiß trotz seiner erst 23 Jahre bereits, mit schweren Verletzungen umzugehen: "Nach meinem zweiten Kreuzbandriss habe ich anders trainiert, weniger auf Kraft als auf Schnelligkeit. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu achten, ihn zu hegen und pflegen."
Während Sinkiewicz nur noch Spielpraxis und Wettkampfhärte fehlt, um in der Rückrunde beim Tabellen-Fünften wieder richtig anzugreifen, steht der Zeitpunkt des Comebacks von Schneider in den Sternen. Der 35-Jährige ist erstmal froh, nach seiner Operation an der Halswirbelsäule im April vergangenen Jahres wieder beim Team zu sein und so viele Übungseinheiten mitzumachen wie möglich. "Es war eine schlimme Zeit, aber jetzt fühle ich mich gut. Ich muss mich Stück für Stück herantasten. Alles ist weg, das Gefühl für den Raum, für den Ball, für den Zweikampf", gesteht Schneider, der monatelang auf dem Rad sämtliche Hügel im Bergischen Land erkundete. In der Türkei fing er sich zudem noch einen grippalen Infekt ein. Nicht nur deshalb hält sich "Schnix", wie ihn alle nennen, im Gegensatz zu Sinkiewicz noch merklich zurück. Er klinkt sich häufiger aus dem Training aus, um mit speziellen Rehamaßnahmen seine Rumpfmuskulatur zu stärken.
"Ich habe länger mit Bernd gesprochen. Er kann mit Verletzungen nicht so umgehen, weil er nie länger aussetzen musste. In dieser Beziehung ist er wie ein junger Spieler", erklärt Labbadia, der dem 81-maligen Nationalspieler alle Zeit der Welt lässt. "Er ist mit Spaß wieder dabei. Aber es gibt keinen Zeitplan. Er hat zu große Verdienste um den Verein, als dass wir ihn unter Druck setzen wollen", betont der Coach. Den überragenden Techniker, der wegen seiner schweren Verletzung auch auf die EM 2008 verzichten musste, will Labbadia ganz behutsam aufbauen. "Wir hoffen, dass er uns irgendwann in der Saison - wann das sein wird, wissen wir nicht - für ein paar Spiele zur Verfügung steht."
"Einen schönen Nebeneffekt" habe seine Auszeit immerhin gehabt, meint Schneider. So habe er sich nach der Geburt seines zweiten Kindes (Giovanni) im vergangenen August intensiver um Lebensgefährtin Carina und Töchterchen Emily kümmern können. "Durch die Familie haben sich die Prioritäten verschoben", betonte der Thüringer, der gleichwohl seinen Traum von einer Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika noch nicht aufgegeben hat. "Das ist ein Fernziel. Aber erstmal muss ich im Verein wieder Fuß fassen." Darüber würde sich nicht nur Bayer, sondern auch Bundestrainer Joachim Löw freuen, der den "leidenschaftlichen Fußballer" nicht abschreibt: "Einen Abschied im Stillen hat Bernd nicht verdient."
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