Zehn Jahre E-Bike-Antrieb von Bosch: Was hat sich getan?
Der Absatz von E-Bikes wächst und wächst - und Bosch profitiert davon. Doch manche Entwicklung ist schon an ihrer Grenze.
Was ein E-Bike vom herkömmlichen Fahrrad unterscheidet, spürt der Radler schon beim ersten Tritt. Von null auf 15 Stundenkilometer, selbst wenn es bergauf geht. Heute sind elektronische Fahrräder ein gewöhnlicher Anblick im Straßenverkehr. Vor zehn Jahren war das noch nicht der Fall. Damals, 2009, gründete sich Bosch eBike Systems, erklärt der Geschäftsführer der E-Bike-Sparte Claus Fleischer auf der Jubiläumsfeier der schwäbischen Firma.
35 Prozent aller Fahrräder könnten bald E-Bikes sein
Damals wurden rund 150.000 E-Bikes verkauft, vor allem durch kleinere Anbieter. Heute ist das Geschäft mit den E-Bikes das erfolgreichste Elektromobilitätskonzept in Deutschland. Im vergangenen Jahr verkauften Hersteller in Deutschland rund eine Million Pedelecs, wie E-Bikes auch heißen, viele davon mit Motoren und Akkus von Bosch. Ein Wachstum von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut Aussage Fleischers verbauen über 70 Hersteller Motoren des schwäbischen Unternehmens. Weil diese Bosch-Sparte stetig wächst, wird Bosch eBike Systems ab 2020 eine eigene Geschäftseinheit innerhalb des Mutterkonzerns bilden.
Der Gesamtumsatz der Fahrradbranche belief sich 2018 auf 3,16 Milliarden Euro. Mittlerweile ist fast jedes vierte verkaufte Fahrrad hierzulande elektrifiziert, langfristig rechnet der Zweirad-Industrie-Verband mit 35 Prozent Marktanteil. „Die Leute fahren gerne Fahrrad“, sagt Fleischer, „mit dem Elektroantrieb nehmen wir ihnen die wesentlichen Ausreden, nicht zu fahren.“
Allerdings ist die E-Bike-Branche in manchen Bereichen bereits an Entwicklungsgrenzen gestoßen – zumindest vorerst. Die Energiedichte pro Kilogramm hat in den Lithium-Ionen-Akkus in den vergangenen Jahren stets zugenommen, laut Fleischer ist diese Entwicklung nun erst einmal an einem Ende angelangt. Reichweite lässt sich also nicht beliebig steigern. Innovationen gebe es vor allem im Bereich der Gewichtsreduzierung und moderner digitaler Assistenzmittel für den Fahrer. Doch je mehr davon an Bord, desto teurer wird das Gefährt.
Wie viel kostet ein gutes E-Bike?
„Zwischen 1000 und 2000 Euro bestehen bei E-Bikes erhebliche Qualitätsunterschiede“, sagt Dirk Sexauer, Geschäftsführer des Verbunds für Service und Fahrrad. Darüber hinaus würden die Unterschiede marginaler werden, er empfehle dennoch immer eine Probefahrt vor dem Kauf. Auch bei den Motoren gebe es unter denen im Fachhandel angebotenen nur kleine Unterschiede, führender Anbieter sei wohl Bosch.
„Abseits des Fachhandels gibt es Motoren und Akkus von fragwürdiger Qualität, die ich keinesfalls empfehlen würde“, sagt Sexauer. Was der Fahrradexperte allenfalls an E-Bikes zu kritisieren hat: Unerfahrene Radfahrer überschätzen sich manchmal beim Fahren eines Pedelecs, was die Unfallgefahr erhöht. Die ersten Fahrradverbände bieten daher demnächst in Testphasen Fahrsicherheitstrainings für Elektrofahrräder an.
Bosch bietet ein ABS für E-Bikes an
Bosch setzt auf andere Mittel, um die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen: So bietet der Konzern bereits seit Ende des vergangenen Jahres ein Bremsassistenzsystem, das ABS, für Pedelecs an – bisher ist die Nachfrage aber wohl noch recht verhalten. Auf der Jubiläumsfeier stellt der Konzern auch seine Produktneuheiten vor. Während das neue Motorsystem an Gewicht verlor, ist die neue Batteriegeneration, sogenannte Power Tubes, in ihrer leistungsfähigsten Variante schwerer geworden. Für Lasten-E-Bikes gibt es nun die „Cargo Line“ als Antriebseinheit. Sie soll die Zuladung automatisch erkennen.
Was die Zukunft im elektrifizierten Fahrradmarkt bringt? Vielleicht eine effektive Brennstoffzellenvariante, vielleicht etwas ganz anderes. Laut Aussage von Bosch wächst die E-Bike-Sparte jedes Jahr zweistellig und damit überproportional zum Markt, der bereits Wachstumsraten um die 15 Prozent aufweist. Zu Umsätzen und Plänen für die neue Geschäftseinheit möchte der Konzern sich auf Nachfrage jedoch nicht äußern.
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