Jörg Hofmann, Deutschlands mächtigster Gewerkschafter, tritt ab
Jörg Hofmanns Zeit als Chef der IG Metall endet. Sein Vorhaben, die 32-Stunden-Woche durchzusetzen, muss er seiner designierten Nachfolgerin vererben.
Er bezeichnet sich selbst als "Silberrücken", der nun in den Ruhestand gehen wird: IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. An diesem Montag wird aller Voraussicht nach seine bisherige Stellvertreterin Christiane Benner zu seiner Nachfolgerin gewählt, so ist das fast schon Tradition bei der mächtigen Gewerkschaft. Hofmann wird dann auf acht Jahre an der Spitze zurückblicken.
Doch zurück zu den Anfängen seiner Karriere. Der heute 67-Jährige ist im baden-württembergischen Oppelsbohm geboren und sah seine beruflichen Perspektiven zunächst in der Landwirtschaft. Nach einer kurzen Ausbildung auf einem Bauernhof wechselte er dann doch an die Universität, studierte Ökonomie und Soziologie. 1982 ging Hofmann zur Industriegewerkschaft Metall, zuvor und noch zu seinen Anfangszeiten bei der IGM war er in der Forschung tätig.
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann geht in den Ruhestand
Nach und nach stieg Jörg Hofmann, der Mitglied der SPD ist, innerhalb der Gewerkschaft auf und wurde im Oktober 2015 schließlich Erster Vorsitzender. In seiner Zeit an der Spitze lenkte der Tarifexperte "in Richtung sozial-ökologischen Wandel", wie er kürzlich in einem Interview sagte. Unter seiner Führung sei man frühzeitig "für die Elektromobilität, für CO₂-freie Stahlproduktion, für den Ausbau der Infrastruktur, für eine erfolgreiche Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende eingetreten". Auch Beobachter sagen über Hofmann, er habe als Vordenker und Stratege die IGM neu geformt.
Hofmann ist sich dessen bewusst, dass sich gesellschaftliche Sichtweisen auf den Job oder auch die Rollenverteilung in Partnerschaften verändern. "Das Modell 'Mann arbeitet Vollzeit, Frau Teilzeit' hat keine Perspektive. Wenn man die Zeit fair verteilen will, dann kann ein Zielbild sein, dass beide 32 Stunden an vier Tagen in der Woche arbeiten", findet er. Durchsetzen konnte der studierte Ökonom die 32-Stunden-Woche in seiner Amtszeit nicht. Dieses Vorhaben vermacht er seiner designierten Nachfolgerin Benner.
Neben der Seite des machtbewussten IGM-Chefs dürfte der private Jörg Hofmann weniger bekannt sein. Er ist geschieden und hat eine Tochter. Er wandert gerne und spielt Tennis, hört klassische Musik und Jazz, aber auch die "Toten Hosen". Ob er für all das künftig mehr Zeit haben wird, ist noch offen – der 67-Jährige möchte erst einmal abwarten, was im Ruhestand auf ihn zukommt.
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