Luther – Mystiker und Bauernschreck
Wie das Esslinger Theater den Reformator auf die Dillinger Bühne brachte.
In Zeiten der Gegenreformation machten sich Dillinger Studenten nachweislich einen Spaß daraus, evangelische Durchreisende zu verprügeln. Heute wird im Stadtsaal eine ehrende Bühnenhommage auf Martin Luther mit uneingeschränktem Beifall aufgenommen. Wenn es endlich gelänge, der Menschheit die Zeitbedingtheit ideologisierter Positionen zu verdeutlichen, ließe sich viel Gewalttätigkeit vermeiden.
Das Gastspiel des Württembergischen Landestheaters Esslingen lieferte eine eindringliche Szenenschau zur Zeitbedingtheit des Lutherschen Weltbildes. In der Art einer bebilderten Geschichtsstunde verdeutlicht Autor Jörg Ehni in seinem Stück „Luther!“ die biographischen Erfolgs- und Leidensstationen des Reformators. Dabei vermeidet er den heute üblichen Sog zur Heroisierung der historischen Gestalt: Seine Bühnenfigur ist nicht nur ein ideenreicher Neuerer, sondern auch der geschichtlich belegte Antisemit und Bauernschreck.
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