Stehende Ovationen für Zumwinkel
Wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ist Klaus Zumwinkel ins Visier von Presse und Justiz geraten. Wenige hatten mit dem zurückgetretenen Postchef Mitleid. Doch seine bisherigen Mitarbeiter stehen dazu offenbar anders. Sie verabschiedeten Zumwinkel mit stehenden Ovationen, sein Nachfolger hatte Tränen in den Augen.
Bonn (ddp.djn). Der wegen des Verdachts einer privaten Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zurückgetretene Post-Chef Klaus Zumwinkel hat sich am Freitag in Bonn von seinen Mitarbeitern verabschiedet.
Teilnehmer beschrieben die nicht öffentliche Versammlung, die etwa eine dreiviertel Stunde dauerte, als teilweise recht emotional. Der Saal im Bonner Post-Tower sei "brechend voll" gewesen. Die Mitarbeiter hätten ihrem ehemaligen Chef stehend stürmischen Beifall geklatscht.
Zumwinkel habe seinen früheren Mitarbeitern gesagt, er befinde sich "seit zwei Wochen in einem Film, in dem er eigentlich nicht sein will". Er habe das Handtuch als Post-Chef geworfen, um dem Unternehmen keinen Schaden zuzufügen.
Zumwinkels Nachfolger Frank Appel habe ausführlich die Verdienste seines Vorgängers gelobt. Er sei während seines Vortrags, bei dem er mit den Tränen gekämpft habe, Zumwinkel mehrfach um den Hals gefallen.
Zumwinkel wird verdächtigt, über eine Million Euro Steuern über eine Stiftung im Fürstentum Liechtenstein hinterzogen zu haben. Ein Haftbefehl war gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden, da sich Zumwinkel laut Staatsanwaltschaft zum Vorwurf eingelassen und eine Sicherheitsleistung "in nicht unerheblicher Höhe" angeboten hatte. In der vergangenen Woche waren Razzien gegen bundesweit weitere 150 Beschuldigte durchgeführt worden. Dabei hatten laut Staatsanwaltschaft Bochum 91 Personen den Sachverhalt eingeräumt und zum Teil bereits Abschlagszahlungen von bisher 27,8 Millionen Euro auf ihre Steuerschuld geleistet.
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